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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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zersplittertes Stück Holz, das in seinem Rücken zu stecken scheint. Nach der Blutspur zu schließen, hat er sich bis hierher geschleppt.
    »Also, wie sieht’s aus?«, fragt er.
    »Ich kann sie nicht spüren«, sagt Bones, auf seine Beine blickend, die in merkwürdigem Winkel herumhängen.
    »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Bones schüttelt den Kopf. »Du hättest dich hier raushalten sollen, Ruiz.«
    »Ich bin nicht der, der gelähmt ist.«
    Bones legt das Gewehr auf seinem Schoß ab und schiebt sich eine nicht existierende Haarsträhne aus den Augen. Sein Finger liegt noch am Abzug.
    »Wo ist Sami Macbeth?«
    »Das ist er, da drüben«, sagt Bones.
    »Nein, das ist er nicht.«
    Bones antwortet nicht. Ruiz füllt das Schweigen aus.
    »Ich hatte mir schon gedacht, dass es jemand aus Polizeikreisen sein musste. Tony Murphy brauchte Pläne des Old Bailey und musste das Kamerasystem genau kennen. Und jemand musste den Aufzug sabotieren und eine Tarngeschichte erfinden, um die Männer hineinzuschleusen. Du bist der Maulwurf, Bones. Deshalb bist du hier. Und Murphy zahlt deine Miete, nicht Ray Garza.« Er zeigt auf die Leiche am Boden. »Wenn du für Garza arbeiten würdest, hättest du nicht seinen Jungen erschossen.«
    Bones scheint zu würgen und schluckt hart. Sein Blick wird wehleidig und bettelnd.
    »Ich bin ziemlich am Ende«, murmelt er.
    »Das bist du.«
    »Wirst du mich verhaften?«
    »Das werde ich.«
    »Bist du bewaffnet?«
    Ruiz hält die Pistole hoch.
    Bones lehnt seinen Kopf an die Wand und sieht zum Fenster hinaus, als würde er in die Zukunft blicken und nichts finden, worauf er sich freut. Im nächsten Atemzug schwingt er das Gewehr über seinen Körper und zielt. Die Pistole zuckt in Ruiz’ Händen. Der Rückschlag schnippt seine Handgelenke in die Luft.
    Bones sieht auf das Loch in seiner Brust hinunter, als würde er Ruiz’ Zielsicherheit abschätzen und ihm ein Befriedigend für seinen Einsatz geben. Dann rutscht er seitwärts an der Wand hinunter und legt seine Waffe sanft neben seinem Kopf ab.

65
    Sami schafft die ersten hundert Meter über offenes Gelände in Richtung einer Baumreihe, die sich dunkler vor den tief hängenden Wolken abhebt. Auf der ersten Hälfte des Weges schien Nadia nicht so schwer zu sein, aber jetzt hat er zu kämpfen. Wird langsamer.
    Schweiß beeinträchtigt seine Sicht, und sein Verstand schwirrt wie ein abgerissener Keilriemen in einem außer Kontrolle geratenen Motor. Etwas gleitet vor ihm durch das Gras und verschwindet. Es könnte ein Tier sein. Etwas Wildes. Er ändert die Richtung. Der Boden fällt ab. Er bemerkt eine Spur silbernen Wassers, ein schmales Rinnsal umgeben von verrottenden Bäumen und am Boden liegenden Ästen. Alles scheint irgendwie vergrößert und riecht nach Schimmel und Verfall.
    Der Regen ist stärker geworden, übertönt die anderen Geräusche. Er hat keine Waffe. Das Magazin war leer. Er hat die Beretta weggeworfen. Vor sich sieht er einen Maschendrahtzaun mit Stacheldraht obendrauf. Ein Baugelände. Der Rasen ist abgetragen und der Mutterboden mit schweren Maschinen, Bulldozern und Planierraupen weggeschoben worden. Dicke Drainagerohre sind am Zaun aufgestapelt, und silberne Wasserlöcher zeigen an, wo tiefe Löcher in die Erde gebohrt worden sind.
    Er bemerkt einen Spalt unter dem Zaun, wo ein Graben ausgehoben ist, um das Wasser ablaufen zu lassen. Er fällt auf die Knie, legt Nadia auf den Boden. Dann springt er in den Graben, nimmt sie wieder auf den Rücken, schreit auf wegen des Schmerzes in seiner Brust. Schlamm klebt an seinen Schuhen, als er durch das knietiefe Wasser watet, sich unter dem Zaun hindurchduckt. Er stürzt. Kommt wieder auf die Füße. Sie gehen weiter.
    Er zieht sich selbst den Rand hoch, hat aber nicht mehr die Kraft, um Nadia hochzuheben. Er sitzt da und gräbt seine Schuhe in den Schlamm, lehnt sich zurück und zieht. Es fühlt sich an, als würde jemand ein Brenneisen auf sein Herz legen.
    Plötzlich fällt ein Unterarm vor Samis Augen hinunter und schließt sich um seine Kehle, drückt ihm die Luft ab. Er kann feuchte Kleider riechen und einen keuchenden Atem hören. Er tritt mit den Füßen um sich, versucht sich zu befreien. Hebt eine Hand an seinen Hals. Die andere lässt Nadia los, die seitwärts in den Graben rutscht.
    Sami wird hochgehoben und herumgedreht, festgehalten. Tony Murphy rammt ihm eine Faust in den Bauch. Schlägt ihn noch einmal. Findet den Takt.
    Der fette Mann atmet schwer. Spucke
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