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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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immer ein paar Zentimeter. Ich lag erschöpft da, und der Schmerz flutete über mich hinweg. Bluter bluten nicht schneller als andere Leute - es ist bloß so, dass sie nicht wieder aufhören, wenn es erst mal angefangen hat. Ich litt nur an einer milden Form, aber trotzdem hatte die Gerinnungsfähigkeit meines Blutes ihre Grenzen. Leo musste das gewusst haben. Er wusste so viel über mich …
    »Du Hurensohn!«
    Ich setzte mich wieder auf und verdrehte die Kette, die meine Handschellen miteinander verband. Jede Kette hatte ein schwaches Glied, aber ich würde es nicht finden, nicht auf diese Weise. Ich sah nach oben. Auf dem Rand des Waschbeckens lagen eine Zahnbürste, eine Tube Zahnpasta und ein kleines Stück Seife, von der Art, wie man es im Hotel mitgehen lässt. Seife: Vielleicht konnte ich mir die Handgelenke damit einschmieren und aus den Handschellen schlüpfen. Das Problem war, dass sie keinerlei Spiel hatten und mir wie angegossen saßen. Ich würde es niemals schaffen, aus den Dingern zu schlüpfen, egal ob mit oder ohne Seife.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und überlegte. Mir fielen die verschiedensten Möglichkeiten ein, eine brillanter als die andere, und im Kino hätte wenigstens eine davon funktioniert. Aber das hier war kein Kino, sondern ein Badezimmer in Seattle.
    Dann öffnete sich die Haustür.
    »He!«, schrie ich. »Hier drin!«
    Wen erwartete ich zu sehen? Bel natürlich, ich hatte schon halb damit gerechnet, dass sie mir hinterherfahren würde, sobald sie Spike im Krankenhaus abgeliefert hätte.
    »Hier drin!«, schrie ich noch einmal.
    »Ich weiß, wo du bist, Blödmann«, sagte Hoffer. Er stand in der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt. Er war schon ein ganz schöner Brocken, wenn auch nicht ganz so groß und breit, wie er im Fernsehen aussah. Er betrachtete mich eingehend, als wäre ich ein Besoffener, der sich in seinem Hausflur breit gemacht hatte, als überlegte er sich, ob er mir einen Tritt verpassen oder mir eine Münze zuwerfen sollte.
    Er warf mir den Dime zu.
    Oder vielmehr, er setzte die Schuhspitze auf den Schlüssel und schob ihn näher zu mir heran.
    »Hey«, sagte er, »was ist das Leben ohne ein bisschen Spaß? Jetzt möchte ich, dass du mir einen Gefallen tust.«
    »Was?«
    Er kramte in seiner Tasche und holte einen kleinen Fotoapparat heraus. »Sieh mal eben tot aus.«
    »Was?«
    »Spiel toter Mann. Das muss Walkins überzeugen, also mach es gut. Das Blut sieht schon ganz echt aus, aber ich brauch einen hängenden Kopf, schlaff gespreizte Beine, du weißt schon, das ganze Programm.«
    Ich starrte ihn an. Spielte er mit mir? Schwer zu sagen. Seine Augen wirkten dunkel und leer. Er sah leicht verwirrt aus.
    Ich ließ den Kopf auf meine Brust fallen. Er schoss ein paar Bilder aus unterschiedlichen Winkeln und kletterte sogar aufs Klo, um von da aus eins zu machen. Das Surren des automatischen Filmtransports wirkte fast lächerlich fehl am Platz. Da saß ich und blutete wie ein Schwein, während jemand von einer Kloschüssel aus Snufffotos knipste.
    »Das war’s«, sagte er zuletzt. »Hey, hab ich’s dir schon erzählt? Joe Draper will einen Dokumentarfilm über mein Leben drehen. Vielleicht werden wir dann auch über meine barmherzigen Werke reden, hm?«
    »Sie haben ein Herz aus Gold, Leo.«
    »Ja, ja.«
    Er wandte sich zur Tür, aber dann fiel ihm noch etwas ein. Er sprach, ohne sich umzudrehen.
    »Wirst du jetzt Jagd auf mich machen, Mikey?«
    »Nein«, sagte ich, nicht sicher, ob ich’s auch so meinte. »Damit ist jetzt Schluss.« Ich stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich es tatsächlich so meinte. Er warf mir einen Blick über die Schulter zu und schien mir zu glauben.
    »Tja«, sagte er, »ich hab mir schon selbst ein paar Gedanken über die Sache gemacht. Weißt du, ich könnte dir die Hand ein bisschen kaputtmachen, die Finger auskugeln, das Handgelenk zertrümmern. Aber der Körper ist ein zäher Hund, kriegt die unwahrscheinlichsten Schäden wieder hingebogen.«
    »Ich schwöre, Leo, ich werde nicht -«
    »Also hab ich mir stattdessen überlegt, dass ich - nur für den Fall - Abschussprämien auf deine Eltern aussetze. Wenn ich hopsgehe, gehen die auch hops.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Und mit deiner Freundin, Bel, genauso. Meine kleine Versicherungspolice. Deckt zwar nicht direkt alle denkbaren Schadensfälle ab, aber sie muss eben reichen.«
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Hoffer«, sagte ich. Er blieb stehen. »Gleiche Frage:
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