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Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Titel: Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte
Autoren: Die Toten Hosen
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Hosen besser vorbereitet, als für diesen Abend: eine einmonatige Südamerika-Tour zum Ausprobieren des Programms, gemeinsame Waldläufe durch den Grafenberger Wald und Proben, Proben, Proben! Ca.
    60.000 Fans und Freunde kamen, teilweise in Sonderzügen aus ganz Deutschland, um einen speziellen Tag zu feiern, und den Höhepunkt der Bandkarriere mit den Hosen gemeinsam zu erleben.
    Aber der 28.Juni 1997 wurde zu einem traumatischen Erlebnis. Mitten in der allgemeinen Euphorie und im Tanzgetümmel vor der Bühne kam Rieke Lax, ein junges Mädchen aus Holland, zu Tode. Sie muß erstickt sein. Der genaue Sachverhalt, wie es zu dem Unglück kam, ist noch nicht geklärt. Während des Konzertes wurden die Hosen bei einer Unterbrechung über das Unglück informiert. Die Szenen hinter der Bühne in diesem Moment kann man mit Worten kaum beschreiben. Die Sicherheitskräfte der Polizei und Feuerwehr forderten die Band auf, unbedingt weiterzuspielen und nicht abzubrechen. »Um Himmels willen, verhindert eine Panik! Macht weiter und tut so, als wäre nichts geschehen! Beruhigt die Menge!«
    Andi, Breiti, Campino, Kuddel und Wölli werden diesen Schock noch lange zu verarbeiten haben. Trotzdem weiß ich, die Jungs werden es schon packen ...
    Diesen Nachtrag möchte ich abschließen mit einem Brief, den die Toten Hosen im Juli all denen geschickt haben, die ihnen in diesen Tagen zur Seite standen und Trost spenden wollten.
    Kiki Ressler
    Düsseldorf, im August '97
    Liebe Freunde!
    Über zwei Wochen sind nun seit dem 28.Juni ins Land gezogen, und wir möchten uns bei Euch für Eure lieben Briefe, moralische Unterstützung und Teilnahme bedanken.
    In diesen Tagen schlugen Aufregung, Hektik und Trauer hohe Wellen, und erst jetzt, wo ein wenig Ruhe eingekehrt ist, kommen wir dazu, gewisse Dinge zu reflektieren und uns um Angelegenheiten zu kümmern, die uns zunächst in Anbetracht der Ereignisse als zweitrangig erschienen. Jeder einzelne Brief, jedes Fax und jedes Telefonat von Euch hat uns gestärkt und die Sache leichter gemacht.
    Wie das eben immer in solchen Situationen ist, melden sich automatisch mit der Katastrophe auch eine ganze Menge Leute, die der Welt mitteilen müssen, was man alles hätte besser machen können, und warum alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Es ist keine leichte Aufgabe, dabei die Nerven und die Fassung zu bewahren und diese Begleiterscheinungen über sich ergehen zu lassen.
    Der größte Trost für uns war aber ausgerechnet die Familie Lax, deren Schwester und Tochter, Rieke, bei unserem Konzert verstarb. Sie lebt in der kleinen Stadt Kerkrade an der holländischen Grenze und hat uns in dieser ganzen traurigen Situation mit offenen Armen empfangen. Die Eltern versuchen, selbst in dieser Tragödie einen Sinn zu sehen und der Sache etwas Positives abzugewinnen. Rieke sei nicht wegen, sondern mit uns gestorben, und in dieser schlimmen Situation hätte sich auf eine tröstende Weise gezeigt, wie viele Freunde und aufrichtige Anteilnahme plötzlich für sie da gewesen seien. Für uns waren die Besuche bei der Familie Lax und das gegenseitige Versprechen, in Kontakt zu bleiben, sehr wichtig, und wir hoffen, daß wir unsererseits ein wenig zur Schmerzlinderung beitragen konnten.
    Nach wie vor beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft mit dem Vorfall, und in der Regel können Monate vergehen, bevor man von einem Ergebnis hören wird. Egal wie die Ermittlungen ausfallen - jeder von uns wird sich auf seine Art mit dem Geschehenen auseinandersetzen, und eine solche Sache braucht viel Zeit.
    Die Entscheidung, die letzten in diesem Jahr anstehenden Konzerte abzusagen und sich zunächst aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, kann wohl jeder nachvollziehen. Wir haben in unserer Karriere schon mehrmals heftige Krisen meistern müssen; oft hatten wir das Glück, sie verheimlichen zu können, was die Sache manchmal einfacher macht. Auch wenn wir noch keine genaue Ahnung haben, wie es jetzt weitergehen soll, so ist uns auf eine seltsame Art klar geworden, daß die Musik und die Band all das ist, was uns im Leben etwas bedeutet. Nie zuvor haben wir eine so starke Solidarität von Freunden und Anhängern gespürt wie in diesen Tagen.
    Dafür nochmals tausend Dank
    Die Toten Hosen

Die Toten Hosen Discographie
    1982 Single: Wir sind bereit
    1982 Single: Reisefieber
    1983 Single: Bommerlunder
    1983 Album: Opel-Gang
    1983 Single: Hip Hop Bommi Bop
    1983 Single: Schöne Bescherung
    1984 Single: Kriminaltango 1984
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