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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02
Autoren: Karl Bleibtreu
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glücklich, wenn ich Ihnen Zugeständnisse machen könnte. Doch ich habe den Befehlen meines Kaisers zu willfahren. Immerhin will ich versuchen, ihn umzustimmen. Warten Sie auf mich, ich werde mit Seiner Majestät und General Moltke nochmals die Belfortfrage besprechen.« –
    Selbst der energische Blumenthal wußte nichts von Belfort, sondern nur von Metz. »Könnten wir Metz wohl aufgeben?« frug ihn der Kronprinz.
    »Auf Land kommt es nicht an, sondern aufs militärische Prinzip der Sicherung gegen französische Frechheit, deshalb müssen wir Metz haben. Das politische Prinzip sagt freilich nur: alles was deutsch ist, muß unser werden. Ist Metz durch und durch französiert, müßten wir es allerdings wohl fallen lassen, aber es darf nicht Festung bleiben. Schlimm genug, daß eine so große Stadt an unserer Moselgrenze liegt. Oder am Ende brauchten wir die Forts nicht zu rasieren, sondern behalten sie besetzt, die Stadt bleibt unter unseren Kanonen.«
    »Thiers versichert auch, sie könnten nicht zwei Milliarden Taler zahlen, sie hätten sie nicht.«
    »Bah, sie werden sie schon finden. Das arme Preußen mußte 1807 bis 11 noch ganz anders bluten und das halbe Königreich hergeben. Waren Wesel, Erfurt, Magdeburg etwa nicht kerndeutsch, und haben die Schufte nicht auch Stettin, Küstrin, Wittenberg, Glogau, Danzig mit französischen Garnisonen garniert? Und da sollen wir noch um Metz und Thionville markten! Wir könnten geradesogut nach Langres und Besançon Besatzungen legen und Verdun behalten.«
    »Thiers bietet Luxemburg für Metz.«
    »Fremdes Gut, so echtfranzösisch. Um dort die geschleifte Festung wieder aufzubauen, brauchen wir viel Geld. Wozu denn das!«
    »Er weigert auch, daß wir nach Paris einrücken.«
    »Das geht nimmer an, es dreht einem das Herz im Leibe um. Dies größenwahnsinnige Pack muß man demütigen bis aufs Blut. Metz mit seinen Gräben aufgeben und von Paris mit langer Nase abziehen! Wir dürfen uns nichts vorschreiben lassen.«
    »Wenn sie aber nicht wollen! Damit wäre der Friede in weite Ferne gerückt«, klagte der Kronprinz schwermütig. Er sehnte sich nach einem Ende des grausamen Spiels, und das gleiche fürchtete Blumenthal vom König, was aber keineswegs zutraf.
    *
    Ein harter Strauß entspann sich um Preisgabe Belforts. »Sie sind immer dafür, dem Feinde goldene Brücken zu bauen«, murrte der König. »Man sieht es Ihnen nicht an, doch Sie sind zu weich. Wenn ich noch an Niklosburg denke!«
    »Hätte ich damals nachgegeben, so würden Eure Kaiserliche Majestät heut nicht diesen Titel führen, und Österreich hätte nicht an sich gehalten, um jeden Preis Revanche zu holen.«
    »Das ist richtig«, gab der König zu. »Indessen handelt es sich diesmal doch nicht um jemand, den wir später zum Freund gewinnen könnten.«
    »Nein, aber den wir auch nicht übermäßig reizen möchten. Der Besitz von Belfort scheint mir nicht absolut notwendig, und für Frankreich ist's eine Ehrenfrage, weil nur diese Festung sich hielt. Sie jetzt auszuliefern wäre keiner Regierung möglich, die sich auf dem Posten halten will gegen den Unwillen der ganzen Nation.«
    »Was geht das uns an!« Moltke zuckte gleichgültig die Schultern. »Belforts Felsbastionen könnten sich zu einer riesigen Lagerfestung auswachsen, von wo man das Elsaß in der Flanke bedroht. Die Trouée de Belfort ist eine strategische Ausfallpforte.«
    »Dagegen könnten wir selbst Verschanzungen anlegen.«
    »Mit Geld und Mühe! Wozu in die Ferne schweifen, wenn wir billiger haben können, was wir brauchen! Wir müssen einfach den Frieden diktieren, und wollen die Kerle nicht, so muß der Kampf noch gründlicher ausgefochten werden. Gewinnt man eine Schlacht und verfolgt nicht unmittelbar, so nützt es in der Regel nichts, ein Erfolg muß ausgebeutet werden sofort und rücksichtslos.«
    Otto murmelte ironisch »Königgrätz«, bemerkte aber ruhig: »Das weiß ich sehr wohl, und Sie werden ein Wehegeschrei in Europa hören, daß wir eher zu stark vom Siegerrecht Gebrauch machten. Angesichts der ohnehin großen Mißgunst des Auslandes verschlägt es uns nichts, in Kleinigkeiten nicht den Bogen zu überspannen, wenn wir nur durch raschen Frieden jedes fremde Interventionsgelüst ersticken. Kann ich dafür stehen, ob nicht Fürst Gortschakow, der vor Neid platzt, plötzlich die Belfortfrage zur seinen macht und erklärt, wir gingen zu weit und mißhandelten das arme Frankreich über Gebühr?«
    »Ach, Rußland braucht drei Monate
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