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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition)
Autoren: Nena Siara
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Steinritzen gebohrt. Würde die Sucherin ihn schnell entdecken? Ich hoffte nicht! Allein schon, weil ich an Miguel dachte und ihm, auch wenn es kindisch von mir war, eifersüchtig gewesen zu sein, nichts Gutes wünschte.
    Der Anblick verlor sich im Schatten der nächsten Biegung und zwang mich, meine Konzentration erneut auf unser Führungskind zu richten. Gut, denn schließlich kannte ich den Rückweg durch den Gängedschungel nicht, auch wenn ich mir sicher war, im Zweifelsfall wieder gefunden zu werden. Hinter einer plötzlichen Biegung wurde es dunkel. Ein langer, schier endlos wirkender Gang befand sich vor uns, eng wie die Stufen der Vatikankuppel, und ebenso schief. Als würden wir durch eine Ammonitenspirale laufen, eng, rund und einem Mittelpunkt nähernd, worum ich mehr als froh war.
    Diese Vorbereitung nervte mich bereits jetzt und ich fragte mich, was das eigentlich alles sollte. Konnten wir nicht einfach den Transfer von Saras Blut hier inmitten der ganzen Schläuche vollziehen? Wozu das ganze Theater mit einem Ort? Ich entschied, es war egal, ob es noch einige Tage dauern würde, zudem wussten diese Halbvampire hier unten Bescheid. Sie hatten jede Menge Transfers hinter sich. Also fügte ich mich.
    Wir schienen angekommen. Ein kleines rundes Plateau war das Endziel der Gangspirale. Steinig einerseits und futuristisch andererseits, denn kaum hatten wir es betreten, kurbelte es sich langsam in die Höhe, ins Dunkel. Alles um uns herum verschwand in tiefem Schwarz. Passend zum Tod und der Vergleich wirkte auf mich makaber. DAS war ja vielleicht ein Weg! Er sollte uns Hoffnung machen und schickte uns zunächst erstmal ins Dunkle Reich. Doch plötzlich erhellte sich der einzige Schatten. Als würden Sonnenstrahlen einer untergehenden Sonne von oben ein karamellfarbenes Licht einblenden und den hohen düsteren Schacht einfärben.
    Ein Fahrstuhl zur ewigen Sonne hätte nicht schöner aussehen können und ich empfand ein regelrechtes Wohlwollen beim Aufsteigen in diese Atmosphäre. Mein Herz, das ohnehin nicht mehr aufgehört hatte, zu schlagen, jagte seinen Puls in jede Ader, auch wenn kein echter Tropfen durch sie hindurch floss. Die Venen pochten unaufhaltsam und kräftiger wie noch vor einigen Minuten.
    Etwas schien sich zu verändern, schien vorwärts zu gehen je höher wir stiegen. Durch die Rotation konnte ich schwer schätzen, wie hoch wir fuhren und ob wir überhaupt nach oben fuhren. Vielleicht drehten wir uns auch nur im Kreis und die Umgebung veränderte sich. Schimmernde Wellen und Lichtschwaden zogen an uns vorbei, tauchten alles in die unterschiedlichsten Farbtöne und entführten uns in die Welt der Malerei. Seltsam benebelt und berauscht spürte ich Saras Hand, die zärtlich nach mir griff, liebevoller als sie es in den Gängen getan hatte, anscheinend war auch sie ergriffen und benebelt von den visuellen Effekten des Weges.
    „Das ist wunderschön, David. Weißt Du, was das ist?“
    „Nein. Es ist wunderschön.“ Mehr konnte ich dazu nicht sagen und drückte ihre Hand ebenso wohlwollend, wie sie es zuvor mit meiner getan hatte.
    Meine Gedanken schienen zu wirbeln und mein Mund wollte nicht reden. Ohnehin hatten Sara und ich kaum ein Wort seit Madrid gewechselt. Keiner von uns hatte reden wollen. Die Ereignisse überschlugen sich seit dem Flugzeugaufenthalt und es schien, als ob wir beide nur noch Beobachter waren. Zuschauer im eigenen Gruselkabinett.
    Die Rotation beschleunigte sich. Sara hielt meine Hand fester und die anderen waren kaum noch auf der Plattform zu erkennen. Schneller und immer schneller wirbelten wir im Kreise, die Farben wurden immer heller und blitzender, unsere Körperlichkeit schien sich aufzulösen, kaum war noch etwas zu spüren, bis auf Saras Fingernägel, die sich vergeblich bemühten, in meiner festen Haut Halt zu finden. Vergebens. Wirbel und dicker Nebel kam auf, verschluckte das gleißende Licht, nahm es ein und begann einen wilden Tanz um uns herum, sodass wir nichts mehr wahrnehmen konnten. Alles drehte sich unendlich schnell und wir waren blind und unbeweglich. Ein bekanntes Gefühl für mich, nichts mehr unter Kontrolle zu haben, ausgeliefert zu sein. Nur zu gut kannte ich das. Mir machte es nichts mehr aus. Trotz der einsetzenden Gefühle.
    Plötzlich öffnete sich der Wirbel von oben und ein leuchtendes warmes Licht ließ diesen aussehen, wie eine lange Röhre. So und nicht anders musste es bei einem Tornado im Inneren aussehen. Nur dass dieser hier viel
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