Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
trennen. Die Natur hatte sicher nicht vorgesehen, die beiden zu trennen. Sie gehörten zusammen, so wie Heino & Hannelore, Siegfried & Roy oder Monte & Negro. Das mit dem Trennen musste man sicher nicht so genau nehmen. Ein bisschen Eigelb im Eiweiß konnte ja nicht schaden. War schließlich gesund.
    »Alles neu!«, brüllte Fish-Mac, als er es sah. »Kein Eigelb, kein Fett.Sonst wird das nix, Herr Birnbaum. Ich twittere übrigens live über deine Kocherfolge. Du bist das Gesprächsthema.«
    »Aber …«, Paul konnte es nicht glauben. Die ganze Arbeit!
»Alles auf Anfang!«
    Da Paul nur vier Eier gekauft hatte, hieß das erst mal: ab in den Supermarkt. Diesmal kaufte er gleich drei Zehnerpackungen. Die Kassiererin im Supermarkt stellte keine Fragen. Das war das Gute an einer Großstadt wie Köln, die Menschen waren verschwiegen.
    Nachdem er zu Hause abermals alles vorbereitet hatte, kam er endlich an den Punkt, auf den er sich richtig gefreut hatte. Das Eiweiß mit Salz steif schlagen!
    Andy hätte an dieser Stelle sicher einen schweinischen Witz gerissen.
    Er fehlte Paul.
    Fish-Mac hatte gerade eine Info gegoogelt, die er Paul mitteilen wollte – doch der schaute nicht hin. Und hörte auch nichts. Was am Rührmaster 3000 lag. Diesen Handmixer in Alu-Look hatte er sich heute extra gekauft. Das Topmodell in seiner Klasse. 450 Watt, 3 Geschwindigkeiten plus Turbomodus. Seine Hand umschloss das ergonomisch geformte Soft-Touch-Gehäuse und gab Gas.
    »Nicht den Mixer! Bloß nicht den Mixer!«, rief Fish-Mac. Doch der Rührmaster 3000 röhrte zu laut. Paul hatte weder Ohr noch Auge für den auf dem Bildschirm herumfuchtelnden Fish-Mac. Die geballte Rührkraft in seinen Händen ließ ihn in einen Rausch verfallen. Er jagte mit den Turbobesen durch das Eiweiß. Er zeigte dem Zeug, wer hier der Chef de Cuisine war.
    Nur steif wurde es dadurch nicht.
    Fragend blickte er zu Fish-Mac. Der hielt mittlerweile ein Schild hoch. »Mit dem Schneebesen schlagen!!!« stand darauf.
    Na ja, immerhin musste er diesmal nicht zum Supermarkt rennen und danach alles neu kochen.
    Ermachte Fortschritte, ohne Frage!
    Irgendwann waren die Förmchen tatsächlich im Backofen bei 180 °C und wuchsen majestätisch in die Höhe. Pauls Geierschildkröte Freddy drückte sich an ihrem Terrarium die Nase platt. Solch ein Spektakel bekam sie viel zu selten geboten. Die Goldfische dagegen waren ins hintere Ende ihres Reiches geschwommen – vermutlich aus Angst vor einer Backofenexplosion.
    In Pauls Wohnung duftete es nun, und ein unbeschreibliches Glücksgefühl breitete sich in ihm aus. Er fühlte sich mit einem Mal zu Hause und geborgen – bis er den Berg schmutzigen Geschirrs im Spülbecken sah.
    Na ja, er hatte schließlich noch 25  Minuten Zeit, bis er seine Kunstwerke mit Puderzucker bestäuben, stürzen – und probieren würde. Er hatte das Kochen im Blut, das spürte Paul jetzt, es war ihm in die Wiege gelegt. Er hatte seine Bestimmung gefunden. Seine ersten, eigenen Soufflés, die Krönung der Kulinarik, wären bald fertig. Wie wunderschön sich der Teig hob, zu den Seiten ausbreitete, wie ein Champignon in Zeitraffer. Und er hatte das geschafft. Das Beste war: In den Soufflés befand sich kein bisschen Kiwi. Er würde mal nachschauen, wie sie sich anfühlten.
    »Nein!« Fish-Mac brüllte in seine Webkamera. Er wedelte mit den Händen, als hätte ihn jemand ans Stromnetz geklemmt. »Nein! Nicht die Ofentür öffnen!«
    Paul öffnete die Ofentür. Kalte Luft drang hinein. Die Soufflés machten »Puff«.
    Und sahen plötzlich aus wie geplatzte Luftballons.
    Paul hatte die Schnauze gestrichen voll.
    Er brauchte einen Experten. Einen echten, keinen Theoretiker wie Fish-Mac. Sondern einen, der ihm alle Kniffe und Tricks zeigen konnte. Einen absoluten Profi.
    Seine Oma Gerti.

Birne sucht Helene. Beamter, 29 J./ 1 , 78 , interessant und lebendig, kann kochen (aber keine Soufflés!), sucht eine Frau, die ihren Traummann noch nicht gefunden hat, mit der er über alles reden kann & die nichts gegen unordentliche Küchen hat. Sie muss nicht bei Facebook sein. Er freut sich auf ein Bild von Dir: einer attraktiven Frau, mit Charme, Humor. 965938 Chiffredienst, 50590 Köln. -Chiffre 0900 / 5000958 – 78591 .

DRITTERGANG
    T27 süßsauer
    Eli sah noch mal auf die Chiffren, doch sie fand ihre Glücksnummer nicht. Bei keiner einzigen Anzeige.
    Auch heute hatte das Schicksal nicht inseriert. Aber wenigstens der Birne-Helene-Typ. Der war so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher