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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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plattgefahrenem Igel. Oh, guck mal da auf der Straße – ein armer Ischgl! Da möchte ich nicht Skifahren.« Er dachte kurz nach. »Jetzt hab ich tierischen Hunger auf Frikadellen.«
    Paul war irritiert. Nicht wegen Andy, sondern wegen Eli. Er hatte sie ganz anders eingeschätzt. Eher Katzen als Frettchen, mehr Japan als Ischgl und was den S/M -Sex anging …
    »Bidibidibidi. Wieder falscher Alarm, Buck.« Fish-Mac hatte in seinen Robotermodus umgeschaltet. Das machte er immer, wenn irgendwas nicht klappte. »Ist leider nur ein alter Bock, der eigentlich Elmar heißt. Aber bei meiner parallelen Suche in Google habe ich das hier gefunden: ein Fachbericht der Uni Lüneburg über Düngemittel in Ostwest-Nigeria. Verfasst von Eli Spatzner.«
    »Sie sieht nicht nach Düngemittel aus. Und auch nicht nach Lüneburg.«
    »Tja, dann«, etliche Desktop-Fenster gingen auf und wieder zu, die Geschwindigkeit erinnerte an Stroboskopblitze. »Dann existiert sie nicht im Web. Wer weniger als drei Hits hat, den gibt’s faktisch nicht. Wie deine Eli – wenn sie überhaupt so heißt. Vielleicht hat sie dir ja einen falschen Namen genannt.«
    »Ichhab ihren Perso gesehen.«
    »Gefälscht!«, rief Andy. »Eine Spionin.«
    »Ach ja? Und von wo?« Paul nahm sich einen Keks. So viel Dummheit konnte er nicht ohne Zucker ertragen.
    »Nordkorea«, antwortete Andy mit echter Überzeugung. »Die wollen unsere überlegene Technik stehlen. Oh, Mist, schon wieder rausgeflogen. Die Kurve unterm Bettpfosten ist echt sauschwer.«
    Paul warf sich enttäuscht aufs Futon. Er hätte gern gewusst, was Eli machte, welche Musik sie hörte, ihre Hobbys, was sie las, wie ihre Freunde aussahen, was sie so von Skorbut hielt – und ob er in dieses Leben irgendwie reinpassen würde.
    Oder ob alle Hoffnungen zum Scheitern verurteilt waren.
    Da kam ihm eine Idee!
    Wenn er etwas über sie wissen wollte, musste er einfach nur fragen. Und zwar einen Menschen, keinen Computer. Und er wusste auch schon, welchen Menschen. Er hieß Löschi, und seine Handynummer befand sich in Pauls Hosentasche.
    Paul schloss sich für dieses wichtige Gespräch mit Fish-Macs Telefon im Badezimmer ein. Eigentlich war es eher ein Bade-Spind. Neben der Duschwanne mit ihrem Plastikvorhang (auf den die Silhouetten nackter Frauen gedruckt waren) gab es noch ein so nah an der Toilette angebrachtes Waschbecken, dass man ohne fortgeschrittene Limbo-Kenntnisse nicht Platz nehmen konnte. Und das Klo selbst? Es hatte einen Deckel, der es wie ein tropisches Aquarium aussehen ließ.
    Jedes Mal fühlte Paul sich für das Artensterben der Welt verantwortlich. Allein wegen dieses Klodeckels hatte er im letzten Jahr fünfmal an Greenpeace gespendet.
    Ein Nacktmull hatte mehr Gespür für Inneneinrichtung als Fish-Mac.
    Dochdaran hatte Paul sich längst gewöhnt. Das aktuelle Problem war R 2 -D 2 , der riesige Kater von Fish-Mac. Er saß auf dem Klodeckel. R 2 -D 2 war fraglos die bösartigste Katze des bekannten Universums. Und des unbekannten noch dazu.
    R 2 -D 2 fixierte Paul. Augenscheinlich ganz ruhig dasitzend, ohne Anzeichen von Aggressivität. Doch Paul wusste es besser. Näherte man sich R 2 -D 2, sprang einen das Untier an. Der Kater war so dick wie drei zusammengepappte Artgenossen und hatte Mundgeruch für zehn. Ein Tierarzt hatte ihm mal unter Vollnarkose Zähne und Rachen gesäubert, aber Fish-Mac hatte beschlossen, sich den Luxus eines Katers mit frischem Atem nicht noch mal leisten zu müssen.
    Paul hockte sich auf den Wannenrand und lächelte. R 2 -D 2 fauchte und hob eine Pranke. Dann sprang der Kater auf die Fußmatte vor Paul.
    Er war eingekesselt, kein Ausweg mehr. Schachmatt.
    Und er hatte die Badezimmertür abgeschlossen, damit ihn keiner störte.
    R 2 -D 2 schnurrte. Das war unheimlich. Der Kater hatte noch nie geschnurrt. Paul widerstand der Versuchung, ihn zu streicheln, das musste eine Falle sein. Stattdessen stieg er in die Wanne, setzte sich auf die äußerste Ecke und wählte die Nummer von Alexander Löschmeyer.
    Freizeichen. Das war gut. Noch ein Freizeichen. Nicht mehr so gut. Noch ein Freizeichen. Paul wollte auflegen. Das war eine Schnapsidee, oder? Was sollte er sagen? Hallo, ich bin Paolo Birnbaum und in Ihre Freundin verknallt. Meinen Sie, ich bin ihr Typ? Das ging ja gar nicht! Was hatte er sich nur dabei gedacht.
    Es wurde abgenommen.
    »Hallihallo!«
    Die Entscheidung fiel im Bruchteil einer Sekunde. Doch in dieser Zeit passierte verdammt fiel. Paul räusperte
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