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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
Autoren: Becca Fitzpatrick
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ging hinaus.
    Als er gerade einen halben Block hinter sich gebracht hatte, zerriss ein Schuss die Nacht. Instinktiv warf Harrison sich zu Boden und wirbelte herum. Sein Freund. Ein zweiter Schuss wurde abgefeuert, und ohne nachzudenken lief er zurück zum Haus. Er stieß das Tor auf und rannte quer über den Hof. Als er gerade um die letzte Ecke biegen wollte, hörte er streitende Stimmen und blieb abrupt stehen. Trotz der Kälte schwitzte er. Der Hinterhof lag im Dunkeln, und er schlich die Gartenmauer entlang, darauf bedacht, keine Steine loszutreten, die ihn verraten könnten, bis die Hintertür in Sicht kam.
    »Letzte Chance«, sagte eine sanfte, ruhige Stimme, die Harrison nicht erkannte.
    »Fahr zur Hölle«, fauchte sein Freund.
    Ein dritter Schuss. Sein Freund brüllte vor Schmerz auf, und der Schütze schrie über ihm: »Wo ist sie?«
    Harrisons Herz raste. Er wusste, dass er handeln musste. Noch fünf Sekunden, und es war vielleicht zu spät. Seine Hand glitt zur Hüfte, und er zog die Waffe. Die Smith & Wesson in beiden Händen, um sie sicher im Griff zu haben, bewegte er sich auf den Eingang zu, näherte sich dem
dunkelhaarigen Schützen von hinten. Harrison sah seinen Freund hinter dem Schützen, doch als ihre Blicke sich trafen, füllten sich dessen Augen mit Angst.
    Hau ab!
    Harrison hörte den Befehl seines Freundes laut wie eine Glocke, und einen Augenblick lang war ihm, als hätte er ihn laut herausgeschrien. Als aber der Schütze nicht überrascht herumwirbelte, wurde ihm mit kalter Verwirrung klar, dass die Stimme seines Freundes in seinem Kopf erklungen war.
    Nein, dachte Harrison und schüttelte im Geiste den Kopf. Er dachte an vergangene Zeiten, und seine Loyalität überwog. Dies war der Mann, mit dem er vier seiner besten Lebensjahre verbracht hatte. Der Mann, der ihm seine Frau vorgestellt hatte. Er würde ihn nicht hier in den Händen eines Mörders zurücklassen.
    Harrison drückte ab. Er hörte den ohrenbetäubenden Schuss und wartete, dass der Schütze zusammenbrechen würde. Harrison feuerte noch einmal. Und noch einmal.
    Der dunkelhaarige junge Mann drehte sich langsam um. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Harrison wirklich Angst. Angst vor dem jungen Mann, der mit einer Waffe in der Hand vor ihm stand. Angst vor dem Tod. Angst vor dem, was mit seiner Familie geschehen würde.
    Dann fühlte er, wie die Schüsse ihn mit einem Feuer durchlöcherten, das ihn in tausend Stücke zu zersplittern schien. Er fiel auf die Knie. Zuerst sah er das Gesicht seiner Frau durch sein Blickfeld schwimmen, dann das seiner Tochter. Er öffnete den Mund, ihre Namen auf den Lippen. Wie konnte er einen Weg finden, um ihnen zu sagen, wie sehr er sie liebte, bevor es zu spät war?
    Der junge Mann hatte Harrison gepackt und zerrte ihn in die Gasse hinter dem Haus. Harrison spürte, wie er ohnmächtig wurde, während er erfolglos versuchte, auf die Beine
zu kommen. Er konnte seine Tochter nicht im Stich lassen. Niemand würde sie beschützen. Dieser schwarzhaarige Schütze würde sie finden und töten, wenn sein Freund Recht hatte.
    »Wer bist du?«, fragte Harrison, wobei die Worte ein Feuer durch seine Brust jagten. Er klammerte sich an die Hoffnung, dass noch Zeit genug sein würde. Vielleicht konnte er Nora von der nächsten Welt aus warnen – von einer Welt aus, die sich um ihn schloss wie tausend fallende, schwarze Federn.
    Der junge Mann sah Harrison einen Augenblick lang an, bevor ein leises Lächeln seinen eiskalten Gesichtsausdruck durchbrach. »Du irrst dich. Dafür ist es längst zu spät.«
    Harrison sah plötzlich auf, erschrocken, weil der Mörder seine Gedanken erraten hatte. Er konnte nicht anders, er fragte sich, wie oft der junge Mann wohl schon in derselben Haltung dagestanden und die letzten Gedanken eines Sterbenden erraten hatte. Nicht selten.
    Als wollte er beweisen, wie routiniert er war, zielte der junge Mann ohne das geringste Zögern, und Harrison sah die Mündung der Waffe vor sich. Das Licht des abgefeuerten Schusses war das letzte Bild, das er sah.

EINS
Delphic Beach, Maine. Gegenwart
    P atch stand hinter mir, seine Hände lagen auf meinen Hüften, sein Körper war entspannt. Er war beinahe einsneunzig groß und so schlank und athletisch gebaut, dass neunzig groß und so schlank und athletisch gebaut, dass nicht einmal locker sitzende Jeans und ein T-Shirt es verbergen konnten. Seine Haarfarbe machte der Mitternacht Konkurrenz, und seine Augen passten dazu. Sein Lächeln war
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