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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
Autoren: Stephenie Meyer
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besser Bescheid wusste, als ihm lieb war. Ich sah, wie er seinen Ärger unterdrückte. Sein Blick wurde grüblerisch.
    »Was ist mit Charlie?«, fragte er knapp. »Und Renée?«
    Er wartete, ich schwieg. Eine halbe Ewigkeit lang rang ich um eine Antwort auf seine Frage. Ich öffnete meinen Mund, doch kein Ton kam heraus. Ich schloss ihn wieder. Ein siegessicherer Ausdruck trat in sein Gesicht – er wusste, ich hatte keine.
    »Das ist auch kein Problem«, murmelte ich schließlich, doch es klang so wenig überzeugend wie immer, wenn ich log. »Renée hat von jeher die Entscheidungen getroffen, die für sie richtig waren. Und Charlie ist unverwüstlich – er ist es gewohnt, allein zu sein. Ich kann nicht ewig auf die beiden aufpassen. Ich muss mein eigenes Leben führen.«
    »Völlig richtig«, sagte er. »Und genau deshalb werde ich es nicht beenden.«
    »Falls du darauf wartest, dass ich im Sterben liege, dann lass dir gesagt sein, dass ich das gerade hinter mir hab.«
    »Du erholst dich wieder«, erinnerte er mich.
    Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen, und ignorierte den scharfen Schmerz, den das Heben und Senken der Brust auslöste. Wir starrten uns an. Seine Miene war unnachgiebig.
    »Du irrst dich«, sagte ich langsam.
    Er zog seine Stirn in Falten. »Quatsch. Vielleicht behältst du ein paar Narben, aber …«
    »Du irrst dich«, beharrte ich. »Ich werde sterben.«
    »Jetzt hör schon auf, Bella«, sagte er aufgewühlt. »In ein paar Tagen, maximal zwei Wochen, bist du hier wieder raus.«
    Ich funkelte ihn an. »Vielleicht sterbe ich nicht jetzt … aber irgendwann schon. Mit jeder Minute rückt mein Tod näher. Und vorher werde ich alt.«
    Er begriff und runzelte die Stirn. Dann presste er seine langen Finger an die Schläfen und schloss die Augen. »So ist es ja auch richtig. Genauso soll es sein. Und so würde es auch sein, wenn es mich nicht gäbe. Und es sollte mich nicht geben .«
    »Pfff«, machte ich verächtlich. Erstaunt öffnete er seine Augen. »Das ist doch albern. Das ist dasselbe, als würde man im Lotto gewinnen und sagen: ›Es ist besser, wir nehmen das Geld nicht und leben so weiter, wie wir eigentlich leben sollten.‹ So was lass ich mir nicht einreden.«
    »Ich bin ja wohl kaum ein Lottogewinn«, knurrte er.
    »Stimmt. Du bist viel besser als ein Lottogewinn.«
    Er verdrehte die Augen und presste seine Lippen zusammen. »Bella, ich werde mich nicht mehr mit dir darüber streiten. Ich weigere mich, dich zur ewigen Nacht zu verdammen, und damit Schluss.«
    »Wenn du denkst, dass damit Schluss ist, kennst du mich aber schlecht«, erwiderte ich. »Du bist nicht der einzige Vampir auf der Welt.«
    Wieder wurden seine Augen schwarz. »Alice würde es nicht wagen!«
    Und einen Moment lang sah er so furchteinflößend aus, dass ich ihm aufs Wort glaubte – dass ich mir nicht vorstellen konnte, woher irgendjemand den Mut nehmen sollte, ihn gegen sich aufzubringen.
    »Alice hat es vorausgesehen, hab ich Recht?«, mutmaßte ich. »Deshalb regt es dich so auf, was sie sagt. Sie weiß, dass ich eines Tages so sein werde wie du.«
    »Sie irrt sich. Sie hat dich auch tot gesehen, und das ist auch nicht passiert.«
    » Ich werde jedenfalls nicht gegen Alice wetten.«
    Stumm starrten wir uns an. Nur das Piepen und Tropfen, das Surren der Maschinen und das Ticken der Uhr durchbrachen die Stille. Das Schweigen hielt an, bis irgendwann die Härte aus seinem Blick wich.
    »Tja, und was heißt das jetzt?«, fragte ich.
    Er lachte trocken. »Patt, würde ich sagen.«
    Ich seufzte – und stöhnte prompt auf vor Schmerzen.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er und schaute zum Klingelknopf.
    »Gut«, log ich.
    »Ich glaub dir kein Wort«, sagte er sanft.
    »Ich werde jetzt nicht schlafen.«
    »Du brauchst Ruhe. Diese Streiterei ist nicht gut für dich.«
    »Dann gib doch einfach nach.«
    »Das könnte dir so passen.« Er streckte seine Hand nach dem Knopf aus.
    »Nein!«
    Er beachtete mich nicht.
    »Ja?«, quäkte es aus dem Lautsprecher an der Wand.
    »Sie könnte jetzt etwas gegen die Schmerzen vertragen«, sagte er ruhig und ignorierte meine wütende Miene.
    »Die Schwester kommt gleich«, sagte eine gelangweilte Stimme.
    »Ich nehm es nicht«, drohte ich.
    Er schaute auf den Tropf, der neben meinem Bett hing. »Ich glaub nicht, dass sie dir was zum Schlucken geben werden.«
    Mein Herz begann zu rasen. Er sah die Angst in meinen Augen und seufzte entnervt.
    »Bella, du hast Schmerzen. Du musst dich
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