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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet
Autoren: Rachel Caine
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– ohne Totenköpfe und Symbole. Claire konnte sich eigentlich nur vorstellen, dass sie den Spind von jemand anderes geplündert hatte. Das Einzige, was sie anders als die übrigen Mädchen auf dem College-Gelände aussehen ließ, waren ihre Stiefel mit den dicken Sohlen. Aber die fielen eigentlich kaum auf. Sie hatte sogar eine alte Jeans angezogen.
    »Wow. Jetzt sind wir wirklich getarnt«, sagte Claire und klappte ihren Computer zu. »Können wir hier irgendwo unsere Sachen lassen?«
    »Klar, mein Spind hat sogar ein Schloss.«
    Claire zog an den Kordeln des schwarzen Kapuzenpullis. »Und das hier bewahrst du darin auf?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass Schlösser nicht aufgebrochen werden können. Aber meine gute Freundin Edie schließt ihren Spind sowieso nie ab. Kommt, lasst uns unser Zeug wegbringen.«
    Letztendlich ließen sie Michaels Gitarre, Claires Rucksack (mit Laptop) und so ziemlich alles andere zurück. Eve stellte das MITTAGSPAUSE-Schild auf die Theke und schloss die Kasse ab. Nach erstaunlich kurzer Zeit waren sie auf dem Weg nach draußen. Michael hatte sich einen Lederhut mitgebracht, der ihm einen coolen Gammellook verlieh und Gesicht und Hals vor der Sonne schützte. Die Hände behielt er in den Hosentaschen.
    »Du bist nicht mehr so empfindlich«, sagte Claire. »Hinsichtlich der Sonne, meine ich.« Als Michael sich zum ersten Mal hinausgewagt hatte, musste er sich in eine Decke wickeln, um nicht in Flammen aufzugehen.
    »Na ja, es ist bedeckt«, merkte er an. Und tatsächlich: Dunkle Wolkenmassen wälzten sich über den Himmel, hinter denen die Sonne verschwunden war. »Und ich habe zwei Schichten an. Aber ja, es ist trotzdem besser als früher.« Er sagte es so, als wüsste er nicht so genau, was er davon halten sollte, was seltsam war. Claire nahm an, dass er sich mehr und mehr als Vampir fühlte, je stabiler er wurde. »Wenn die Sonne nicht mit ihrer vollen Stärke herauskommt, ist alles in Ordnung.«
    Das würde heute nicht passieren, vermutete Claire. Regen zog auf, und zwar die Art von Wüsten-Wolkenbruch, der die Straßen überfluten und in den Arroyos draußen vor der Stadt für blitzartige Überschwemmungen sorgen würde. Morgen wäre dann alles wieder vorbei. In den Wolken leuchteten bereits versteckte Blitze auf.
    Glücklicherweise waren sie nicht weit von Stinke-Dougs Wohnheim entfernt. Sowohl Mädchen als auch Jungen wohnten dort, was von Vorteil war, denn dann würden die drei noch weniger auffallen und man brauchte sich nicht auf eine Liste einzutragen. Als sie im Treppenhaus waren, nahm Michael den Hut ab, stopfte ihn in seine Tasche und rannte mit einer solchen Leichtigkeit die Treppe hinauf, dass sich Claire, die ein wenig hinter ihm herkeuchte, fragte, ob es nicht vielleicht doch ganz nett war, ein Vampir zu sein. Acht Treppen hintereinander waren gar nicht ihr Ding.
    Oben angelangt, atmeten sie und Eve erst mal tief durch und folgten Michael, der sich bereits im Flur umschaute. Er gab ihnen ein Zeichen, dass die Luft rein war. Claire war überrascht, wie sehr dieser Wohnheimflur dem ähnelte, auf dem sie zuerst gewohnt hatte, als sie nach Morganville gekommen war. Der Flur war schäbig, heruntergekommen und roch nach Bier und Frustration. Alle Türen waren geschlossen, abgesehen von ein paar ganz hinten am Ende. Aus ihnen dröhnte in voller Lautstärke Musik, die sie nicht kannte. Hier schien gerade eine Art Krieg der Stereoanlagen ausgetragen zu werden.
    Stinke-Dougs Tür war die dritte auf der rechten Seite. Michael blieb davor stehen, beugte sich vor und lauschte. Dann nickte er. Er rüttelte am Türknauf. Abgeschlossen.
    Aus diesem Grund war es gut, einen Vampir dabeizuhaben – eine kurze Drehung seines Handgelenks und das Problem war gelöst. Michael schob die Tür auf und verschwand nach drinnen. Eve und Claire folgten ihm und schlossen die Tür hinter sich.
    Claire würgte, denn Stinke-Dougs Körpergeruch war nichts im Vergleich zu dem Gestank in seinem Wohnheimzimmer. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte nicht tief einatmen, weil sie Angst hatte, sich übergeben zu müssen. Nicht dass es hier dann schlechter riechen würde.
    »Igitt«, sagte Eve kläglich und hielt sich die Nase zu. »Oh, mein Gott! Ist hier etwas gestorben oder was?«
    Michael schaltete das Licht ein. Ein paar Sekunden lang blickten sie sich schweigend und wie erstarrt um, dann sagte Eve mit gedämpfter Stimme: »Das sollte eigentlich eine rhetorische Frage sein.«
    Denn Doug lag mit
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