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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge
Autoren: Richards Emilie
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Sorte?“
    „Das sind die Leute, die vorgeben, keine Rassisten zu sein.“
    Er drückte ihre Hand. „Phillip kann auf sich selbst aufpassen. Und solange er hier in der Stadt bleibt … Es ist an der Zeit, dass er sesshaft wird, und dafür gibt es keinen besseren Ort als diesen.“
    Sie bemerkte, dass er zur Bar blickte. Er würde die Vorräte ein zweites Mal überprüfen; das tat er immer. „Wir werden heute Abend volles Haus haben. Wir sind ausgebucht“, sagte sie.
    „Wir sind jeden Abend ausgebucht.“
    Eigentlich war für den Augenblick alles gesagt, doch sie ertappte sich dabei, wie sie ihn weiterhin festhielt. „Ich möchte, dass Phillip bleibt, Jake. Das weißt du. Ich möchte, dass er heimisch wird. Das konnte ich ihm nie bieten. Ich wusste nicht, wie. Ich möchte nur nicht, dass er Kompromisse eingehen muss. Ich möchte nicht, dass er Handlanger einer alten Frau ist, die der Welt beweisen will, wie liberal sie ist. Was hat er davon?“
    „Eine Geschichte?“
    Einen Moment lang schwieg sie, bevor sie die Achseln zuckte. „Vielleicht. Vielleicht geht es nur darum. Vielleicht denkt er deshalb darüber nach.“
    „Oder vielleicht denkt er darüber nach, weil er verliebt ist und eine Ausrede braucht, um eine Weile in der Stadt bleiben zu können.“
    Musik drang aus dem Hinterzimmer in die Bar. Es war bedächtiger, rauchiger Jazz aus einem anderen Jahrzehnt, It’s Too Soon to Know , eines von Jakes Lieblingsliedern. Sie lächelte. „Manchmal denke ich, du glaubst all diesen albernen alten Songs wirklich.“
    Er ließ ihre Hand los, um ihr Kinn zu umfassen. „Manchmal tue ich das auch.“Belinda saß auf ihrer Seite der vorderen Veranda, als Phillip auf ihre Auffahrt bog. Zwei Nachbarskinder hockten auf der Brüstung vor ihr und lehnten sich gegen den dicken Teppich von Jasmin, der zum Dach rankte. Das ältere der kleinen Mädchen flocht dem jüngeren die Haare.
    „Du brauchst gar keine eigenen Kinder“, lächelte Phillip, als er die Treppe hinaufkam. „Du hast ja immer genügend Kinder anderer Leute um dich herum.“
    „Das ist die beste Lösung. So muss ich mich nicht auch noch um einen Mann kümmern.“
    Phillip war nicht besonders sentimental. Aber wenn er Belinda ansah, hatte er das Gefühl, dass sich in seinem Innern die losen Enden eines Bandes vereinten.
    Sie trug eine dunkle bedruckte Haremshose und ein mit Fransen besetztes Top, das kurz über ihrem Nabel endete. Vor ein paar Wochen hatte sie sich die Haare so kurz geschnitten wie ein Mann, und die Wirkung war verblüffend. Sie hatte einen schlanken majestätischen Hals und ein ovales Gesicht, das von ihren mandelförmigen Augen mit den langen, geschwungenen Wimpern beherrscht wurde. Der Kurzhaarschnitt legte den Fokus auf die ganze Frau, die Schönheit, den Stolz.
    Das Temperament.
    „Du hast überall auf meinem Schreibtisch deine Kaffeebecher stehen lassen, Phillip Benedict.“
    „Ich bekenne mich schuldig.“ Er lehnte sich an den Stützpfeiler der Veranda. „Und was sollte ich deiner Meinung nach jetzt tun?“
    „Meiner Meinung nach solltest du reingehen und aufräumen.“
    „Verlässt du deine kleinen Freundinnen und kommst mit rein?“
    „Amy, bist du fertig?“, fragte Belinda.
    Das ältere Kind mit den rosigen Wangen und dem frechen Blick kicherte und rutschte von der Verandabrüstung auf denBoden. „Wollen Sie tun, was er sagt, Miss Belinda?“
    „Ich tue nie, was er sagt. Vergiss das nicht.“
    „Dann gehen Sie nicht ins Haus?“
    „Doch. Aber nur, weil mir kalt ist. Und ihr beide flitzt nach Hause.“
    Die beiden Mädchen sausten los, hüpften den Weg entlang und dann auf den Bürgersteig. Das ältere Mädchen nahm die Hand des jüngeren.
    „Ist es nicht schon ein bisschen zu spät für die beiden, um draußen zu sein?“, wollte Phillip wissen.
    „Während ihre Mutter Büros in der Canal Street putzt, bleiben sie bei ihrer Tante – aber die hat selbst sechs Kinder und Mühe, den Überblick zu behalten. Den Mädchen geht es gut; Amy ist mit ihren acht Jahren schon eine erfahrene, reife Dame. Trotzdem will ich sicher sein, dass sie gut ankommen. Du kannst ja schon ins Haus gehen.“ Sie erhob sich.
    „Du kennst jedes Kind in der Nachbarschaft, nicht nur diejenigen, die bei dir im Kindergarten waren, oder?“
    „Nein. Aber sie kennen mich.“
    Phillip legte seine Hand auf ihre Schulter und hielt Belinda zurück, bevor sie die Treppe hinuntergehen konnte. „Warst du mit acht auch schon eine erfahrene, reife
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