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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
Autoren: Becca Fitzpatrick
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mich in dieses dunkle Loch aus Selbstmitleid getrieben zu haben. Also biss ich stattdessen in meinen Cheeseburger, aber er hinterließ einen schlechten Nachgeschmack in meinem Mund. Ich konnte nur an totes Fleisch denken. Tote Kühe. Mein eigener toter Vater.
    Ich warf den Cheeseburger in den Müll und ging weiter, während ich fühlte, wie Tränen in meiner Kehle brannten.
    Mit fest verschränkten Armen lief ich zu dem Schuppen mit Toiletten am Rand des Parkplatzes, in der Hoffnung, dass ich es bis hinter die Tür einer Kabine schaffte, bevor die Tränen anfingen zu fließen. An der Damentoilette stand eine endlose Schlange von Frauen an, aber ich drängte mich durch die Tür und stellte mich vor einen der verdreckten Spiegel. Sogar in dem schwachen Licht konnte ich sehen,
dass meine Augen rot und glasig waren. Ich feuchtete ein Papiertuch an und drückte es auf meine Augen. Was war Marcies Problem? Was hatte ich ihr getan, das schlimm genug gewesen wäre, um so etwas zu verdienen?
    Ich atmete ein paar Mal tief durch, um wieder ins Lot zu kommen, straffte die Schultern und errichtete in meinem Kopf eine Ziegelmauer zwischen mir und Marcie. Was ging es mich an, was sie sagte? Ich mochte sie nicht einmal. Ihre Meinung war nicht wichtig. Sie war grob und egoistisch und unfair. Sie kannte mich nicht, und sie kannte definitiv nicht meinen Vater. Wegen eines einzigen Ausspruchs aus ihrem Mund zu weinen war reine Zeitverschwendung.
    Komm drüber weg, sagte ich mir.
    Ich wartete, bis die roten Ränder um meine Augen verschwunden waren, bevor ich aus der Toilette trat. Dann suchte ich in der Menge nach Patch und fand ihn an einer der Wurfbuden, mit dem Rücken zu mir. Rixon stand neben ihm und wettete wahrscheinlich Geld darauf, dass Patch es nicht schaffen würde, auch nur einen einzigen Kegel umzuwerfen. Rixon war ein gefallener Engel, der mit Patch eine lange gemeinsame Geschichte hatte, und sie waren so tief miteinander verbunden wie Brüder. Patch ließ nicht viele Menschen in sein Leben und vertraute noch wenigeren, aber wenn es jemanden gab, der alle seine Geheimnisse kannte, dann war es Rixon.
    Bis vor zwei Monaten war Patch auch ein gefallener Engel gewesen. Dann hatte er mir das Leben gerettet, seine Flügel zurückbekommen und war mein Schutzengel geworden. Er sollte jetzt bei den Guten mitspielen, aber ich spürte insgeheim, dass seine Verbindung zu Rixon und zu der Welt der gefallenen Engel ihm mehr bedeutete. Und wenn ich es auch nicht zugeben wollte, so fühlte ich doch, dass er die Entscheidung des Erzengels bedauerte, ihn zu meinem
Schutzengel zu machen. Das war es schließlich nicht, was er wollte.
    Er wollte ein Mensch werden.
    Mein Handy klingelte und riss mich aus meinen Gedanken. Es war der Klingelton meiner besten Freundin Vee, aber ich ließ es klingeln, bis der Anrufbeantworter ansprang. Ich fühlte mich ein wenig schuldig, denn mir fiel auf, dass das heute schon der zweite Anruf von ihr war, den ich nicht beantwortete. Aber ich beruhigte mein Gewissen damit, dass ich sie gleich morgen früh treffen würde. Patch dagegen würde ich erst morgen Abend wiedersehen. Und ich hatte vor, jede Minute mit ihm zu genießen.
    Ich sah, wie er an einem Tisch, auf dem säuberlich sechs Kegel aufgereiht standen, den Ball warf. Mein Magen flatterte ein wenig, als sein T-Shirt am Rücken hochrutschte und ein Stück Haut freilegte. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass jeder Zentimeter seines Körpers aus fester, klar definierter Muskulatur bestand. Auch sein Rücken war glatt und perfekt, und die Narben, die er bekommen hatte, als er fiel, waren wieder durch Flügel ersetzt worden – Flügel, die ich ebenso wenig sehen konnte wie irgendein anderer Mensch.
    »Fünf Dollar, dass du das nicht noch mal schaffst!«, sagte ich, als ich von hinten zu ihnen trat.
    Patch sah sich um und grinste. »Ich will dein Geld nicht, Engelchen.«
    »Hey, Kinder, wir sollten diese Diskussion jugendfrei halten«, sagte Rixon.
    »Alle drei übrigen Kegel«, forderte ich Patch heraus.
    »Über was für einen Preis reden wir hier?«, fragte er.
    »Verdammt nochmal«, sagte Rixon. »Kann das nicht warten, bis ihr allein seid?«
    Patch lächelte mir heimlich zu, dann verlagerte er sein Gewicht nach hinten, wiegte den Ball an seiner Brust. Er
holte Schwung mit der rechten Schulter und warf den Ball mit aller Kraft. Es gab ein lautes Krack!, und die drei übrigen Kegel flogen vom Tisch.
    »Aye, jetzt steckst du in Schwierigkeiten, Mädchen«,
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