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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
Autoren: Stephenie Meyer
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sie sechs und ich ihre Barbiepuppe. Wenn ich zappelig wurde oder mich beschwerte, machte sie mir ein schlechtes Gewissen: Sie habe schließlich keinerlei Erinnerungen an ihr menschliches Leben und ob ich ihr den Spaß nicht gönnen könnte, ein bisschen was von ihrer verlorenen Kindheit nachzuholen. Zur Krönung steckte sie mich in ein absolut unglaubliches Kleid – tiefblau und schulterfrei, mit Rüschen und französischen Etiketten, die ich nicht lesen konnte. Kurzum: Wir waren in Abendgarderobe irgendwohin unterwegs, und das konnte nichts Gutes bedeuten, da war ich mir sicher. Außer … doch das traute ich mich nicht zu formulieren, nicht einmal in Gedanken.
    Edwards Handy klingelte. Er zog es aus der Innentasche seines Smokings, warf einen Blick aufs Display und ging ran.
    »Hallo, Charlie«, sagte er zurückhaltend.
    Charlie? Auch das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Charlie war ziemlich … na ja, schwierig gewesen seit meiner Rückkehr nach Forks. Carlisle behandelte er fast wie einen Heiligen, Edward dagegen hielt er nach wie vor für den Schuldigen an meiner Verletzung, weil ich ohne ihn gar nicht erst nach Phoenix gefahren wäre – Edward selber war ganz seiner Meinung. Die Folge war, dass es zu Hause neuerdings Regeln gab: Ich hatte jetzt meine persönlichen Sperrstunden und Besuchszeiten.
    Irgendwas, das Charlie sagte, brachte Edward dazu, zuerst ungläubig zu gucken und dann zu grinsen.
    »Das ist nicht dein Ernst!« Er lachte.
    »Was denn?«, wollte ich wissen.
    Er ignorierte mich. »Gib ihn mir doch mal«, sagte er mit sichtlichem Vergnügen. Ein paar Sekunden vergingen.
    »Hallo, Tyler, hier ist Edward Cullen.« Seine Stimme war sehr freundlich, zumindest oberflächlich – ich kannte ihn jedoch gut genug, um den leisen Anklang der Drohung nicht zu überhören. Aber was machte Tyler bei mir zu Hause? Doch nicht etwa … Ich schaute an mir herab, auf das viel zu elegante Kleid, in das Alice mich gezwängt hatte. Und dann war der Groschen gefallen.
    »Es tut mir leid, wenn es da ein Missverständnis gegeben haben sollte, aber Bella ist heute Abend unabkömmlich.« Dann wurde sein Ton schärfer. »Und um ganz ehrlich zu sein, sie wird jeden Abend unabkömmlich sein, zumindest für alle außer mir. Ist nicht bös gemeint. Und tut mir leid, wenn ich dir den Abend verdorben habe.« Es klang so, als täte es ihm überhaupt nicht leid. Dann klappte er das Handy zu und grinste zufrieden.
    Zornesröte schoss mir ins Gesicht, und Tränen traten mir in die Augen.
    Er schaute mich überrascht an. »War das Letzte ein bisschen übertrieben? Ich wollte dich nicht kränken.«
    Anstatt zu antworten, schrie ich ihn an: »Wir gehen auf den Jahresabschlussball ?«
    Mit einem Mal war alles geradezu schmerzhaft offensichtlich. Ich hätte nur mal auf die Idee kommen müssen, mir die Plakate etwas genauer anzuschauen, die jede Wand in der Schule zierten – dann wäre mir sicherlich auch das Datum aufgefallen. Allerdings hätte ich nicht im Traum damit gerechnet, dass er mich dazu nötigen würde. Kannte er mich denn so schlecht!?
    Jedenfalls hatte er nicht mit einer so heftigen Reaktion gerechnet. Seine Lippen waren zusammengepresst, seine Augen verengten sich. »Bella, stell dich doch nicht so an.«
    Ich schaute nach draußen; wir waren schon auf halbem Weg zur Schule.
    »Warum tust du mir das an?«, fragte ich voller Entsetzen.
    Er deutete auf seinen Smoking. »Ehrlich, Bella, was hast du denn gedacht, wo wir hingehen?«
    Am liebsten wäre ich im Boden versunken, so peinlich war mir das alles. Zum einen, weil ich offensichtlich ein Brett vor dem Kopf gehabt hatte. Zum anderen, weil die unbestimmte Erwartung, die ich den ganzen Tag lang, während Alice versuchte, mich in eine Schönheitskönigin zu verwandeln, gehegt hatte, so weit von der Realität entfernt war. Eine ängstliche Hoffnung, die mir jetzt bloß noch dämlich vorkam.
    Klar hatte ich gedacht, dass ein besonderer Anlass bevorstand. Aber ein Schulball? Nie im Leben wäre ich darauf gekommen.
    Wütende Tränen rollten mir über die Wangen. Dann fiel mir zu meiner Bestürzung ein, dass Alice mir Wimperntusche aufgetragen hatte, und ich wischte mir im Gesicht herum, um das Gröbste zu verhindern. Doch meine Hand war nicht geschwärzt – wahrscheinlich hatte sie sich schon gedacht, dass für mich nur wasserfestes Make-up in Frage kam.
    Er verstand die Welt nicht mehr. »Das ist doch lächerlich! Warum weinst du denn jetzt?«
    »Warum? Weil ich sauer
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