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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition)
Autoren: Nena Siara
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wärmer erstrahlte, golden orange leuchtete und nicht die Zerstörung brachte, sondern Wärme und Geborgenheit.
    Es war, als hätte sich ein Tor zum Himmel geöffnet.
    Langsam sank der Wirbel, als würde er abebben, verlangsamte sich, kippte nach außen, der Öffnung einer wunderschönen Lilie gleich, bis die Plattform schließlich stillstand und sich aller Nebel und Wirbel um uns herum unter unseren Füßen verflüchtigte.
    Saras Teint sah überraschend rosig für diese Spritztour aus. Ehrlich gesagt, hatte ich vermutet, sie würde meine Blässe bei Weitem überbieten, doch ich hatte mich nicht zum ersten Mal bei ihr getäuscht. Statt sich zu übergeben, drückte sie erneut meine Hand. Doch nur kurz. Ihr Blick wandte sich nach oben, ihre Augen weiteten sich und begannen zu glänzen.
    „David! Sieh nur!“
    In einem etwa 100 Meter hohen Luftraum stand eine monumentale Skulptur eines urigen, alten Mammutbaumes, der aus seinem Inneren heraus in den verschiedensten Goldtönen nach außen zu leuchten schien. Er schien zu strahlen, zu leben, göttlich, heilig aus jeder Zelle seiner Rinde, aus jeder Pore seiner Blätter. Flimmerndes, gleißendes Licht durchstrahlte den dunklen Raum und verwandelte ihn in ein sakrales Gebäude, in dem jeder Mensch zur Demut und Hingabe zwangsläufig ermahnt wurde. Wärme und Dankbarkeit, Vertrauen und Hoffnung schienen seine Worte zu sein und auch mich ergriff in diesem Augenblick jedes dieser Gefühle, gepaart mit Erwartung und freudiger Erregung.
    Doch dieses Monument schien mehr zu können. Nicht nur sein Strahlen bestärkte und berauschte uns, ein unbeschreiblich liebliches Summen und Singen durchdrang den Raum, ließ die Lichtkegel vibrieren und tanzen! Sanft und liebevoll. Jeder Lichtstrahl schien mit den anderen im Chor zu singen, sich aufeinander einzulassen und abzustimmen und auch wenn es mir sicher nicht zustand dies zu sagen, so war mir doch, als würden wir unter Engeln stehen, ihrem Gesang lauschen und Zeugen sein, wie dieser Baum den Luftraum in eine Kathedrale des Lebens verwandelte.
    Schlagartig fühlte ich mich unterlegen, klein und unbedeutend. Von wegen Legende! Ein Nichts war ich!
    Die Atmosphäre war atemberaubend und ich hätte mir den Ort nicht besser vorstellen können, als ich es zuvor getan hatte, als mich der Junge mit dem Hirsch bat, den Ort zu wählen.
    Erstaunt, meine Vision nun hier lebendig und leibhaftig vorzufinden, suchte ich nach Worten und fand sie.
    „Gefällt es dir?“, wollte ich von Sara wissen.
    „Da fragst du noch? Das ist das Schönste, was ich je gesehen habe, David! Werden wir es hier tun? Wirst du hier tatsächlich wieder ein Mensch?“
    Strahlende Augen! Meine Sara! Ihre Freude schien für einen Moment jene unbeschreibliche Schönheit des Raumes zu überdecken und mein Herz hüpfte vor aufbäumender Liebe und Hingabe zu diesem wundervollen Geschöpf. Zutiefst zärtlich hob ich meine Hand und berührte besonders behutsam ihre samtige Wange.
    „Wenn Du immer noch willst?“ Irgendwie gab ich die Hoffnung nicht auf, sie eventuell doch noch zum Rückzug zu bewegen, aber sie lachte nur lieblich und schüttelte belächelnd den zarten Kopf.
    „Wäre ich sonst hier?“
    Eine dumme Gegenfrage! Und in diesem Augenblick hatte ich den Eindruck, als ob sich tatsächlich mein Brustkorb hob und senkte. Vielleicht hatte ich geseufzt aus meiner Erinnerung. Oder die Luft schien bereits in meinen Körper zu kriechen wie das Wasser der Flut den Strand erobert.
    Eine Geste des Jungen forderte uns auf, ihm von der Plattform zu folgen. Zum Baum.
    Lauter und lauter wurden die betörenden Stimmen, heller und heller das gleißende Licht. Erinnerungen an Bilder der Sonne stiegen hoch, warm und lebendig, vernichtend und unbarmherzig. Für UNS. Nicht für Sara. Aber hier waren wir alle in Sicherheit. Da gab es keine Zweifel. Der Baum schien zu leuchten und zu glühen. Von innen. Und je näher wir ihm kamen, desto deutlicher konnten wir die winzigen Spalten in der Oberfläche erkennen, einer Rinde gleich, die jenes Licht nach außen ließ und uns in Wärme und Geborgenheit hüllte. Saras Hand drückte fester und fester. Nicht, dass es schmerzte, noch empfand ich ihn nicht, doch ihre Unruhe war so immer klarer zu erkennen, und so war auch ich zunehmend in einem Zustand der Spannung.
    Unmittelbar vor dem Stamm anhaltend, blendete mich alles, unsagbar hell und kaum sichtbar war hier die Umgebung. Froh, den Hirsch vor uns gut erkennen zu können, warteten wir ab. Einer
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