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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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schlimm. Wenn der Familienvater, der Ernährer, den Arbeitsplatz verliert. Eine Tragik. Das ist jetzt wieder so ein Fall, wo die globalisierung bei den Menschen ankommt. Man meint immer, die wäre irgendwo auf der Welt, die globalisierung, dabei ist sie mitten unter uns. Ständig schleicht sie rum, überall, durch die Straßen, durch die Städte, durch das Land, überall kann man sie treffen. Die Leute meinen immer, mich erwischt es nicht. So eine Einstellung ist trügerisch. Die globalisierung erwischt einen jeden von uns. Keiner kommt ihr aus. Es gibt welche, die meinen, sie könnten das Rad zurückdrehen. Das ist eine Illusion.
    Jetzt nehmen wir einmal die Familie Schellnhuber. Er, der Herr Schellnhuber, Maschinenbauingenieur. Ist nicht schlecht. Besser wie Jura in jedem Fall.
    Früher, ist noch gar nicht so lange her, da war das ein Beruf mit Zukunft. Maschinenbauingenieur. Da hast du ein Leben lang davon leben können. Das ist vorbei. Sicherheit gibt es nicht mehr. Na ja, als Berufssoldat vielleicht noch. Weil gestorben wird immer. Auf dem Feld der Ehre ist die Nachfrage nach Helden nach wie vor sehr groß. Aber das ist nicht jedermanns Sache. Da sagen sich viele: Da werde ich lieber arbeitslos.
    Der Schellnhuber hat damit nicht gerechnet. Das war vielleicht sein Fehler. Mei, was heißt Fehler. Frau, zwei Kinder, Familie, Einfamilienhaus, Eigenheimzulage, Pendlerpauschale, Renault Espace, wie das Leben halt so spielt. Die Liebe halt. Dabei muss man heute mit allem rechnen. Wenn er alleine wäre, dann täte es anders ausschauen. Aber mit Frau und Kindern. Er hat halt auch Pech gehabt, der Herr Schellnhuber. Es hätte auch anders kommen können, gell. Aber mei! Vielleicht haben Sie es gelesen, im Wirtschaftsteil. Wahrscheinlich nicht, weil den liest ja kaum einer. Dabei ist das der einzige Teil in der Zeitung, der sich lohnt.
Bootstrapping - der Fall Grotte
    Die Firma grotte ist verkauft worden. Kennen Sie das Unternehmen? Die sind im Sanitärbereich tätig. Sehr erfolgreiches Unternehmen. Sie haben bestimmt alle schon mal eine Hebelmischbatterie von grotte in der Hand gehabt. Oder einen Brausekopf. Also, wenn Sie mal einen Brausekopf brauchen, dann nehmen Sie einen von grotte. Da haben Sie was für’s Leben. Da haben Sie was gescheites. Ich sage immer, lieber etwas gescheites, bevor man sich mit einem glump ein Leben lang ärgert. Manchmal steht man in der Dusche in einem Hotel und überlegt, welchen Strahl nehme ich jetzt? Den linken oder den rechten? Das passiert Ihnen mit einem Brausekopf aus dem Hause grotte nicht. Da kriegen Sie ein volles Brausegefühl. Wunderbar! Danach fühlt man sich geduscht.
    Na ja, wie das Leben so spielt, gell, stirbt eines Tages der alte grotte. Das Alter dafür hat er gehabt, und der junge grotte tritt das Erbe an. Er wollte gleich verkaufen, weil ihn das Erbe nur belastet hätte. Freilich, das muss man verstehen, das ist immer das gleiche mit diesen erfolgreichen Vätern. Die Söhne verkraften den Erfolg des Vaters nicht. Der Erfolg des Vaters macht den Sohn mürbe. Letztlich wirkt der väterliche Erfolg persönlichkeitszerstörend. Die wenigsten Söhne können diesem Angriff auf ihre eigene Zukunft etwas entgegensetzen. Die Fußstapfen des Vaters, in denen sie von Anfang an laufen sollen und müssen, damit sie sich ebenbildlich wie der Vater entwickeln, lassen die meisten Söhne scheitern. Die wenigsten können diesem väterlichen Psychoterror entkommen. Die meisten fügen sich und beginnen zunächst widerwillig, doch dann immer bereitwilliger, den vorgezeichneten Weg des Vaters weiterzugehen. Sie nehmen an, was ihnen zunächst zuwider war. Weil sie keinen Ausweg sehen. Der Schatten des Vaters ist übermächtig und verdunkelt alle anderen Wege, die der Entwicklung des Sohnes mehr entsprächen als der eine vom Vater, alle Talente des Sohnes zur Seite schiebende sogenannte Erfolgsweg. Das ist der Terror des väterlichen Erfolgs. Väter sind Erfolgsterroristen.
    Die Söhne fühlen sich minderwertig, weil sie dauernd den Erfolg des Vaters vor der Nase haben. Die meisten Söhne packen das psychisch nicht und zerbrechen. Die hassen alles, was der Vater aufgebaut hat. Und dann stirbt er endlich, der Alte, und die Söhne sollen sein Lebenswerk weiterführen in seinem Sinne. Wer mag das? - Dafür muss man geschaffen sein. Und das war er nicht, der junge grotte, also, drum wollte er das Lebenswerk des Vaters verkaufen.
    Und diesen Deal haben wir beratend begleitet. Es war so: Wir haben
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