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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit
Autoren: P Daschkowa
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ist? Rede!«
    »Sofja!«, sagte Agapkin deutlich.
    Colt ließ sich langsam neben dem Sessel auf den Teppich sinken.
    »Mein Gott, ich Idiot! Fjodor, hörst du mich?«
    Der Greis öffnete die Augen, sah Colt von oben herab gelassen an und sagte: »Brüll nicht so. Ich bin nicht taub. Ich höre dich.«
    »Mit ihr ist alles in Ordnung, reg dich bitte nicht auf, sie lebt.«
    »Haben sie sich getroffen?«
    »Ja.«
    »Hat sie ihm das mit Dmitri schon gesagt?«
    »Nein. Sie konnte es noch nicht.«
Moskau 2006
    Die Tasche war fertig gepackt. Kira hatte die fehlenden Kleinigkeiten für ihren Mann gekauft. Boris war am Morgen ins Institut gefahren. Er gönnte sich keinen Tag Pause, nicht einmal am Sonnabend vor seiner Abreise.
    Sie erwartete ihn zum Abendessen.
    Der Ärger wegen des Lammfellmantels war verflogen. Sie konnte ihm nicht lange böse sein, sie redete sich ein, dass ihr alter Mantel schon noch eine Saison durchhalten würde. Jetzt würde Boris für seine Arbeit endlich anständig bezahlt werden, und dann würde sie ganz in Ruhe kaufen können, was ihr gefiel.
    Die Wohnung müsste renoviert werden, die Sanitärtechnik ausgewechselt, die Decken geweißt. Und sie müssten endlich mal Urlaub in einem richtigen europäischen Kurort machen.
    Kira beschloss, die Pfifferlinge zu braten, die seit August in der Kühltruhe lagen. Sofie und Vera würden mit Sicherheit nicht mehr kommen. Sofie war abgereist, und auch Vera würde bald wieder nach Sydney zurückkehren. Gäste waren in nächster Zeit nicht zu erwarten, aber einen Anlass für ein festliches Abendessen hatten sie zweifellos.
    Boris kam pünktlich aus dem Institut. Er fühlte sich noch immer schuldig.
    »Mach dir keine Sorgen wegen des Mantels«, sagte Kira, »das spielt keine Rolle, jetzt, wo sie sich endlich gemeldet und dich eingeladen haben. Lass uns gleich essen und dann schlafen gehen. Dein Flug geht um sieben, das heißt, du musst kurz nach vier losfahren.«
    Er murmelte etwas, nickte zerstreut und ging sich die Hände waschen. Kira stellte eine sorgsam gehütete Flasche Kognak auf den Tisch, band die Schürze ab, richtete ihre Frisur und schminkte sich sogar ein wenig die Lippen, was sie sonst zu Hause nie tat.
    Im Fernsehen lief eine politische Talkshow. Boris hörte aufmerksam zu und schaute auf den Bildschirm. Kira wartete nicht, bis er den Kognak einschenkte, sondern tat es selbst.
    »Auf dich, Boris. Auf dein Talent, auf deine hartnäckige Arbeit und darauf, dass deine Verdienste endlich anerkannt werden.«
    Er stieß wortlos mit ihr an, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen. Die Show war langweilig, obwohl die Gäste und der Moderator sich redlich mühten und brüllten wie Marktschreier. Boris hatte sich nie für Politik interessiert, eigentlich interessierte er sich für nichts außer seiner Biologie.
    »Kann ich ausschalten?«, fragte Kira.
    Er nickte gleichgültig. Der Bildschirm erlosch, doch Boris starrte noch immer gebannt darauf. Kira hatte längst aufgegessen,seine Pilze aber lagen unangerührt auf dem Teller und wurden kalt.
    »Probier doch wenigstens mal«, sagte Kira ein wenig gekränkt, »du hast doch den ganzen Tag nichts gegessen, und ich habe mir solche Mühe gegeben.«
    »Entschuldige, ich kann nicht.« Er stand auf. »Ich bin furchtbar müde.«
    Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr er in den letzten Tagen abgebaut hatte. Seine Tränensäcke waren dunkel und geschwollen, die Wangen eingefallen.
    »Boris, wenn du wieder zurück bist, musst du gleich zum Arzt gehen, du siehst schlecht aus.«
    »Ja«, antwortete er und ging in sein Arbeitszimmer.
    Kira räumte den Tisch ab, spülte das Geschirr, füllte die Pilze in einen Topf, stellte ihn in den Kühlschrank und schaute zu ihrem Mann hinein.
    »Schicken Sie dir wenigstens einen Wagen? Oder soll ich ein Taxi bestellen?«
    »Sie schicken einen Wagen. Geh schlafen.«
    »Mach nicht mehr so lange, Boris. Ich stelle den Wecker auf halb vier.«
    »Gut. Schließ die Tür.«
    Sie küsste ihn auf die unrasierte Wange und ging. Ihr fielen die Augen zu, sie wollte früh ins Bett gehen. Auch wenn sie ihn nicht zum Flughafen begleitete, musste sie mit ihm aufstehen, ihn verabschieden, und danach würde sie vermutlich nicht wieder einschlafen können. Morgen war Sonntag, da musste sie nicht zur Arbeit, aber im Laufe der Woche hatte sich im Haushalt einiges angesammelt.
    Als der Wecker klingelte, sah Kira, dass ihr Mann nicht neben ihr lag.
    »Er ist schon aufgestanden«, murmelte sie und rief:
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