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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Original. Und er war nicht allein. Er hatte Monokotyledonen dabei, Unterfamilie Lilioideae, Gattung Tulpen (Eli hatte nicht umsonst zwei Jahre in der Gartenbuchabteilung gearbeitet). Einen ganzen Strauß hielt Roman in der Hand. Und ein entschuldigendes Lächeln umspielte seinen schönen Mund.
    »Können wir beide noch mal von vorne anfangen? Tut mir echt leid, dass ich mir einen Spaß mit dir gemacht habe. Ich will nicht, dass das jetzt zwischen uns steht. Wir sind doch Kollegen.«
    Er reichte ihr den Strauß.
    Nach einem kurzen Blick in die Überwachungskamera nahm Eli ihn an. War ihr doch egal. Der Strauß war wirklich hübsch. Sie streckte Roman die Hand entgegen. »Kollegen.«
    Er schüttelte sie und beide mussten lachen. »Und Kollegen«, sagte Roman, »gehen auch mal zusammen einen Kaffee trinken oder ein Eis essen. Zum Beispiel in der Mittagspause. Deine fängt jetzt an – und meine auch. Was meinst du? Auf den Neuanfang?«
    Wie konnte sie da nein sagen?
    Die Eisdiele lag nicht weit entfernt in der Schildergasse. Auf dem Weg sprachen sie über Romans bisherige Anstellungen (eine nerviger als die andere), den Reiz, in eine Stadt wie Köln zu ziehen (nach Hamburg eher provinziell) und darüber, wie schnell einem die Füße kalt wurden, wenn man an der frischen Luft herumlief (sehr schnell).
    Alssie endlich an der Reihe waren, achtete Eli genau darauf, welche Eissorten Roman auswählte. Es waren drei Bällchen. Trüffel, Baileys und Fior di Latte. Gar nicht so schlecht für einen Mann. Wenn auch keine einzige Fruchtsorte. Eher so ein Milchspeiseeis-Lecker also. Fior di Latte bewies, dass er auch an einfachen Genüssen Gefallen fand. Gut, er brauchte also nicht immer den abenteuerlichen Kick von Schokolade-Chili oder Schlumpfeis.
    »Nimmst du das immer?«, fragte sie ganz unschuldig.
    »Mhm, seit Jahren.«
    Er blieb seiner Kombination also treu. Sehr gut! Potentielles Ehemann-Material. Die hippen Sorten Baileys und Trüffel waren natürlich Angeberei. Aber ein bisschen davon durfte bei Männern ruhig sein – besonders, wenn sie Eli damit erobern wollten. Sie selbst stand mehr auf Früchte, wählte Erdbeere, dann Vanille für die Cremigkeit und schließlich Zitrone als Frischekick.
    Gerne hätte sie noch mehr Bällchen genommen, aber das hätte unglaublich verfressen ausgesehen. Außerdem war es eh schon schwierig genug, sich feminin und kleckerfrei zu unterhalten, während man an einem Eis schleckte. Da hätte selbst Grace Kelly wie Miss Piggy ausgesehen.
    Sie setzten sich auf eine der gepolsterten Eckbänke und ernteten dafür einen leicht vorwurfsvollen Blick des Eisdielenbesitzers. Schließlich war das Waffeleis nur zum Mitnehmen gedacht. Für diese Fälle hatte Eli ein charmantes Lächeln parat, das sie sich in einem dieser französischen Liebesfilme abgeschaut hatte, in dem alle Frauen immer Sommerkleider trugen und man von jedem Fenster in Paris den Eiffelturm sehen konnte.
    Sie stießen mit den Eishörnchen an, als wären es Kölschstangen. Und Eli wunderte sich wieder einmal darüber, dass die Servietten der Eisdielen rauer waren als das Klopapier in Jugendherbergen.
    Geradeals sie das seitlich herunterlaufende Vanilleeis aufgeleckt hatte und mit absoluter Sicherheit wusste, dass sie jetzt einen Eisbart trug, den sie unbedingt direkt wegwischen musste, sah er sie mit seinen haselnussbraunen Augen an.
    »Ich sag nie wieder was zu unserem ersten Aufeinandertreffen! Großes Indianerehrenwort.« Er hob die rechte Hand hoch. »Hugh!« Dann lehnte er sich verschwörerisch vor. »Okay? Ist zwischen uns beiden alles wieder …?«
    »Zwischen uns beiden ist alles in Ordnung. Und über die Kindernamen wird nicht diskutiert. Das ist Frauensache.«
    Sie lachte auf und ihre Augen glänzten. Der Eisbart leider auch, aber das war ihr gerade völlig egal.
    Paul hatte Kiwis satt. Er hätte niemals geglaubt, dass man eine Frucht dermaßen hassen konnte. Aber Kiwis, die waren braun und pelzig, wie Grizzly-Hoden. Und innen dann dieses Giftgrün mit Millionen Kernen – die man mitessen musste! Kiwis waren sicher das widerlichste Obst des Planeten.
    Er schnitt die Nächste auf und begann zu löffeln. Nimm das, Skorbut!
    Drei Kiwis standen in dieser Mittagspause auf seinem Speiseplan. Und mit jeder verfluchte er Gott mehr, dass er diese Frucht wachsen ließ. Warum konnte Pizza nicht gesund sein?
    Das Vitamin C musste irgendeinen neuralgischen Punkt in seinem Körper getroffen haben, der spontanen Gesang auslöste. Wie
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