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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit
Autoren: P Daschkowa
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viel.«
    »Kornejew, Gorschanow & Co, die Schabolow-Brauerei in Moskau und noch ein Dutzend weitere in ganz Russland. Sie haben sich nicht das Letzte aus dem Herzen gerissen, das versichere ich Ihnen«, sagte Agapkin.
    Er freute sich – hinter diesen Gaben steckte nicht der Meister.
    Beim Weihnachtsessen wollten sie nicht über die Untaten der Bolschewiki reden.
    Sweschnikow brachte einen Toast darauf aus, dass es im vergangenen Jahr trotz allem doch eine Menge glücklicher Ereignisse gegeben habe. Mischa sei geboren worden. Pawel sei lebendig heimgekehrt. Ossja sei in Jalta nicht vom Felsen gesprungen und habe sich von seiner plötzlichen Krankheit rasch erholt.
    »Und dir hat die Kugel nicht den Knochen zerschmettert«, erinnerte Tanja.
    »Das Haus ist nicht abgebrannt«, ergänzte Andrej.
    »Und du hast endlich die französische Deklination gelernt«, sagte Danilow, »du hast dir deine Weihnachtsgeschenke also redlich verdient, schau mal unter den Baum.«
    Andrej fand ein Flugzeugmodell, das wie durch ein Wunder in Danilows zerstörter Wohnung unversehrt geblieben war, und einen Globus.
    Nun gingen alle zum Baum, raschelten mit Geschenkpapier, öffneten die Schachteln, bedankten sich, stießen Begeisterungsschreie aus und küssten sich. Sweschnikow zog seinen englischen Pullover über, Danilow ging seinen neuen Anzug anprobieren, Agapkin wickelte sich den weichen Schal um den Hals und bestaunte das Monogramm F. F. A. auf dem Deckel des silbernen Zigarettenetuis. Awdotja hüllte sich in ihr riesiges, schneeweißes Mohairtuch.
    Tanja fand zwei Schachteln, auf denen ihr Name stand. Die erste war groß und flach und enthielt ein festliches Kleid aus dunkelrotem Samt. Die zweite war klein, und darin lag eine goldene Armbanduhr.
    Wie, wo und unter welchen Anstrengungen sie das alles in der zerstörten, verarmten Stadt aufgetrieben hatten, daran dachte in diesem Augenblick niemand.
    »Und wo ist das Geschenk für Mischa?«, fragte die Kinderfrau.
    Sweschnikow lachte. »Mein Gott, der Junge ist zwei Monate alt, er wüsste es sowieso nicht zu schätzen.«
    »Ich hab was! Ich habe ein Geschenk für Mischa! Wie konnte ich das vergessen?«, rief Andrej, lief in sein Zimmer und kam mit einer Mappe in der Hand zurück.
    Sie enthielt ein Bild. Zum ersten Mal seit Monaten hatte Andrej keine Demonstration, keine Schlange vor einem geschlossenen Lebensmittelgeschäft und keine Schießerei gemalt, sondern das Meer, den Himmel, Wolken und eine aus grauemNebel hervortretende Sonne. Dafür hatte er seine letzten kostbaren Aquarellfarben verbraucht.
    Am menschenleeren Strand standen zwei kleine Figuren.
    »Das ist Mischa.«
    »Und wer ist das daneben?«, fragte Tanja.
    »Ich weiß nicht. Erst habe ich nur Mischa gemalt. Aber dann fand ich, dass er so einsam aussah und noch jemand bei ihm sein sollte.«
Sylt 2006
    Subow wartete in der Hotelhalle auf Sofja. Sie war mit zu Danilow gegangen und hatte nicht gesagt, wann sie zurück sein würde.
    Subow trank die dritte Tasse Kaffee, vor ihm lagen die Memoiren seines ehemaligen Kollegen, nun auf der zweiten Seite aufgeschlagen.
    Es war bereits nach Mitternacht, und Sofja war noch immer nicht zurück. Colt rief an.
    »Warum meldest du dich nicht? Was ist los bei dir?«
    »Sie haben sich getroffen.«
    »Und? Gibt er es heraus?«
    »Weiß ich nicht. Sie ist noch bei ihm.«
    In der Lobby war Rauchen verboten. Subow ging hinaus und traf auf Sofja.
    »Für wie viele Nächte ist mein Zimmer gebucht?«, fragte sie und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.
    »Warum fragen Sie?«
    »Weil ich wahrscheinlich eine Weile dort wohnen werde.« Sie nickte in Richtung Parallelstraße.
    »Sie können gleich morgen umziehen.«
    »Danke.«
    Eine Weile rauchten sie schweigend.
    »Sofja Dmitrijewna, möchten Sie etwas essen?«, fragte Subow, als sie ins Hotel gingen. »Es ist alles schon geschlossen, aber ich habe verabredet, dass man hier in der Bar einen kleinen Imbiss serviert.«
    »Nicht doch, Iwan Anatoljewitsch, ich musste den ganzen Abend essen. Ich bin sehr müde.«
    »Konnten Sie denn etwas essen? Waren die Schluckkrämpfe vorbei?«
    »Ablehnen war einfach unmöglich. Das hätte seine Haushälterin Gerda tödlich beleidigt.« Sofja lächelte und schüttelte den Kopf. »Keine Angst, ich gehe nicht sofort schlafen. Setzen wir uns kurz hin. Die Aufzeichnungen von Professor Sweschnikow und Muster des Präparats, an dem er gearbeitet hat, existieren tatsächlich. Es ist alles erhalten.«
    »Das hat
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