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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen
Autoren: Michael Juergs
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geschleppt wurde. Wenn ein Fremder in die Wohnung eingedrungen und das Kind aus dem Schlaf und aus dem Bett gerissen hätte, müsste sie eigentlich geweint oder laut geschrien haben. Oder gibt es gar andere Gründe dafür, dass sie so tief schlief und nicht reagiert hat? Noch am Morgen dieses 3. Mai hatte sich Madeleine bei ihrer Mutter beklagt, dass sie in der zurückliegenden Nacht nicht zu ihr ans Bettchen gekommen sei, obwohl sie geweint und laut nach ihr gerufen habe. Eine Nachbarin, die dieses Gespräch beim Frühstück mitbekam, hat es so ausgesagt. Eine andere Urlauberin, Pamela Fenn, erinnert sich, dass sie Maddie einmal stundenlang habe weinen hören. Denkbar also, dass die praktische Ärztin Kate McCann ihr ein Schlafmittel ins Essen gemischt hat, damit die Kleine nicht wieder aufwachen, weinen und nach ihr suchen würde. Was ihre Mutter stets bestritt. Es wäre eine mögliche Erklärung dafür, dass Maddie nicht aufgewacht ist, als ein Fremder sie aus dem Bettchen hob.
    Selbst dieses Szenario glaubt Amaral widerlegen zu können, indem er eine andere Theorie aus denselben Fakten konstruiert: Schlaftrunken von den ihr verabreichten Mitteln sei Maddie eben doch in der Nacht aufgewacht, aus ihrem Bett geklettert, aus dem Zimmer getapst, in dem auch ihre beiden Geschwister schliefen, habe ihre Mutter oder ihren Vater gesucht, aber die waren ja nicht da. Sie habe wahrscheinlich beschlossen, die zu suchen, sei auf die Lehne des schweren Sofas im Wohnraum gestiegen, um das Fenster an der Vorderseite des Appartements zu öffnen, dabei aber, geschwächt durch die Schlaftabletten, von der hohen Lehne gefallen und mit dem Köpfchen voran zwischen Fenster und Sofa auf den Steinboden gestürzt. Dabei könnte sie sich tödliche Verletzungen zugezogen haben.
    Diesen Unfall, so die darauf basierende Indizienkette des Portugiesen,
habe der entsetzte Vater bei seinem Rundgang entdeckt und sich entschlossen, seine Tochter verschwinden zu lassen. Emotionslos Entscheidungen zu treffen, so Amaral, sei in Gerald McCanns Beruf als Kardiologe alltägliches Geschäft. Das habe der gelernt. Darum habe er angesichts der toten Maddie kühl reagiert. Wie aber soll er das so schnell organisiert haben? Wie soll er es geschafft haben, ungesehen aus der Ferienanlage zu gelangen? Wo hat er Maddie versteckt und wann endgültig verschwinden lassen ? Wie hat er seine Abwesenheit den anderen erklärt?
    Stimmt, gibt Amaral zu, ist schwer vorstellbar. Deshalb sei wohl alles viel früher passiert, so gegen halb sieben Uhr abends, und nach dieser Theorie habe McCann genügend Zeit gehabt für seine »Operation Maddie«. Niemand glaubt, dass die McCanns ihre Tochter ermordet haben könnten, das nun doch nicht. Wo der Vater Maddie verschwinden ließ und wie er das ungesehen als Ortsfremder geschafft haben soll, dafür hat Amaral keine Erklärung. Doch warum, fragt er stattdessen, sind alle Anruflisten, alle Protokolle der gewählten Nummern sowohl auf Kates als auch auf Gerrys Handy gelöscht, warum ist der erste Anruf von Gerald auf dem Handy seiner Frau erst um 23.17 Uhr vermerkt, wie eine Anfrage beim Provider ergab? Deren Erklärung: Sie hätten nicht telefoniert, weil sie mit der Suche nach Maddie beschäftigt waren und weil Kate in der Wohnung auf den einen, den erlösenden Anruf wartete, man habe sie gefunden. Bis dann, logisch begründbar, um 23.17 Uhr ihr Mann mitteilte, dass die Suche erfolglos geblieben war.
    Jane Tanner, Lebensgefährtin von Russel O’Brien, glaubt wie alle von den Tapas Seven , dass die McCanns unschuldig sind. Sie hatte in ihrer Aussage einen etwa fünfunddreißig- bis vierzigjährigen Mann beschrieben, der ein schlafendes Kind auf dem Arm trug. Allerdings lief der nicht Richtung Strand, in die Richtung, in der Martin Smith einen getroffen hatte, sondern in die andere Richtung, bergauf also. War dieser Mann der Entführer? Falls Tanner die Wahrheit sagt, wäre das der beste Beweis für die Unschuld der McCanns. Oder wollte sie, wie wiederum Amaral ihr
unterstellt, damit nur ablenken von Gerald McCann, den Smith für Momente im Fernsehen glaubte erkannt zu haben? Kann es sein, dass Jane Tanner am Abend des 3. Mai 2007 nur einen harmlosen Urlauber gesehen hat, zum Beispiel Jeremy Wilkins, der just um diese Zeit seinen acht Monate alten Sohn auf dem Arm nach Hause trug? Denn schließlich war es dunkel um die fragliche Zeit und der Parkplatz kaum beleuchtet.
    Der Mann, den Jane Tanner gesehen hat ist von der Polizei nie
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