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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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Ordnung.
    Der Deal ging also über die Bühne, und als die Texas Pacific group das Unternehmen grotte rechtmäßig erworben hatte, haben die Manager der TPG die Schulden dem Unternehmen aufgebürdet. Da werden jetzt manche fragen, ob das geht? Das geht. Der Bank ist es egal, von wem sie das Geld wiederkriegt. Also, die haben den Kaufpreis quasi dem Unternehmen in Rechnung gestellt. Die haben sich gesagt, wenn wir uns schon bereit erklären, so viele Schulden zu machen, um das Unternehmen zu kaufen, dann soll das Unternehmen auch dafür gradestehen.
    Das war übrigens unsere Idee, unser Key-Concept, die Schulden dem Unternehmen zu übertragen.
    Und jetzt passiert etwas Überraschendes. Die neuen Eigentümer sind ein wenig ratlos zu uns gekommen und haben uns gefragt, wie es jetzt weitergehen soll mit diesen vielen Schulden. Das kriegen wir schon, haben wir gesagt.Wir sind in das Unternehmen reingegangen und haben erst einmal alles analysiert und den Status quo festgestellt: »Saperadi, habe ich in der Buchhaltung laut ausgerufen, da habt’s aber einen Haufen Schulden! Da müssen wir schauen, dass wir wieder schuldenfrei werden, denn andernfalls ist das Unternehmen insgesamt gefährdet.«
    Also haben wir noch mal alles durchgerechnet und festgestellt, dass der komplette Produktionsprozess viel zu teuer ist. Löhne, Lohnnebenkosten, Produktionskosten, einfach alles sauber zu teuer. Am Markt vorbei!
    Wir haben das selbstverständlich offen kommuniziert. Nichts hintenrum. Nein, alles direkt mit der Belegschaft. Wir haben mit dem Betriebsrat gesprochen: Wie schaut es aus mit längeren Arbeitszeiten? Ja nichts, nur Kopfschütteln, da haben wir auf granit gebissen. Dann haben wir es andersrum probiert. Und haben vorsichtig gefragt, wie es mit Lohnkürzungen ausschaut, aber auch da war kein Entgegenkommen, nur Abwehr, keine Kooperation, es ging hart auf hart, dann haben sie Streiks organisiert, nur noch Trillerpfeifen und keine Argumente mehr. Das war nicht komisch.
    Dann haben wir gesagt: »Freunde, so geht es nicht. Wenn wir nicht eine gemeinsame Lösung finden, dann müssen wir die Standortfrage stellen.« Von insgesamt fast 4000 Arbeitsplätzen waren alle am Standort Deutschland. Ein Wahnsinn! Dass es so was überhaupt noch gibt!
    Also, mit dem Betriebsrat sind wir nicht weitergekommen, dann haben wir Teile der Produktion nach China verlagert. Ich war anfangs skeptisch, weil in China, da haben sie den Kommunismus. Aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen.
    Das ist eine meiner Stärken, dass ich lernfähig bin. grade was den chinesischen Kommunismus angeht, kann man einiges lernen. Zum Beispiel, dass sie in China ein Wirtschaftswachstum haben, von dem wir nur träumen können. Im Jahr zwölf Prozent Wachstum! Die Kommunisten, gell, hätte ich ihnen nicht zugetraut. Die haben ihren Marx gelesen. Im Kapital steht ja alles drin, wie man es machen muss, um erfolgreich zu wirtschaften. Das muss man ihnen lassen, diesen Kommunisten, die wirtschaften erfolgreicher als die Kapitalisten. Die Zahlen sprechen für sich.
    In China sind die Arbeitskosten wesentlich günstiger als bei uns, die Löhne wesentlich niedriger als bei uns, und man hat kein geschiss mit dem Kinderschutzbund. Ich sage es Ihnen, die kleinen Chinesen haben eine Freude beim Arbeiten, wie schnell und geschickt die einen Brausekopf zusammenbauen, wirklich erstaunlich! Bei uns gehen die Kinder in den Kindergarten und spielen mit Legosteinen und basteln irgendeinen nutzlosen Blödsinn zusammen, und in China, der kleine Chinese, gell, hat eine sinnvolle Beschäftigung. Bastelt eine Hebelmischbatterie. Beneidenswert! Deswegen brauchen die auch keine Kinderbetreuung, Kinderkrippe, Kindergarten, brauchen die alles nicht, weil in China der Mensch von Kind auf dazu erzogen wird, etwas Sinnvolles zu tun. Kein Vergleich mit uns. Das ist etwas ganz anderes.
    Ich war wirklich skeptisch, und dass ich für den Kommunismus wär, das kann man mir wirklich nicht nachsagen. Aber wenn der Kommunismus so daherkommt wie in China, also dann sage ich, warum nicht? Ich wundere mich schon lange, warum die Linken bei uns so gegen China sind. Irgendwie ist das ein Widerspruch. Weil dort sind ja ihre Ideale verwirklicht. Die Diktatur des Proletariats, die klassenlose gesellschaft, die Verelendungstheorie und was man sonst dazu braucht, um erfolgreich am Weltmarkt mitzumischen. Also, ohne die Chinesen hätten wir die Schulden nie und nimmer weggebracht.
    Die Chinesen waren die Rettung
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