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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03
Autoren: Karl Bleibtreu
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singen: »Ich habe geschmiedet ein gutes Schwert, ich will bezwingen die ganze Welt?« Gott ging schweigend seinen unerforschlichen Weg. Englands Jehova zahlt keine Konventionalstrafe, wenn er den Pakt mit seinem auserwählten Volk, ihm die ganze Erde zu geben mit ihrer Fülle, nachträglich mit allerlei Klauseln einschränkt.
    Während in Czernowitz die Fenster klirrten und das Pflaster bebte, flanierten und flirteten die k. k. Offiziere auf Urlaub und warfen, wenn sie in die Schlacht zogen, ihren Freudenhäusern Kußhände zu: Tschau, Schatz! Et tu, felix Austria, nube ! Die Entente sagte nur Finis Austriae an, in den Lüften grollte: Finis Russiae ! Doch es stirbt sich nicht so leicht, und wie Finis Poloniae in verfrühtes Auferstehungslied umklang, so kann kein Geheul britischer und gallischer Hochmutsteufel in Finis Germaniae ausklingen.
    Ungeheure Anstrengungen Japans und Amerikas, dem Schellentanz des zu Tode getroffenen Zarismus ein Scheinleben einzublasen, brachten nur Zuckungen einer galvanisierten Halbleiche hervor, das Siegel des Golem ward plötzlich gelöst und er sank um, ein Haufen Lehm. Die Opferfreude der Dollarprinzen mit festen Wucherpreisen galt natürlich dem demokratischen Westeuropa? Geschäft ist Geschäft, und dem Zarismus unter die Arme zu greifen, den man bisher in Acht und Bann getan, war ein biederes Samariterwerk. O zahlungsfähige Moral, dein Name ist Großkapital, o Heuchelei, dein Name ist Yankee. Und was ist Dein Name, heilige Dummheit? Bauernschläue, Prozeßsucht, die den Prozeß immer in letzter Instanz verliert, der »heilige Egoismus«, der nicht den Wald vor Bäumen sieht. Japan wird einst in Sack und Asche trauern, weil es fürs Linsengericht der Kriegslieferungen seine Ostasiatische Erstgeburt verkaufte, die Spanne Frist verstreichen ließ, wo es just im Weltkrieg mit Amerika abrechnen konnte. Überall Kurzsichtigkeit pfiffiger Schmutziane. Alle ernten einst den Lohn ihrer Schäbigkeit.
    Keine Lüge versäumend, an die weder die Presse noch ihre Leser glaubten, zum Aufreizen dummer Leidenschaften, gaben Armeebefehle die Losung weiter, Gefangene und Verwundete abzumurksen, nachher aber erfand man riesige Gefangenenziffern. So schwachherzig mißachteten Muschiks und Poilus solche väterliche Strenge, durch Nagasika und Maschinengewehre hinter der Front aufgepeitscht? Der deutsche Totenverlust blieb immer normal, sintemal die »Sieger« selten Zeit zu Gnadenstößen fanden, weil sie so bald das Weite suchten. Was stimmt nun, viele Tote oder viele Gefangene? Löse mir, o Örindur! Auch diesen Zwiespalt der Natur, daß alle »liberalen« Demagogen ein Herz und eine Seele waren mit den bramarbasierenden Organisatoren der Niederlage, die sich nachher im Westen als Carnots des Sieges spreizten, weil ein ironisches Schicksal ihre Unfähigkeit in bengalische Beleuchtung rückte. Und all diese Knock-out-Verbrecher mit dem Säbel und mit dem Schnabel flunkerten von deutschem Militarismus als einzigartig und vomierten täglich »Freiheit und Recht«, bis selbst die unmündigen Kindlein, Volk genannt, sich die Nase zuhielten, an der man sie herumführte. Dies Geschlecht der Örindur bleibt der Gemeinheit feste Säule und sein Thron wird bestehen, »ob die Natur auch damit zu Ende eile«. Ich kenne dich, schöne Maske!
    Die Rumänen ließen sich anfangs in Masse niedermachen, die Deutschen staunten über solche Verbissenheit, bis sie erfuhren: Die feile Ignorantenpresse machte den armen Teufeln vor, wir marterten unsere Gefangenen zu Tode nach guter alter Hunnensitte Attilas! Die kulturlose Unbildung der analphabetischen Volksschichten in allen Ententeländern (denn was wußten Poilu und Tommy anders von Deutschland, als was »Daily Liar« und »Matin« – guten Morgen, Herr Fischer! – vorschwatzen?) förderte wesentlich den Kampf für »Freiheit und Zivilisation«. Warum weissagte unsere Presse nicht auch den deutschen Gefangenen, wie die »großmütig ritterlichen Franzosen« sie mißhandeln würden? Weil man sie ausgelacht hätte, denn Michel ist unfähig, sich französische Niedertracht richtig vorzustellen, noch weniger das Maß von Lügensucht, das die englische Presse den wahrheitsliebenden Briten zumutete. Doch, o wunderbare Gerechtigkeit des Maß für Maß! am schlimmsten sind deutsche Gefangene behandelt worden nach dem Zusammenbruch, wo man unsere Vergeltung nicht mehr zu fürchten hatte, alle Überläufer und feige sich Drückenden der Schlußphase hatten ein schlimmeres Los
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