Bis zum letzten Atemzug
P. J. in dem Bus waren. Mehr als alles in der Welt wollte er Marlys die freudige Nachricht überbringen, dass ihre Enkelkinder sicher nach Hause zurückgekehrt waren. Sein Handy hörte auf zu vibrieren, und Will drängte sich durch die Menge ans Fenster. Sein Herz machte einen Satz, als er Beth und Natalie Cragg aus dem Bus steigen sah. In jedem Gesicht suchte er nach P. J. und Augie, aber sie waren nicht unter den Kindern. Frustriert bahnte er sich einen Weg zu Beth und Natalie, in der Hoffnung, von ihnen Näheres zu erfahren. Außerdem wollte er nicht, dass sie von irgendjemand anderem als Darlene oder Verna vom Selbstmord ihres Vaters erfuhren.
»Beth, Natalie«, rief er ihnen zu, und ihre Augen strahlten beim Anblick eines vertrauten Gesichts.
»Mr Thwaite.« Beth rannte weinend zu ihm und hielt dabei die Hand ihrer Schwester weiterhin fest umklammert. »Haben Sie meine Mom oder meinen Dad gesehen?«
Will schüttelte den Kopf. Er wollte nicht lügen, aber auch nicht zu viel verraten. »Eure Grandma war vorhin noch hier. Ihr bleibt einfach bei mir, bis sie zurückkommt. Sie weiß, dass die Kinder hierhergebracht werden.« Will führte die beiden Mädchen an seinen Tisch, dann konnte er sich nicht länger zurückhalten und stellte die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte. »Habt ihr P. J. und Augie gesehen?«
Beth und Natalie nickten beide. »Sie sind noch bei ihm. Im Klassenzimmer.« Beth konnte Will nicht in die Augen schauen und fing an zu weinen. Natalie schlang ihre Arme um ihre Schwester und vergrub ihr Gesicht an ihrem Bauch.
Der Raum neigte sich gefährlich, und Will musste sich an einem Stuhl festhalten. »Geht es ihnen gut?« Er spürte, wie ihm alles Blut aus dem Gesicht wich.
»Ich weiß es nicht.« Beth schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel die Augen ab. »Bis auf ein paar Kinder hat er alle gehen lassen. Er sagte irgendwas, dass er auf jemanden wartet, und wenn der da wäre, würde er die anderen auch gehen lassen.«
»Er hat Mrs Oliver geschlagen«, sagte Natalie mit zitternder Stimme. »Er hat Lucy in den Schrank gesteckt.«
Will schaute sich in der Hoffnung um, Officer Brauns Aufmerksamkeit erregen zu können. Im Augenblick sprach ein anderes Kind ganz aufgeregt zu ihm, und Will erkannte, dass es eine Weile dauern könnte, bis er dazu käme, die Cragg-Mädchen zu befragen. »Setzt euch erst einmal. Ich besorge euch etwas zu essen.« Will hob die Hand, und die Kellnerin kam. »Bestellt euch, was immer ihr wollt, während ich versuche, eure Grandma zu erreichen.« Will entfernte sich vom Tisch und suchte sich eine ruhige Ecke, von der aus er seinen Anruf tätigen und gleichzeitig die Mädchen im Auge behalten konnte. Vernas Handy schaltete sofort auf die Mailbox, und Will hinterließ eine kurze Nachricht. »Verna, ich bin’s, Will Thwaite. Beth und Natalie sind im Lonnie’s. Sie sind in Sicherheit. Sie wissen noch nicht, was bei ihrem Vater zu Hause vorgefallen ist. Ruf mich an.«
Etwas wackelig suchte Will sich einen Weg zwischen den Familien, die wieder vereint waren, und denen, die immer noch angespannt auf Neuigkeiten über ihre Kinder warteten, und setzte sich neben die Cragg-Mädchen. Die Kellnerin hatte den beiden riesige Becher mit heißer Schokolade gebracht, und Natalie pustete den heißen Dampf weg, der sich über dem Becher erhob. Beth saß zusammengesackt auf ihrem Stuhl und starrte blind aus dem Fenster. »Ist mit euch alles in Ordnung?«, fragte Will. Die Mädchen nickten stumm. »Kanntet ihr den Mann, der in eure Klasse kam? Habt ihr ihn vorher schon mal gesehen? Könnt ihr ihn beschreiben?« Er beugte sich so weit vor, dass er die Sommersprossen auf Natalies Nase zählen konnte. Natalie zuckte zusammen, und Beth verengte ihre Augen zu Schlitzen, bevor sie ihre Schwester beschützend in den Arm nahm. Will zog sich zurück, als er erkannte, dass seine Flut an Fragen die Mädchen überforderte. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich mache mir nur solche Sorgen um Augie und R J.«
Eine ganze Weile saßen sie schweigend beisammen. Natalie nippte an ihrer heißen Schokolade, Beth knabberte an den Pommes frites, die Lonnie an den Tisch gebracht hatte. »Er war groß«, sagte Beth schließlich. »Mit bräunlichen Haaren. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.« Sie schluckte schwer und schaute ihre Schwester an. »Ich war einfach nur froh, dass er nicht mein Dad war. Da habe ich nicht genauer hingesehen.« Will lenkte sich ab, indem er ein Tütchen
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