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Bitter Love

Bitter Love

Titel: Bitter Love
Autoren: J Brown
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…« Sie hielt inne, als ich michvorbeugte, um den Müll wegzuwerfen. »Keine Ahnung. Könnte doch Spaß machen.«
    »Und wehtun«, erinnerte ich sie. »Außerdem wär’s für immer.«
    »Aber es könnte Spaß machen«, wiederholte sie.
    Daves Stimme dröhnte durchs Lokal. Er motzte irgendwen in der Küche an, was mich daran erinnerte, dass ich dringend weiterarbeiten musste, bevor er über mich in Wut geriet.
    »Ich ruf dich an«, sagte ich. »Wir reden nachher weiter.«
    Bethany kramte nach ihren Autoschlüsseln. »Ich verlass mich drauf«, sagte sie und ging durch die Glastür.
    Kurz berührte ich meine Halskette, dann huschte ich zurück hinter die Theke. Während ich mit den Tabletts weitermachte, träumte ich ein bisschen von Colorado.
    Bethany, Zack und ich hatten beschlossen, dort hinzufahren, als wir gerade mal acht Jahre alt waren. Zacks Mutter nannte uns damals noch »das Katastrophen-Trio«. Anfangs war es meine Idee gewesen. Ich wollte an den Ort, zu dem meine Mutter vor ihrem Tod aufgebrochen war   – wollte in Erfahrung bringen, was sie damals so wichtig gefunden hatte, dass sie bereit war, dafür ihre Familie zu verlassen, denn genau das hatte sie getan.
    Aber ziemlich bald hatten Bethany und Zack mitfahren wollen. Zum Teil, weil sie meine besten Freunde waren und wussten, wie wichtig mir das Ganze war. Doch hauptsächlich eher deshalb, weil die Reise bestimmt Spaß machen würde. Nach Colorado zu fahren kam uns irgendwie cool vor, es klang wie etwas, das Leute in Filmen machten. Ein Roadmovie über dreiFreunde, die quer durchs Land unterwegs sind, um einem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Das schrie doch nach einem Spielfilm, oder?
    Wir hatten beschlossen, uns die Colorado-Reise selbst zum Highschool-Abschluss zu schenken, und schon bevor unser letztes Schuljahr angebrochen war, hatte Bethany wie wild zu planen begonnen. Sie redete über nichts anderes mehr und hatte sogar einen festen Urlaubsplanungs-Tag eingeführt: Wir trafen uns jeden Samstag (Bethanys Idee), um Einzelheiten durchzusprechen, immer abwechselnd bei ihr, bei mir oder bei Zack zu Hause (meine Idee). Dazu gehörten Pizza und Videospiele und jede Menge mieser Witze über die verschiedensten weiblichen Körperregionen (Zacks Idee). Wir hatten uns zwar den ganzen Sommer über regelmäßig getroffen, in der Zeit aber nicht sonderlich viel auf die Reihe gebracht. Unser Ergebnis bestand darin, ungefähr fünfzehn riesige Peperoni-Pizzen verdrückt zu haben und bei einem Zombie-Spiel, das Zack zum Geburtstag gekriegt hatte, bis aufs neunte Level gekommen zu sein.
    Und wenn ich ehrlich sein soll, interessierten mich Whirlpools, Skiklamotten und Restaurants überhaupt nicht. Mir ging es um Mom und was mit ihr passiert war. Dad schien das alles egal zu sein. Als ich ihm nach unserem ersten Samstagstreffen erzählt hatte, dass ich nach Colorado wollte, wenn ich mit der Schule fertig war, hatte er nur irgendwas vor sich hin gemurmelt und nicht mal von der Zeitung aufgeschaut, die er beim Frühstück immer las.
    »Ich will wegen Mom dorthin«, hatte ich von der Küchentür aus ergänzt, wie meistens mit dem Blick auf seinen Rücken.
    »Was hat denn deine Mutter damit zu tun?«, hatte er gefragt.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Darum will ich ja hin.« Ich machte ein paar Schritte in seine Richtung, blieb stehen und verschränkte die Arme. Irgendwie wirkte es hier im Haus immer einsam, wenn Dad da war. Einsam und kalt. »Ich wüsste gern, warum sie wegwollte. Was fand sie denn so toll an Colorado?«
    Abrupt stand er auf, faltete mit einer Hand die Zeitung zusammen und nahm den Kaffeebecher in die andere. »Wenn du fahren willst, dann fahr. Aber wir haben kein Geld übrig dafür. Die Studiengebühren für deine Schwester, ohne ein zweites Gehalt   …«, begann er und stellte den Becher in die Spüle. Er ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen, und bevor ich ihn noch irgendwas fragen konnte, war er schon zur Tür hinaus.
    Seit dem Tod meiner Mutter sprach Dad nur noch in unfertigen Sätzen   – besonders, wenn es um sie ging. »Du musst doch wissen, was Mom davon   …« oder »Deine Mutter hätte so ein Benehmen   …« oder »Wenn deine Mutter doch nur   …« Er sah traurig und verzagt aus, wenn er so was sagte.
    Es war das große Geheimnis meines Lebens: Meine Mutter. Mein Vater. Was zwischen ihnen passiert war und warum wir nie darüber redeten. Manchmal kam es mir vor, als wäre ich die Einzige in der Familie, der das
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