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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma!
Autoren: Marlies Bhullar
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Freude!
    Die letzten Tage unseres unsteten Lebens gingen dahin - wir pflanzten Blumen, Kräuter und Tomaten in unserem Garten und waren guter Dinge. Ende März bekamen wir einen Anruf von Sharmas Vermieter, dass nun ein Brief von der Botschaft angekommen sei und wir erlaubten ihm, den Brief zu öffnen. Unsere Freude war unbeschreiblich! Die Erteilung des Visums war da!
    Im ersten Moment konnten wir es nicht fassen, dann lagen wir uns weinend in den Armen. Nur noch ein letztes Mal nach Wien, dieses verdammte Wien, dann nie mehr wieder!
    Ein letztes Mal begleitete ich meinen Traumprinzen nach Salzburg und musste ihn dort zurücklassen, weil ich nicht mit nach Wien fahren wollte. Im Zug schlotterten uns die Knie vor einer möglichen Entdeckung und tatsächlich - durch den Zug schlenderten gemütlich vier Polizisten, die bei unserem Abteil Halt machten, durch die Glastür spähten und einen kurzen Moment verweilten, sich aber dann gelangweilt wegdrehten und ihren Kontrollgang fortsetzten. Sicher suchten sie eine andere Person. Mir aber rutschte das Herz in die Hose, während Sharma gelassen an einem Apfel kaute. Woher nahm er diese unverschämte Gelassenheit? Was war er bloß für ein Mensch? Ich musste noch viel von ihm lernen!
    Ein letzter Abschied am Bahnhof, dann fuhr ich heim und Sharma machte sich daran, einen Übernachtungsplatz zu finden. Er musste am nächsten Tag in aller Frühe nach Wien, um sein Visum abzuholen. Diese Nacht konnte ich überhaupt nicht mehr schlafen. Immerzu wartete ich auf ein Lebenszeichen von Sharma, aber er ließ sich Zeit. Sicher hatte er noch keinen Schlafplatz gefunden. Nach 22 Uhr schrieb er mir eine SMS, in der er mir mitteilte, dass er im Tempel schlafen würde.
    Den ganzen nächsten Tag meldete er sich fast nicht. Ich schrieb mir die Finger mit SMS wund, aber er reagierte nicht. Ob er Stress hatte? Später erfuhr i ch den Grund für sein Schweigen. In der U-Bahn hatte ihm jemand seinen Geldbeutel aus der Hosentasche gestohlen - mit sämtlichem Geld. Ich war sauer! Noch dazu hätte es gar nicht passieren müssen, weil ich ihm vor Reiseantritt eine Gürteltasche gekauft und ihn gebeten hatte, alle Wertsachen wie Pass, Handy und das Geld in diese Tasche zu legen und sie sich um den Bauch zu schnallen - aber mein lieber Mann tat es nicht, er schämte sich mit so einer Gürteltasche. Lieber hatte er sich seinen Geldbeutel klauen lassen! Aber aller Ärger nützte nichts, das Geld war futsch und er konnte an diesem Tag nicht zurückfahren. Er musste sich erst Geld besorgen. Wie er mir mitteilte, bettelte er wildfremde Inder an, die ihm etwas Geld borgten und sogar schenkten. Eine Nacht blieb er noch in Wien - ich war todtraurig darüber. Ich hatte schon zuhause alles für ihn vorbereitet, um das Visum zu feiern - eine große Enttäuschung für mich!
    Am nächsten Tag erschien eine SMS auf meinem Handy mit den Worten:
    „Liebe Jasmin, juhu ... ich bin in Deutschland, aber ich komme morgen, weil ich bin jetzt DA!!! Haha, hihi ... ich komm jetzt zu Fuß nach Hause. Ich liebe dich! Dein Mann.“
    Mit dem glücklichsten Herzen meines Lebens lief ich ihm entgegen ... da kam er auch schon - mit einer roten Rose in der Hand, obwohl er kein Geld hatte!
    Unsere Sorgen hatten ein Ende gefunden.
    Wie die Rosen in unserem Garten konnte nun unsere Liebe wieder aufblühen - in absoluter, vollkommener Frei heit!
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Freiheit
     
    Freiheit ... was für ein Wort! Auf diese Freiheit hatten wir so lange sehnsüchtig gewartet. Jetzt war sie gekommen, ohne jegliche Vorwarnung und wir wussten gar nicht richtig, wie wir mit dieser Freiheit umgehen sollten. Auf keinen Fall wollte ich am Kanal mit ihm spazieren gehen – Kanal-Spaziergang war vorbei. Jetzt stolzierten wir in der Altstadt herum - ich kam mir wie eine Königin vor. Natürlich hatten wir zuerst viele Formalitäten zu erledigen. Den ganzen Tag rannten wir zwischen Einwohnermeldeamt, Standesamt, Ausländeramt und Arbeitsamt hin und her. Anmeldung für Sharma, Urkunden bestätigen und Aufenthaltsbescheinigung beantragen - aber wir hatten trotzdem noch Zeit, gemütlich zum Essen zu gehen. Ich lockte meinen Sharma in ein italienisches Restaurant - das Restaurant, in dem ich ein Jahr allein Salat und Pizzabrot mit Knoblauch gegessen und manchmal einen lieblichen Rotwein getrunken hatte. Verstohlen hatte ich früher sein Foto herausgezogen und ihn angeschaut, während mein Herz trauerte. Jetzt
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