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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt
Autoren: Joerg Riehl
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tun?«
    Sie sah ihn an. »Eigentlich nichts.«
    Ralf wusste, da war noch was, sie schien aber nicht darüber reden zu wollen.
    »Was war mit deinen Freunden in Deutschland?«
    »Kristine ist die Einzige, mit der ich noch Kontakt habe. Anfangs hatte ich hier Schwierigkeiten, neue Freunde zu finden. Bis ich Carol kennen gelernt habe - da hatte ich bald wieder einen größeren Freundeskreis.«
    »Und David?«
    »David war mein Dozent. Carol hat gesagt, ich soll ja nichts mit ihm anfangen, er würde sich andauernd an Studentinnen ranmachen und so weiter. Hat er aber nicht, glaub ich zumindest.«
    »Woran ist eure Beziehung dann gescheitert?«
    »An einem besseren Stellenangebot aus Sydney. Wir haben darüber gesprochen, und ich hab gesagt, nimm es an.«
    »Vermisst du ihn?«
    »Ja, ein bisschen.«
    »Warum habt ihr dann Schluss gemacht? Liebe hängt doch nicht von Entfernung ab.«
    »Ach, weißt du - eine gewisse Rolle spielt es schon, wenn dein Freund tausend Kilometer weit weg wohnt. Und er ist nicht die Liebe meines Lebens oder so.«
    Ralf nickte, war aber nicht überzeugt. Wahre Liebe überwand jede Distanz, war ja logisch, sonst säße er nicht in einer australischen Straßenbahn.

    Zu Hause hörte Miriam den Anrufbeantworter ab, es war nur eine Nachricht darauf. Als er die Stimme hörte, ließ Ralf beinahe sein Glas Orangensaft fallen.
    »Hallo Miriam, ich bin’s. Hör mal, von diesem David ist nie was zu sehen, er ist doch nicht etwa bei dir? Eine Nachbarin hat so was vermutet. Na, egal, ich fahre jetzt weiter. Habt mal einen schönen Urlaub, in fünf Wochen bin ich wieder in Melbourne, dann sehen wir uns vielleicht noch mal. Ich ruf vorher an und sag dir genau, wann ich wieder da bin. Mach’s gut.«
    Aus.
    Sie war weg, verschwunden ins Irgendwo eines ganzen Kontinents. Suchen war sinnlos, sie wusste nicht einmal, dass er hier war. Ralf hatte Australien bis jetzt als Herausforderung an das Schicksal betrachtet - seiner Bestimmung folgen oder so. Da hatte er die Antwort. Dreißig Sekunden auf einem Anrufbeantworter hatten aus seinem Leben eine Müllkippe gemacht.
    »Ich hätte gleich nach Sydney fahren müssen.«
    »Das hätte keinen Sinn gehabt. Tut mir Leid, mir ist absolut schleierhaft, warum David weder zu Hause ist noch zurückruft, wenn man auf den Anrufbeantworter spricht.«
    »Jetzt ist alles schlimmer. Wir hätten nicht zum Baden fahren dürfen.«
    »Willst du tagelang das Telefon bewachen? Das ist doch Quatsch. Niemand hat Schuld, da ist eben was schief gelaufen bei David, so was passiert. Sieh es einfach als Pech!«
    »Und was soll ich jetzt machen?«
    »Schau dir Australien an, genieß deinen Urlaub, denk nicht an sie, in fünf Wochen seht ihr euch wieder.«
    Urlaub genießen - leicht gesagt. Weil er ihnen die Ohren voll geheult hatte vom Schicksal des frisch verliebt Getrennten, hatten seine Eltern den Flug bezahlt. Schulden musste er sowieso machen und ohnehin hätte er zu Hause einiges zu erledigen gehabt. Er konnte jetzt nicht so einfach Urlaub machen. Er war nur wegen der Idee um die halbe Welt geflogen, mit Kristine etwas zu erleben, mit ihr, nicht allein.
    »Sie scheint es ja auch ein paar Wochen ohne dich auszuhalten - also mach das Beste draus.«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Nichts.«
    »Wie nichts?«
    Miriam sah aus dem Fenster. »Ich weiß nicht, vielleicht irre ich mich auch.«
    »Mit was denn? Jetzt sag schon.«
    »Na ja, um die Wahrheit zu sagen, was sie so von dir erzählt hat, das... das klang nicht unbedingt nach Heiraten, okay?«
    »Muss man ja nicht. Aber sie liebt mich.«
    »Und wieso fliegt sie dann ohne dich nach Australien?«
    »Den Flug hatte sie gebucht, bevor wir uns kennen gelernt haben.«
    »Na gut, musst du wissen.«
    »Kristine ist - ich kann’s gar nicht beschreiben -, für mich ist sie ein Wunder, keine Frau kommt da nur annähernd hin. Ohne sie hat sich der Zweck der Reise erübrigt.«
    »Jetzt komm mal wieder runter. Sie bringt es doch auch fertig, sich ohne dich zu amüsieren.«
    »Du meinst: nicht allein?«
    »Na ja, immerhin bist du verdammt weit weg. Glaubt sie zumindest.«
    »Nein, kannst du vergessen, so was gibt’s bei uns nicht.«
    »Nicht mal in Gedanken?«
    »Nicht mal in Gedanken.«
    »Dann ist’s ja gut. Aber so richtig weggesehen hast du nicht, als ich mich nach dem Baden angezogen habe, oder?«
    Blöderweise stimmte das, nur - klein beigeben war nicht Ralfs Stärke.
    »Ach. Da kannst du lange rumwackeln. Dass ich mal hingeschaut habe, war nur
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