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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
Autoren: Stephenie Meyer
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Blick an, dass sie sofort Bescheid wusste. Mit Sicherheit hatten sie hier schon gespannt gewartet und sich die Mäuler zerrissen. Die Tochter der flatterhaften Exfrau vom Polizeichef. Wieder zu Hause, nach so langer Zeit.
    »Ja, richtig«, sagte sie und kramte in einem wackligen Stapel Unterlagen herum, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. »Voilà – hier haben wir deinen Stundenplan, und hier ist eine Übersichtskarte des Schulgeländes.« Sie kam mit mehreren Blättern Papier zum Empfangstresen.
    Sie ging mit mir meinen Stundenplan durch, zeichnete auf der Karte die kürzesten Wege zwischen den verschiedenen Räumen nach und gab mir einen Zettel, den ich von allen Lehrern unterschreiben lassen und am Ende des Unterrichts wieder bei ihr abgeben sollte. Dann lächelte sie und sagte, sie hoffte, es würde mir in Forks gefallen. Genau wie Charlie. Ich erwiderte ihr Lächeln so überzeugend wie möglich.
    Als ich zurück zu meinem Transporter ging, trudelten so langsam die anderen Schüler ein. Ich fuhr um die Gebäude herum, immer ihren Autos nach. Ich war froh, dass die meisten ältere Baujahre waren, so wie meins, nichts Schickes. Zu Hause hatte ich in einem der wenigen einkommensschwachen Viertel des Paradise Valley District gewohnt; dort war ein fabrikneuer Mercedes oder Porsche auf dem Schülerparkplatz ganz normal. Hier war das schönste Auto ein blitzender Volvo, und der stach so richtig heraus. Um nicht gleich alle Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, stellte ich den donnernden Motor ab, sobald ich eingeparkt hatte.
    Ich schaute mir noch einmal die Karte an und versuchte sie mir einzuprägen – ich hatte keine Lust, den ganzen Tag mit einem Stück Papier vorm Gesicht herumzulaufen. Dann stopfte ich alles in meine Tasche, warf mir den Trageriemen über die Schulter und atmete tief ein. Ich schaff das, redete ich mir ohne große Überzeugung ein. Es würde mich schon niemand beißen. Schließlich stieg ich aus.
    Ich verbarg mein Gesicht unter der Kapuze und mischte mich unter die übrigen Schüler. In meiner schlichten schwarzen Jacke fiel ich nicht auf, wie ich erleichtert feststellte.
    Nachdem ich an der Cafeteria vorbei war, war Haus drei nicht zu verfehlen: Auf ein weißes Quadrat am östlichen Rand des Gebäudes war eine große schwarze 3 gepinselt. Je näher ich dem Eingang kam, desto hektischer ging mein Atem. Ich versuchte die Luft anzuhalten und betrat hinter zwei Unisex-Regenjacken das Gebäude.
    Das Klassenzimmer war klein. Die beiden vor mir hängten ihre Jacken an eine lange Reihe von Kleiderhaken gleich neben der Tür. Ich hängte meine daneben. Es waren zwei Mädchen; die eine hatte porzellanfarbene Haut und blonde Haare, die andere war ein gleichfalls blasser Typ mit hellbraunen Haaren. Wenigstens mein Teint würde hier nicht herausstechen.
    Ich ging mit meinem Laufzettel zum Lehrer, einem großen, nahezu kahlköpfigen Mann, dessen Namensschild ihn als Mr Mason auswies. Er sah meinen Namen und glotzte mich an – keine besonders ermutigende Reaktion. Natürlich lief ich puterrot an. Aber wenigstens schickte er mich zu einem freien Tisch in der letzten Reihe, ohne mich der Klasse vorzustellen. Der Platz ganz hinten erschwerte es meinen neuen Mitschülern, mich anzustarren, aber irgendwie schafften sie es trotzdem. Ich hob meinen Blick nicht von der Leseliste, die der Lehrer mir gegeben hatte. Ziemlich elementare Sachen: Brontë, Shakespeare, Chaucer, Faulkner. Hatte ich alles schon gelesen, was beruhigend war … und langweilig. Ich überlegte, ob Mom sich wohl einverstanden erklären würde, mir den Ordner mit meinen alten Essays zu schicken – oder würde sie das für Betrug halten? Ich diskutierte in Gedanken verschiedene Streitpunkte mit ihr durch, während der Lehrer vorne weiterschwafelte.
    Als es klingelte – es war eher eine Art nasales Surren –, lehnte sich ein schlaksiger Junge mit Problemhaut und öligen Haaren über den Gang zu mir rüber.
    »Du bist Isabella Swan, oder?«, sprach er mich an. Dem Aussehen nach war er einer dieser übertrieben hilfsbereiten Jungs, die ihre Nachmittage im Schachclub verbrachten.
    »Bella«, berichtigte ich ihn. Alle im Radius von drei Tischen drehten sich in meine Richtung.
    »Was hast du als Nächstes?«, fragte er.
    Ich musste in meiner Tasche nachsehen. »Äh, Politik, bei Jefferson, Haus sechs.«
    Egal, wohin ich schaute: neugierige Blicke.
    »Ich muss zu Haus vier, ich könnte dir den Weg zeigen.« Übertrieben hilfsbereit, ohne jede
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