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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara
Autoren: Das Affenhaus
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Gebrauch von Lexigrammen. Wir stellen dem Sprachzentrum
die Ergebnisse unserer Arbeit zur Verfügung und sind gespannt auf die Früchte
unserer Zusammenarbeit.»
    «Wie
stehen Sie zum anhängigen Strafgerichtsverfahren?»
    «Ein
Mensch ist so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist, und ich habe
vollstes Vertrauen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werden wird.» Isabel
ließ den Blick über die Menge streifen, lächelte und sah den Journalisten in
die Augen. «Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.» Sie faltete ihre Spickzettel
zusammen, schob sie in die Jackentasche und gab ihrem engsten Kreis - Celia,
Nathan, Gary, John und sein Fotograf Philippe - das Zeichen, ihr zu folgen. Der
uniformierte Wachmann schloss das Tor hinter ihnen, und die Menge davor
zerstreute sich.
    Isabel
führte die Gruppe eine unbefestigte Straße entlang, die sich zwischen
tropischen Bäumen und blühenden Büschen dahinschlängelte, deren betörender
Duft an überreife Früchte erinnerte.
    John
schloss zu ihr auf. Isabels Haare waren inzwischen wieder so lang, dass man die
Narbe nicht mehr sah. Es würde Jahre dauern, bis sie ihr wie früher schwingend
über den Rücken fielen, doch sie hatte ein zartes, hübsches Gesicht, und der
neue Look stand ihr gut.
    «Ich habe
gehört, Sie sind im Kongo gewesen», sagte sie. «Im Lola-Ya-Bonobo-Asyl.»
    «Ja. Ich
bin letzte Woche zurückgekommen.»
    «Und? Wie
war's?»
    «Unbeschreiblich.
Fast surreal. Wir sind mit Air France über Paris geflogen. Kinshasa ist eine
völlig andere Welt. Ein Trupp Soldaten stieg durch die Vordertür ins Flugzeug
ein, marschierte längs durch und stieg hinten wieder aus. Das Rollfeld war
übersät mit Flugzeugwracks.» John schüttelte den Kopf bei der Erinnerung daran.
«Auf dem Flughafen herrschte das pure Chaos. Glücklicherweise hatten wir die
Hilfe eines Einheimischen vor Ort, der die Bestechungsgelder verhandelte und
uns durch den Zoll und die Einreise gelotst hat. Ich schwöre, ohne ihn säßen
wir heute noch da. Und zwar unserer gesamten Ausrüstung beraubt.»
    «Und wie
war das Bonobo-Asyl?», fragte sie und hakte sich bei ihm unter. Die Geste kam
völlig unerwartet, und Johns Herz tat einen Sprung.
    «Die
Schlaglöcher auf den Straßen hätten einen ganzen Lkw verschlucken können, und
wir haben in der Gegend viel Armut und ausgedörrtes Ackerland gesehen, aber das
Asyl selbst ist phantastisch. Es liegt auf dem Gelände des früheren
Feriendomizils von Mobutu Sese-Seko, dem ExDiktator. Es gibt Teiche voller
Wasserlilien, einen Fluss samt Wasserfall und Mücken! Sie sind wie
Minitarnkappenbomber» - er ahmte mit der freien Hand den Flug der Mücken nach
-, «lautlos, schmerzlos, tödlich. Wussten Sie, dass es eine Malariaform gibt,
die einen binnen vier Tagen ums Leben bringt?»
    «Ja»,
sagte Isabel. «Malaria tropica. Ich hoffe doch, dass Sie
Prophylaxe betrieben haben?»
    «Und wie.
Hepatitis A und B, Gelbfieber, Typhus, Tetanus, Grippe, Meningitis,
Kinderlähmung - sogar Tollwut, der wilden Hunde wegen ...» Er schüttelte den
Kopf. «Irgendwas habe ich vergessen.»
    «Malaria?»
    «Stimmt.
Malaria», sagte John. «Wir konnten die Bonobos schon von weitem hören. Es klang
wie sehr laute Vögel. Sie waren überall. Sofort sind sie angekommen, um uns
unter die Lupe zu nehmen, und haben augenblicklich Philippes Kamera geklaut.
Es war ein regelrechtes Überfallkommando - einer hat seine Beine festgehalten,
der zweite hat den Riemenverschluss gelöst, und dann hat sich ein dritter die
Kamera geschnappt und ist damit abgehauen. Die Bonobos haben den Apparat mit
auf einen Baum genommen, und Philippe machte ein Gesicht, als würde er
anfangen zu weinen. Im Tausch gegen grüne Äpfel haben wir die Kamera
schließlich zurückbekommen, aber erst, nachdem die Bonobos ein Dutzend Bilder
geschossen hatten. Eines davon kommt auf alle Fälle mit in die Reportage -
Philippe, wie er direkt in die Kamera schaut, flehend, die pure Verzweiflung in
den Augen. Es ist genial.»
    Isabel
warf lachend den Kopf in den Nacken. «Und typisch Bonobo!» Sie seufzte. «Da
möchte ich auch irgendwann mal hin.»
    «Sie
werden sicher eines Tages Gelegenheit haben hinzufahren.»
    «Auf
jeden Fall», sagte sie und klang dabei so zuversichtlich, dass John ihr einen
verstohlenen Blick zuwarf. Sie wirkte so fröhlich und entspannt. Selbst an dem
Tag, als sie sich kennengelernt hatten, vor dem Anschlag, hatte sie etwas
Reserviertes, Ängstliches an sich gehabt. Das war völlig
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