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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma!
Autoren: Marlies Bhullar
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der Behörden, um herauszufinden, ob wir eine Scheinehe führten. Der Termin für die Befragung war am 20. März und dazu musste Sharma nach Salzburg und dann weiter nach Wien fahren. Sharma machte sich total verrückt wegen dieser beschissenen Befragung. Ich bestellte mir bei der IAF eine Liste mit den üblichen Fragen und zwei Wochen taten wir nichts anderes, als diese Fragen zu lesen und gegenseitig zu beantworten. Ein lächerliches Unternehmen, denn wir kannten uns so gut, wie sich ein Ehepaar kennt, das schon zwanzig Jahre zusammenlebt. Trotzdem wollte Sharma auf Nummer sicher gehen und las von früh bis spät diese bescheuerten Fragen. Hier einige davon. Es waren übrigens genau achtundsiebzig.
     
    Wo wohnen Sie? Leben Sie dort mit Ihrem Ehemann zusammen? Haben Sie eine Zweitwohnung? Wenn ja, Adresse! Warum Zweitwohnung? Wo halten Sie sich hauptsächlich auf? Ihre Schulausbildung? Ihr Beruf? Wo arbeiten Sie? Wo haben Sie vorher gearbeitet? Wann und bei welcher Gelegenheit haben Sie Ihren Ehemann kennen gelernt? Wie haben Sie ihn kennen gelernt? Durch wen haben Sie sich kennen gelernt? Wann haben Sie sich zur Heirat entschlossen? Wer hat den Heiratsantrag gemacht? Wann und bei welcher Behörde haben Sie sich das Ehefähigkeitszeugnis ausstellen lassen? Wann und wo haben Sie Eheringe und Brautkleid gekauft? Wie viele Hochzeitsgäste waren anwesend und wie waren ihre Namen? Wer waren Ihre Trauzeugen bei Ihrer Hochzeit? Wo leben Ihre Eltern? Wie heißen Ihre Eltern mit Vornamen? Wo leben die Eltern Ihres Ehepartners? Wie heißen Ihre Schwiegereltern? Haben Sie sie schon kennen gelernt? In welcher Sprache verständigen Sie sich? Wer hat übersetzt? Wer kocht bei Ihnen später das Essen? Wer kauft bei Ihnen ein? Wer erledigt bei Ihnen die sonstige Hausarbeit? Ihr Geburtstag und Geburtsort? Der Geburtstag und Geburtsort Ihres Ehepartners? Was haben Sie für Hobbys? Was hat Ihr Ehepartner für Hobbys? Was haben Sie und Ihr Ehepartner für gemeinsame Hobbys? Welche gemeinsamen Bekannten haben Sie? Wo hat Ihr Ehepartner zuerst gewohnt? Wie lange? Wo hat er danach gewohnt? Wie halten Sie den Kontakt zu Ihrem Ehepartner aufrecht? Wie oft besuchen Sie ihn? Hat Ihr Ehepartner Sie schon mal in Deutschland besucht? Gemeinsamer Urlaub? An welchen wichtigen Feiertagen waren Sie zusammen? Wie heißen Ihre Geschwister? Wie heißen die Geschwister Ihres Ehemannes? Die Schulausbildung Ihres Ehemannes? Der Beruf Ihres Ehemannes? Welchen Beruf hat Ihr Mann in Österreich ausgeübt? Wie halten Sie den Kontakt zu Ihrem Ehepartner aufrecht? Wie oft rufen Sie Ihren Ehepartner an? Wie oft schreiben Sie ihm? Wie oft schreibt Ihr Ehepartner Ihnen? Wie oft waren Sie verheiratet? Wie heißen Ihre Kinder und wie alt sind sie? Wie oft war Ihr Ehepartner verheiratet? Kinder Ihres Ehepartners und das Alter? Werden Sie mit den Kindern Ihres Ehemannes zusammenleben? Wie soll der Lebensunterhalt bestritten werden? Ihre Konfession? Die Konfession Ihres Ehepartners? Ihre Augenfarbe? Ihre Haarfarbe? Die Augenfarbe Ihres Ehepartners? Die Haarfarbe Ihres Ehepartners? Können Sie sich vorstellen, mit ihm in Indien zu leben? Gemeinsamer Urlaub? Haben Sie jemals allein Urlaub gemacht?
    Es war eine Leichtigkeit für un s, diese Fragen zu beantworten. Wir wussten sogar noch viel, viel mehr über uns. Unsere körperlichen Eigenschaften und unsere geistigen, unsere Gewohnheiten und unsere Lieblingsspeisen, unsere Zahnbürsten und unsere Lieblingskleidung, unsere sexuellen Gewohnheiten und unsere philosophischen Weltanschauungen. Auch wenn wir getrennt befragt werden würden, hätten wir keinerlei Schwierigkeiten damit. Deswegen regte es mich fürchterlich auf, dass Sharma sich mit diesen Fragen so verrückt machte! Kannte er mich nicht? Warum musste er wie ein kleiner Schuljunge diese idiotischen Fragen immer und immer wieder lesen und auswendig lernen?
    Einen Tag vor unserer Abfahrt hatten wir den ganzen Tag Streit.
    „Wenn ich kein Visum bekomme, bleibe ich für immer in Salzburg!“, sagte Sharma gehässig.
    Seine Reaktion zeigte mir, dass er sehr Angst vor der be vorstehenden Befragung hatte. Obwohl ich ihn nach Salzburg begleiten wollte, musste ich ja am selben Tag wieder zurückfahren, weil ich am gleichen Tag wie Sharma diese Befragung hatte, nur in meiner Stadt hier und er in Wien. Wir wurden wie Schwerverbrecher getrennt voneinander befragt. Wehe, wenn einer etwas anderes aussagte, dann würde man sofort eine Scheinehe vermuten und diese würde kein
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