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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
Autoren: Stephenie Meyer
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nicht wasserfest. Mom und ich hatten unser Geld zusammengelegt, um meine Wintergarderobe aufzustocken, aber sie war trotzdem noch dürftig. Es passte alles problemlos in den Kofferraum des Streifenwagens.
    »Ich hab ein gutes Auto für dich bekommen, ganz billig«, verkündete er, als wir angeschnallt waren.
    »Was denn für eins?« Ich war misstrauisch, weil er »ein gutes Auto für dich« gesagt hatte anstatt nur »ein gutes Auto«.
    »Genauer gesagt, einen Transporter – einen Chevy.«
    »Woher hast du den?«
    »Erinnerst du dich noch an Billy Black aus La Push?« La Push ist das winzige Indianerreservat an der Küste.
    »Nein.«
    »Er war im Sommer immer mit uns angeln«, versuchte mir Charlie auf die Sprünge zu helfen.
    Das würde erklären, warum ich mich nicht an ihn erinnerte. Wenn es darum geht, schmerzhafte Erinnerungen aus meinem Gedächtnis zu streichen, bin ich echt gut.
    »Er sitzt jetzt im Rollstuhl«, fuhr Charlie fort, als ich nicht reagierte. »Er kann nicht mehr Auto fahren, also hat er mir ein gutes Angebot gemacht.«
    »Welches Baujahr?« Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das die Frage, von der er gehofft hatte, ich würde sie nicht stellen.
    »Billy hat ’ne Menge am Motor rumgebastelt – er ist eigentlich nur ein paar Jahre alt.«
    »Wann hat er ihn denn gekauft?« Er glaubte doch wohl nicht, dass ich so schnell aufgab.
    »Gekauft hat er ihn, glaub ich, 1984 .«
    »Neu?«
    »Das nicht. Neu war er Anfang der Sechziger, würde ich sagen – oder frühestens in den späten Fünfzigern«, gab er verlegen zu.
    »Aber Dad, ich hab nicht die geringste Ahnung von Autos. Wenn was kaputtgeht – ich krieg das nie wieder hin, und eine Reparatur kann ich mir nicht leisten …«
    »Ehrlich, Bella, das Ding läuft wie geschmiert. So was wird heute gar nicht mehr gebaut.«
    Das Ding. Das ist doch was, dachte ich mir – einen Namen hatte es schon mal.
    »Was verstehst du denn unter billig?« Um mal zu dem Punkt zu kommen, bei dem ich keine Kompromisse machen konnte.
    »Also, eigentlich hab ich ihn dir schon gekauft. Als Begrüßungsgeschenk.« Charlie warf mir einen hoffnungsvollen Seitenblick zu.
    Wow. Umsonst.
    »Dad, das war doch nicht nötig. Ich hätte mir doch selber ein Auto gekauft.«
    »Ist schon okay. Ich will, dass du hier glücklich bist.« Sein Blick war nach vorn auf die Straße gerichtet, als er das sagte. Charlie fiel es nicht leicht, seine Gefühle in Worte zu fassen. Und weil ich das von ihm hatte, schaute ich ebenfalls nach vorn, als ich ihm antwortete.
    »Das ist echt lieb von dir, Dad. Danke, ich freu mich wirklich.« Ich musste ihm ja nicht unbedingt verraten, dass ich unmöglich in Forks glücklich sein konnte. Und einem geschenkten Transporter schaut man nicht ins Maul – oder unter die Motorhaube.
    »Ach was, keine Ursache«, murmelte er verschämt.
    Wir wechselten noch ein paar Sätze über das ewige Regenwetter, und das war’s dann. Schweigend blickten wir nach draußen.
    Es war tatsächlich schön hier, gar keine Frage. So grün alles: die Bäume, deren Stämme mit Moos überwachsen waren und deren Äste und Blätter ein Dach bildeten. Der Boden war von Farnen bedeckt, und selbst das Licht, das durch das Laub fiel, war grünlich.
    Es war zu grün. Ein fremder Planet.
    Dann waren wir endlich bei Charlie. Er wohnte noch immer in dem kleinen Haus mit den drei Zimmern plus Küche, das er und meine Mutter am Anfang ihrer Ehe gekauft hatten. Mehr als den Anfang hatte es nicht gegeben in ihrer Ehe. Und dort, an der Straße vor dem immergleichen Haus, stand mein neuer – na ja, neu für mich – Transporter. Sein roter Lack war ausgeblichen, er hatte große, abgerundete Kotflügel und ein knollenförmiges Fahrerhaus. Zu meiner großen Überraschung fand ich ihn super. Ich wusste zwar nicht, ob er fahrtüchtig war, aber ich fand, er passte zu mir. Außerdem war das eines dieser robusten, eisernen Vehikel, die praktisch unzerstörbar sind und Unfälle immer ohne jeden Kratzer überstehen, während ringsumher die Einzelteile irgendeines ausländischen Fabrikats verstreut liegen.
    »Wow, Dad, der ist ja großartig! Danke!« Der schreckliche nächste Tag erschien mir auf einmal sehr viel weniger furchteinflößend. Zumindest stand ich nicht vor der Entscheidung, entweder zwei Stunden durch den Regen zu laufen oder im Streifenwagen des Polizeichefs bei der Schule vorzufahren.
    »Freut mich, dass er dir gefällt«, grummelte Charlie, dem so viel Begeisterung schon
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