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Bittersueßes Hoffen

Bittersueßes Hoffen

Titel: Bittersueßes Hoffen
Autoren: Sandra Marton
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gefolgt.
    Sein Vater war vor über einem Jahr an einem Herzinfarkt gestorben. Brian wartete darauf, dass sich ein Gefühl der Trauer einstellte, doch er war nur ein bisschen enttäuscht, dass er jetzt keine Gelegenheit mehr haben würde, Isaiah gegenüberzutreten und ihm zu sagen, wie sehr er sich in seinem jüngeren Sohn geirrt hatte. Er las weiter.
    Dad hat alles mir vermacht. Natürlich ist das nicht richtig.
    Wir finden eine Lösung, wenn Du nach Hause kommst.
    Brian lächelte angespannt. Ted mochte so denken, aber er wollte keinen Penny vom Geld der Camerons. Er drehte den Brief um und wunderte sich über die nächste Zeile.
    Ich weiß nicht so recht, wie ich es Dir mitteilen soll. Du hast gesagt, ich solle auf Faith aufpassen, deshalb habe ich es getan. Sie war so allein, so verzweifelt ...
    Sein Bruder war mit Faith verheiratet. "Nein", flüsterte Brian, "nein..." Mit Faith, die er liebte und anbetete. Nur die Erinnerung an sie hatte ihn am Leben erhalten, während er sich abgequält hatte, um seinen Weg zu finden. Isaiah hatte Recht gehabt. Sie hatte gesagt, sie liebe ihn und werde niemals einen anderen lieben, aber sie war die ganze Zeit nur hinter dem Namen und dem Geld der Camerons her gewesen. Vom Rest des Briefs bekam Brian nur einen
    undeutlichen Eindruck. Brüllend vor Qual zerknüllte er ihn. Die Männer, die in seiner Nähe standen, sahen auf, dann gingen sie davon. Sie waren raubeinige Ölbohrarbeiter wie er, aber keiner von ihnen wollte etwas mit dem zu tun haben, was sie an jenem Tag in Brian Camerons Blick erkannten.
    Brian zerriss den Brief in kleine Fetzen. Dann brach er mit Zuhause, Ted, Faith, mit allem, wovon er viel gehalten und was er gewollt hatte.
    Von diesem Moment an hielt er nur noch etwas davon, reich zu werden. Und Rache war das Einzige, was er wollte.

1. KAPITEL
    Liberty, Georgia, heutzutage
    Der Juni war nach Georgia gekommen und hatte eine solche Hitze mitgebracht, dass ebenso gut Hochsommer hätte sein können. Sogar jetzt schon, um acht Uhr morgens, war es drückend heiß.
    Faith saß am Toilettentisch und stöhnte fast auf vor Verzweiflung. An jedem anderen Morgen hätte sie sich über das Wetter nicht aufgeregt. Sie war in den Südstaaten aufgewachsen und wusste, dass man mit dem Sommer am besten fertig wurde, indem man ihn ignorierte. Man band sich das Haar zum Pferdeschwanz, zog Shorts, ein T-Shirt und Sandaletten an und blieb ungeschminkt. Aber an diesem Tag ging das nicht. In einer Stunde hatte sie einen Termin bei Sam Jergen, Teds Anwalt. Sie musste aussehen wie Faith Cameron und nicht wie Faith Davenport. Jergen hielt sie noch immer für ein Flittchen, das seinen Mandanten vor neun Jahren in die Ehe gelockt hatte. Dass er sie nicht mochte, hatte sie in dem Moment gewusst, als sie ihn kennen gelernt hatte, doch der Anwalt war nicht dumm. Er hatte sie respektvoll behandelt, solange Ted am Leben war.
    Am Tag der Beerdigung ließ Jergen die Maske fallen. "Mein Beileid, Miss Davenport“, hatte er gesagt und dann hinterhältig gelächelt. "Verzeihung. Mrs.
    Cameron, meinte ich natürlich."
    Faith presste die Lippen zusammen. Eigentlich hatte er sie mit einem der Schimpfnamen belegen wollen, die von den Leuten in der Stadt benutzt wurden, aber sie hatte ihm nicht die Freude gemacht zu reagieren. An diesem Tag würde sie es auch nicht tun, obwohl er zweifellos alles versuchen würde, um sie zu erniedrigen.
    Tränen traten ihr in die Augen. Ted, tot. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass er auf einer regennassen Straße zwischen Liberty und Atlanta bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Die Wochen danach waren wie in einem Nebel vergangen. Leute waren ins Haus gekommen, angeblich, um ihr Beileid auszudrücken, in Wirklichkeit, um sie sich mal näher anzusehen, jetzt, da niemand mehr da war, der sie vor Klatsch schützte. Es war alter Klatsch, aber das spielte keine Rolle. In einem Ort wie Liberty hielt sich Klatsch ein Leben lang, besonders wenn er brisant war. Und was hätte brisanter sein können als ihre schnelle Heirat mit Ted Cameron, nachdem sein Bruder sie sitzen gelassen hatte? Höchstens die Geschwindigkeit, mit der sie schwanger geworden war.
    Faith bürstete sich das Haar. Wenn sie doch nur die Besprechung an diesem Morgen absagen könnte. Und was nützte es, etwas aufzuschieben, was erledigt werden musste? Jergen hatte klar gemacht, dass es wichtig war.
    "Es geht um den Nachlass Ihres Mannes", hatte er gesagt.
    Tun Sie nicht so übertrieben diensteifrig,
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