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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen
Autoren: Michael Juergs
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ermittelt worden. Es hat sich, was zumindest eigenartig ist angesichts der täglichen Berichte in den Zeitungen, niemals ein Einheimischer gemeldet, der just an diesem Abend zwischen 21 und 22 Uhr mit einem Kleinkind unterwegs war. Was normal gewesen wäre. Falls es sich tatsächlich nur um einen harmlosen Familienvater gehandelt hat, der zufällig mit seinem Kind auf dem Heimweg war, hätte er doch nichts zu verbergen gehabt.
    Erst Ende Mai 2007 wird nach Jane Tanners Beschreibung, ergänzt durch die Aussagen einer ortsansässigen Engländerin, Gail Cooper, die einige Tage vor der Tatnacht am Strand einen Mann mit »abgerissener Kleidung, strähnigem Haar, pockennarbigen Wangen« herumschleichen sah, das Phantombild eines Mannes erstellt, den nun wirklich niemand mehr mit Gerald McCann verwechseln kann. In den Jahren, die seitdem vergingen und in denen immer wieder neue, abenteuerlich klingende Mutmaßungen über den Fall Maddie aufkamen, in denen die Eltern auf allen möglichen Sendern Interviews gaben, tauchte nie auch nur der leiseste Hinweis auf den Pockennarbigen auf.
    Es spricht manches dafür, dass just dieser Mann der Entführer sein könnte. Dass Jane Tanner – und nicht Martin Smith – den wahren Täter gesehen hat. Wobei in dem Zusammenhang gleich die nächste ungelöste Frage in diesem Fall auftaucht, nämlich die nach dem schweigsamen Mann in der Rua da Escola Primaria, der Smith und seiner Familie entgegengekommen war. Warum hat sich der nicht bei der Polizei gemeldet und Gerry McCann entlastet? Es gibt wieder mal zwei mögliche Erklärungen. Die eine: Es war ein Urlauber, der bereits am nächsten Morgen die
Algarve wieder verlassen hat und zu Hause nichts über den Fall Maddie gelesen oder gesehen hat. Unwahrscheinlich angesichts der globalen medialen Find Maddie Action . Oder aber er hatte einen triftigen Grund, sich nie zu melden. Er und nicht der Mann, den Jane Tanner sah, ist der Entführer, und das schlafende Kind war tatsächlich Maddie.
    Gonçalo Amaral zieht am Ende seines Buches die für ihn einzige plausible Bilanz: »Das Kind Madeleine McCann starb in der Nacht des 3. Mai 2007 im Appartement 5A des ›Ocean Club‹. Es wurde eine Entführung vorgetäuscht. Kate und Gerald McCann sind verdächtig, an der Beseitigung des Leichnams ihrer Tochter beteiligt gewesen zu sein. Es gibt Hinweise auf die Vernachlässigung der Sorgfalts- und Aufsichtspflicht der Eltern gegenüber den Kindern.« Kate McCann hielt dagegen – und diesen Argumenten folgte auch der Richter in Lissabon, der im ersten Prozess Amarals Buch verbot –, dass im Gegensatz zu allen Beteuerungen von herabgelassenen Rollläden, die nur von innen und nicht von außen hochgezogen werden konnten, und von geschlossenen Fenstern eines der Fenster im Wohnraum weit offen stand, mit hochgezogener Jalousie, als sie gegen 22 Uhr die Wohnung betrat. Hatte sich ein bereits in der Wohnung lauernder Eindringling diesen alternativen Fluchtweg geöffnet?
    Hat sich ein Entführer, wie es wiederum der Journalist Collins in seinem Szenario beschreibt, tatsächlich hinter der Schlafzimmertür versteckt, als Oldfield nach den Kindern schaute? Hatte der die Haustür doch wieder abgeschlossen? War dem Kidnapper deshalb nur die eine Möglichkeit geblieben, nämlich durchs Fenster in Richtung Parkplatz und Rua Dr. Francisco Gentil Martins zu entkommen, weil es zu riskant gewesen wäre, sich über die Terrasse und durch die Gartenanlage des »Ocean Clubs« davonzuschleichen ?
    Der Vorwurf, ihre Kinder allein gelassen zu haben und ursächlich schuld zu sein an Maddies Verschwinden, der bleibt. Mit dieser Schuld müssen die McCanns leben. Ganz egal, ob sie je erfahren – oder ob die Welt je erfährt –, was tatsächlich in dieser Nacht
geschah. Wären wir doch, sagte Kate McCann in einem der Fernsehinterviews, mit denen sie und ihr Mann seit Jahren das Interesse der Öffentlichkeit am Fall Maddie wachzuhalten versuchen, wären wir doch bloß wie ursprünglich geplant mit allen Freunden in ein weiter entferntes Restaurant gegangen, in das wir die Kinder hätten mitnehmen müssen!
    Was genau wann am Abend des 3. Mai 2007 geschah, wenigstens das steht nach einer minutiösen Recherche der BBC fest, die sich jeder Schlussfolgerung enthält: Um 20.35 Uhr treffen Kate und Gerry McCann in der Tapas-Bar zum Abendessen ein. Ihre Kinder schlafen im Appartement 5A. Eine halbe Stunde später, um 21.05 Uhr, schaut Gerry McCann nach ihnen und kehrt zurück an den Tisch.
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