Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß
Autoren: Gerbrand Bakker
Vom Netzwerk:
kleiner Hund auf dem Hof«, sagte er, »vielleicht kann er Maulwürfe fangen.« Daan mochte keine Maulwürfe, und Ratten und Mäuse schon gar nicht. Er hatte Angst vor ihnen. Er hatte auch Angst vor Gräben und der Straße, aber das war praktisch, er würde nicht ertrinken und nicht unters Auto kommen. Daan liebte Mutter und Gerson. Obwohl Gerard ihn ausgewählt und gekauft hatte, mochte Daan ihn nicht besonders, und uns benutzte er auch nur dazu, sich Stöcke und Tennisbälle durch den Garten werfen zu lassen. Es ist seltsam, warum so ein Hund aus unerklärlichen Gründen an bestimmten Menschen hängt. Meistens an einem einzigen Menschen, aber Daan hing an Mutter und an Gerson.
    Er hat monatelang, vor allem gegen Abend, leise jaulend vor der Hintertür gesessen. Gerard und wir konnten nichts daran ändern, nur von Gerson ließ er sichtrösten. Der setzte sich dann auf den Fußboden, den Rücken gegen die Waschmaschine gelehnt, und fing an, mit Daan zu reden. Ellenlange Geschichten erzählte er ihm, über alles Mögliche. Es war egal, was er sagte, es ging um den Ton seiner Stimme. Er streichelte Daan nicht und flüsterte ihm keine Koseworte ins Ohr, sondern redete so lange auf ihn ein, bis Daan ihm gegen die Brust sprang und ihm das Gesicht ableckte und wild mit seinem kurzen Schwanz wackelte, was lächerlich aussah, weil Jack-Russel-Terrier fast keinen Schwanz haben. Eines Tages ging Gerson nicht in die Waschküche, als wir Daan vom Wohnzimmer aus leise winseln hörten. »Gerson, tu endlich was an dem Hund«, sagte Gerard, den das Gewinsel so nervös machte, dass er sich nicht mehr auf das Fernsehprogramm konzentrieren konnte.
    »Nein«, sagte Gerson. »Er muss etwas tun.«
    Eine Weile später rannte Daan ins Zimmer. Er rutschte auf dem Parkett aus und schlitterte ein Stückchen weiter. Schließlich bekam er seine Pfoten auf dem Teppich wieder in den Griff, machte einen Riesensprung und landete auf Gersons Schoß. Dort drehte er sich ein paarmal um sich selbst, bellte einmal kräftig und legte sich danach ruhig hin. »So«, sagte Gerson, »jetzt ist er fertig mit dem Trauern. Er hat es vergessen. Jetzt weiß er, dass Mama nie mehr wiederkommt.«
    Gerard schaute sehr seltsam drein, als Gerson das sagte.

    »Vier Männer in einer alten Klapperkiste.« Das sagte Gerard immer, wenn wir zu viert im Auto irgendwohin fuhren. Wir mussten dann an spannende, altmodischeAbenteuerbücher für Jungen denken. In Gerards Zimmer lagen stapelweise Abenteuerbücher. Er hatte sie von seinem Vater bekommen, unserem Opa. Wir durften sie zwar lesen, aber wenn wir ein Buch aushatten, mussten wir es sofort wieder in sein Zimmer legen. An Freunde ausleihen, danach durften wir nicht mal fragen. »Es sind Erbstücke«, sagte Gerard, »damit muss man sorgfältig umgehen.« Wir hatten ihn im Verdacht, dass er die Bücher selbst auch noch las, vor allem, nachdem Mutter verschwunden war.
    Das Auto war alt und klein, aber gut in Schuss. Es war hellblau oder hellgrün, darüber gingen die Meinungen auseinander. Vielleicht sind alle Männer farbenblind. Gerard und Kees sagten, dass das Auto blau sei, Klaas und Gerson hielten es für grün. Weil wir nicht derselben Meinung waren, hatten wir uns auf einen Kompromiss geeinigt. Einen Kompromiss, den Gerson vor Jahren benannt hatte. In der Zeit, als er schon ziemlich gut sprechen konnte, kurz nachdem wir ihn zum ersten Mal bei unserem Spiel hatten mitmachen lassen, ging Gerard mit ihm über den Hof und durch den Garten.
    »Welche Farbe haben die Blätter?«, fragte Gerard.
    »Grün«, sagte Gerson, ohne zu zögern.
    »Und die Regentonne?«
    »Schwarz.«
    »Nein.«
    »Braun?«
    »Das ist besser.«
    »Schwarz ist, wenn wir bei der Buche sind«, sagte Gerson.
    »Genau«, sagte Gerard. »Und der Himmel über dir?«
    »Blau.« Gerson drehte den Kopf. »Und ein bisschen weiß«, fügte er hinzu.
    Als sie vor dem Auto standen, erschien eine tiefe Falte über Gersons Nase.
    »Ja, sag’s nur«, drängte Gerard.
    Gerson dachte noch einen Moment nach und sagte dann: »Schnodder.«
    »Schnodder?«
    Das Auto war schnodderfarben und blieb schnodderfarben.

    Oft waren wir übrigens zwei Männer in einer alten Klapperkiste. Oder drei Männer in einer alten Klapperkiste. Gerson und wir hatten unsere Räder. Wenn Gerard einkaufen ging oder Sträucher in der Gärtnerei besorgte, fuhren wir nie alle drei mit, weil die Einkäufe oder die Sträucher sonst nicht ins Auto gepasst hätten. So klein war es.
    Gerard reparierte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher