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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma!
Autoren: Marlies Bhullar
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heit.“
    Da kam eine Frau, ihr Gesicht hatte einen tragischen Aus druck, mit schmerzerfüllter Stimme sagte sie:
    „Die Liebe ist ein tödliches Gift, das uns von schwarzen Vipern, die aus den Abgründen der Hölle hervorkriechen, eingeimpft wird. Das Gift scheint frisch zu sein wie der Tau am hellen Morgen und die durstige Seele trinkt es gierig. Aber schon nach dem ersten Schluck ist der Mensch ver giftet, er erkrankt und stirbt eines langsamen Todes.“
    Da erschien ein schönes, rotwangiges junges Mädchen und sie sagte lächelnd:
    „Die Liebe gleicht dem Wein, der von den Bräuten der Morgendämmerung kredenzt wird, er macht starke Seelen noch stärker und befähigt sie, zu den Sternen emporzusteigen.“
    Nach ihr sprach ein bärtiger, schwarz gekleideter Mann, der finster dreinsah:
    „Liebe ist die blinde Ungewissheit, mit der die Jugend beginnt und endet.“
    Ein anderer erklärte lächelnd:
    „Die Liebe ist ein göttliches Wissen, das es dem Menschen ermöglicht, ebensoviel wahrzunehmen wie die Götter.“
    Hierauf sprach ein blinder Mann, der sich den Weg mit einem Stock ertastete:
    „Die Liebe ist ein Nebel, der uns die Sicht nimmt. Sie verhindert, dass die Seele das Geheimnis der Existenz erkennt, so dass das Herz nur zitternde Schattenbilder des Verlangens inmitten von Hügeln wahrnimmt und das Echo von Schreien hört, die aus stimmlosen Tälern kommen.“
    Ein schwacher Greis, der seine Füße wie zwei Lumpen einher schleppte, sagte mit bebender Stimme:
    „Liebe gleicht dem Ruhen des Leibes in der Stille des Grabes, der Gelassenheit der Seele in der Tiefe der Ewigkeit.“
    Nach ihm sagte lachend ein fünfjähriges Kind:
    „Mein Vater und meine Mutter sind die Liebe, und außer ihnen weiß niemand, was Liebe ist.“
     
    In dieser Art erzählten alle, die vorbeigingen, von der Liebe als Inbegriff ihrer Hoffnungen und Enttäuschungen. Die Liebe aber blieb das Geheimnis, das sie immer gewesen ist.“
    Sharma hielt mich in seinen Armen und sagte, als er mir tief in die Augen blickte:
     
    „Für mich ist die Liebe das süßeste Geheimnis und herrlichste Gefühl auf Erden. Sie ist für unser Herz das, was die Sonne für die Erde ist. Nur dort, wo die Sonne ihre Strahlen entsendet ... Nur dort sprießen Blumen – und unsere Gefühle sind wie Blumen, sie brauchen Licht.
    Zwei liebende Herzen sind wie Magnetuhren: was sich in der einen regt, muss auch die andere bewegen, denn es ist nur eins, was in beiden wirkt – eine Kraft, die sie durchgeht. Liebe spricht nichts für sich aus, als dass sie in Harmonie versunken ist; Liebe ist flüssig, sie verfliegt in ihrem eigenen Element – Harmonie ist ihr Element.
    Liebe ist Vorwegnahme des Endes im Anfang, daher Sieg über das Vergehen über die Zeit, also über den Tod.
    Nicht der Hass, wie die Weisen sagen, sondern die Liebe trennt die Wesen und bildet die Welt, und nur in ihrem Licht kann man diese finden und schauen. Nur in der Antwort seines Du kann jedes Ich seine unendliche Einheit ganz fühlen Ich liebe dich! Ich liebe den Duft deines Zimmers, deines Kleiderschrankes, deines Bettes. So duftet die Rinde der Bäume im Vorfrühling, wenn noch kein Laub ist und alle Kraft im Baum drinnen liegt. Ich liebe dich ... Noch lehnst du lächelnd an dem Tor des Lebens. Ich liebe dich ... wir sind zwei, aber unsre Seele ist Eins. Ich habe in meinem Leben deinen Namen geschrieben, ich bin wegen dir auf dieser Welt! Du bist meine große Liebe, die ich in dieser Welt im Dunkeln gefunden habe.“
     
    Die Sterne flackerten millionenfach am schwarzen Himmel, es war eine ungewöhnlich warme Nacht und wir schliefen eng umschlungen im Freien ein. Leise und zart berührte er meine Brust und schaukelte mich zärtlich hin und her. Ich atmete tief seinen süßlichen Körpergeruch ein und kuschelte mein Gesicht in seine unheimlich langen Brusthaare. Vor Glück wurde mir schwindlig und ich hatte das Gefühl, ins Weltall zu fliegen.
    „Wenn ich einmal sterben werde, dann will ich an deiner Brust sterben!“, flüsterte ich in sein Ohr.
    „Und ich aber an deiner!“, flüsterte er zurück.
    „Wie machen wir das dann? Wer stirbt zuerst an welcher Brust?“, sagte ich leise.
    Wir mussten beide herzlich lachen, weil uns keine Lösung einfiel.
    Am nächsten Tag ging mein Traumprinz mit mir über die Steinerne Brücke. Sein taubenblauer Anzug glitzerte silbern in der Sonne und mit seinem leuchtendgelben Turban auf dem Kopf sah er wirklich wie ein echter indischer Prinz aus. Vor
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