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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
Autoren: Suzanne McLeod
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Stimmungsumschwung der Hexenzicke ließ mich vermuten, dass sie das gemerkt hatte.
    Das Problem war, dass Magie zwar nicht wählerisch ist – man kann nicht mit ihr diskutieren oder sie zur Vernunft bringen –, dass sie aber definitiv einen eigenen Willen hat. Und der ist meist unberechenbar und kapriziös, besonders um mich herum. Eine Sidhe zu sein, ein magisches Wesen also, hat seine Nachteile. Hexen dagegen sind menschliche Wesen – das heißt, die von ihrer Vaterseite vererbte Magie schlägt sich nicht in ihrer DNA nieder –, und das hat ebenfalls Nachteile: Hexen brauchen Zauberbücher und –sprüche, um Magie manipulieren zu können. Für mich dagegen machten die extra Vorsichtsmaßnahmen von Helen Crane alles nur komplizierter.
    Ich wies mit einer lässigen Handbewegung auf den Bannkreis. »Ist der ganze magische Krimskrams wirklich nötig?«
    »Ms Taylor«, entgegnete sie streng, »wir befinden uns hier im Herzen von London, einer der geschäftigsten Großstädte der Welt, und ich bin für ihre magische Sicherheit und ihr Wohlergehen verantwortlich. Wir müssen uns gegen alle Eventualitäten absichern, egal, wie unwahrscheinlich sie sein mögen. Also ja, all der ›magische Krimskrams‹, wie Sie es so charmant ausdrücken, ist nötig.«
    Das stimmte vielleicht sogar, obwohl ich sicher war, dass sie es mir schwerer machen würde, wenn sie nur konnte. Noch immer nicht ganz beruhigt, schaute ich mich nach Bundesgenossen um. Constable Martin stand brav ein wenig abseits und schaute geflissentlich ins Leere; von dieser Seite hatte ich keine Unterstützung zu erwarten, obwohl sie Hugh zugetan zu sein schien. Letzterer stand jetzt weiter weg im Eingang zu den Katakomben und deckte mit seiner hünenhaften Gestalt fast das ganze hereinfallende Licht ab. Er war auf meiner Seite, aber wenn’s um Magie ging, war er leider blind. Der einzige andere Anwesende – außer Crane – war der Polizeipathologe Dr. Craig.
    Er befand sich auf der anderen Seite des Kreises, wo er in die Hocke gegangen war und fleißig ein gelbes Formular auf einem Klemmbrett, das er auf seinen in einer Tweedhose steckenden Knien balancierte, mit seiner winzigen Krähenfüßchenschrift füllte. Ein Kranz grauer, wolliger Haare umgab seinen Kopf, aus dem sich, wie ein kahler Berg, sein Schädel erhob. Aus dem Haarkranz ragten an beiden Seiten beeindruckende Henkeltassenohren heraus. Er schaute plötzlich auf, als hätte er gespürt, dass ich ihn ansah, lächelte mir zerstreut zu und kritzelte dann weiter. Dr. Craig arbeitete in der HOPE -Klinik, einer Klinik für Menschen und magische Wesen, wo er sich hauptsächlich der Erforschung von 3V, dem Vampir-Venom-Virus, widmete. Ich kannte ihn, weil ich schon seit Jahren Freiwilligendienste in der Klinik leistete. Dr. Craig war bekannt für sein penibles Dokumentieren von Fällen, und das stetige Kratzen seines Stifts auf dem Papier übte eine beruhigende Wirkung auf mich aus.
    Mein inneres Radar ordnete ihn als ganz gewöhnlichen Menschen ein, aber ich wusste, dass er dank irgendwelcher magischer Verwandtschaft Magie sehen und auch spüren konnte. Da er nie ein Hehl daraus gemacht hatte, wie wenig ihm an seiner Polizeiarbeit lag – er kuriere lieber die Lebenden als die Toten, war sein Wahlspruch –, konnte ich davon ausgehen, dass die Hexenzicke ihn nicht im Sack hatte. Und ihm schien ihr ganzer magischer Krimskrams nichts auszumachen.
    Dr. Craigs Wahlspruch erinnerte mich an den Grund, aus dem ich hier war. Ich schaute zu dem Mädchen; sie war zwar tot, aber herauszufinden, was sie getötet hatte – der Fluch oder etwas anderes –, und dazu beizutragen, dass es nicht wieder geschah, hieß, Leben zu retten. Es war also müßig, mir über DI Cranes übertriebene Vorsichtsmaßnahmen Gedanken zu machen – die Zeit war knapp, ich durfte nicht länger zögern. Ich griff in meine Tasche und holte ein halbes Dutzend Lakritzschlangen heraus, stopfte sie in den Mund und begann hektisch zu kauen. Der Zuckerstoß half meiner Magie auf die Sprünge. Dann übergab ich Hugh meine Lederjacke, fasste noch einmal Graces Anhänger an und formulierte insgeheim ein Stoßgebet an alle Götter, die gerade Zeit haben mochten, mir zu helfen.
    Dann trat ich in den Bannkreis.
    DI Crane murmelte etwas Lateinisches, und ich spürte, wie Magie kribbelnd über mich hinwegstrich. Dann schnappte der Bannkreis mit einem hörbaren Knacks wieder hinter mir zu. Über mir wölbte sich nun eine transparente Kuppel, die blitzte
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