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Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß
Autoren: Gerbrand Bakker
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zögernd.
    »Daan, komm.« Daan tat erst, als würde er Gerson nicht hören. Er ging aufs Haus zu, drehte sich aber schließlich doch wieder um. Danach folgte er Gerson uninteressiert und blieb etwa hundert Meter hinter ihm.
    Wir schauten Gerson nach, während er über die Weide Richtung See ging, seinen neuen Stock vor sich hin und her schwenkend. Er trug an diesem Abend seine älteste Jeans und Bergschuhe. Sein Oberkörper steckte in einem engen schwarzen ärmellosen T-Shirt, und sein schwarzes Haar hing ihm bis auf die braunen Schultern, die in dem orangegelben Licht, komisch genug, einen blauen Schimmer hatten. »Wisst ihr, Gerson ist ein hübscher Junge«, sagte Kees, als hätte jemand das Gegenteil behauptet.
    »Ja«, sagte Jan, der Letzte, von dem man es erwartet hätte, leise. »Gerson ist ein hübscher Junge.« Gleich danach schrie er: »Wenn es Gewitter gibt, sofort zurückkommen!«
    Gerson hob seinen Stock und ging weiter.

Ich hatte wenig Lust. Ziemlich wenig Lust sogar. Es hing etwas in der Luft, etwas Bedrohliches. Ich fühlte es und wollte mich zurückziehen, so tief und weit weg wie möglich. In eine Kuhle in der Erde, unters Bett oben an der Treppe, hinter den Holzstapel neben dem Schuppen. Der Stapel, an dem ich Marder rieche und Iltisse und Ratten. Der kleine Schwarze hat mich gerufen. Er gab mir einen Befehl mit einem »o«, und ich musste ja wohl gehorchen. Er hat mich beim Nackenfell gepackt und ins große Wasser geworfen. Großes Wasser ist nicht schlimm, wenn es nur nach Salz schmeckt und ich mich treiben lassen kann. Und wenn sie, der kleine Schwarze und der große Schwarze und die beiden gleichen Weißen, die Stöckewerfer, nur in der Nähe sind, um mich ab und zu hochzuheben.

    Darum hatte ich sehr wenig Lust, dem kleinen Schwarzen zu folgen. Aber nun ja, ich bin eben ein braver Hund. Ich muss auf ihn aufpassen, er ist mein Herrchen. Obwohl es im Moment eher umgekehrt zu sein scheint. Über dem Gras lag ein Licht, das ich nicht mochte. Ich roch viel zu viel. Aus dem Boden stiegen alle möglichen Gerüche. Enten, Ratten, Mäuse und sogar Würmer. Und der Geruch des kleinen Schwarzen natürlich. Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Ich achtete aber auch darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. Er sollte ruhig wissen, dass ich keine Lust hatte. Er winkte mit einem Stock. Erst dachte ich noch, er würde mich meinen. Aber er warf den Stock nicht in die Luft. Ich brauchte nicht hinterherzurennen.

    Meine Hinterpfoten waren schwer. Es ging einfach nicht vorbei. Vor sehr langer Zeit hatte es einen Knall gegeben, und ich flog aus dem sich bewegenden Ding. Ich saß bei dem kleinen Schwarzen auf dem Schoß und knallte gegen etwas Hartes, und das gab nach, und dann lag ich im Gras. Es tat so weh, dass ich anfing, im Kreis herumzurennen. Ich konnte nicht aufhören. Plötzlich standen zwei fremde Pfoten vor mir. Da habe ich reingebissen. Um mir die Schmerzen zu verbeißen. Ich dachte, man würde mich streicheln, ich würde mehr Futter kriegen, und man würde mir den Kopf kraulen. Sie vergaßen mich. Ich saß im Dunkeln vor einem sehr großen und hohen Haus, ohne Futter, ohne dass mir jemand den Kopf kraulte. Als ob Hunde keine Schmerzen haben können. Wir zeigen es bloß nicht so. Ja, erst als es hell wurde, kamen sie und brachten mir was zu fressen, altes Brot. Aber ich habe in die andere Richtung geschaut. Kurz danach, in so einem anderen fahrenden Ding, hielt einer der beiden gleichen Weißen meinen Kopf fest. Er schaute mir ganz tief in die Augen, aber als es danach wieder dunkel wurde und Fressenszeit war, bekam ich noch immer nicht mehr Futter. Seitdem sind meine Hinterpfoten schwer.

    Ich hatte nicht aufgepasst. Ich hatte den kleinen Schwarzen aus den Augen verloren. Ich konnte ihn zwar riechen, aber nicht sehen. Mein Herrchen riecht süß, ich folge seinem Geruch mühelos und gerne. Es geht fast wie von selbst. Die Stöckewerfer riechen zwar auch süßlich, aber ihre Spur ist gleichzeitig ein wenig bitter, wie der Duft von Pappelblättern auf dem Boden. Der große Schwarze riecht sauer, wie ein alter und feuchter Teppich, unangenehm. Früher gab es auch eine große Weiße, die roch am allerbesten von allen. Den Duft habe ich sehr lange nicht gerochen. Ich bellte. Ich hörteein »aa«. Er rief mich. Ich vergaß meine schweren Hinterpfoten und rannte los. Die Luft fing an zu krachen und zu dröhnen, und ich rannte noch schneller. Dröhnende Luft, das gefiel mir nicht. Er nahm das schwarze Teil von seinem
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