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Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß
Autoren: Gerbrand Bakker
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das Auto selbst und wusch und polierte es regelmäßig, wenn er freihatte jedenfalls. Gerard arbeitet bei so einem Betrieb mit drei schwierigen englischen Namen. Weil alles englisch ist, seine Arbeit und sein Chef, wissen wir nicht genau, was er macht. Wir wissen wohl, dass er viel arbeitet, manchmal auch abends oder am Wochenende. Vielleicht ist unsere Mutter darum mit einem anderen Mann weggegangen, weil Gerard so oft nicht zu Hause war.
    Wir halfen ihm ab und zu, das Auto zu waschen, aber wir machten immer was falsch oder nicht gut genug. »Die Radkappen gehören auch dazu«, seufzte Gerard. »Und das Nummernschild.« Der Autowaschtag, meistens ein Samstag, war ein vertrauter Tag. Wir warenalle vier draußen, Daan rannte hin und her und drehte seine Runden, die ihn aber nie weiter wegführten als bis zur Straße oder zu den Gräben, die das Haus umgeben. Wir spielten Schwarz, was besonders schwierig war, weil das Auto und Gerard im Weg standen. Mittags aßen wir Pfannkuchen, die wir reihum backten.
    Im Winter, wenn wir es draußen zu kalt fanden, saßen wir zu dritt im Wohnzimmer und lasen oder schauten durch das große Fenster nach draußen, wo man Gerard durch die Dampfwolken hindurch kaum erkennen konnte. Er sang immer, wenn er das Auto wusch. Sogar wenn er sich wärmte, indem er die Arme um sich schlug, hörte er nicht auf zu singen, was seltsam klang. Wir wissen nicht, ob es möglich ist, aber wenn es möglich ist, dann liebte Gerard sein schnodderfarbenes kleines Auto. Er wollte, dass auch wir das Auto liebten, darum hatte er immer was zu meckern, wenn wir mit dem Gartenschlauch und dem Staubsauger daran herumwerkelten. Aber wir, und auch Gerson, liebten lieber unsere Mutter. Unsere Mutter, die eines Tages in dem großen glänzenden Auto weggefahren und nie mehr zurückgekommen war.

    Trotz seines hektischen Jobs nahm Gerard im Sommer immer zwei oder drei Wochen frei. Wenn wir in Urlaub fuhren, saßen wir zu viert im Auto. Taschen standen zwischen unseren Beinen, Schlafsäcke versperrten die Sicht durch die Rückscheibe. Der kleine Kofferraum war vollgestopft mit Campingsachen. Die Klappe ging nicht mehr zu und war mit einem Tau an der Anhängerkupplung festgebunden. Zum Glück ist Daan ein kleiner Hund, er passte immer noch irgendwie hinein.
    Beim Beladen des Autos musste man planmäßig vorgehen, Schritt für Schritt, Tasche für Tasche. Wenn wir einmal saßen, waren wir völlig eingeklemmt und konnten uns nur noch in eine Richtung bewegen, nämlich samt Auto nach vorne, rauf auf die Autobahn.
    Gerard fuhr immer auf der ganz rechten Fahrbahn. Nicht, weil er das so gerne wollte, sondern weil es nicht anders ging. Er konnte niemanden überholen, nicht mal die Lastwagen, die nur 80 fahren dürfen, aber immer schneller fahren. Außerdem wackelte das winzige Auto im Windschatten der großen Lastwagen dermaßen hin und her, dass es lebensgefährlich war.
    Uns störte es nicht, dass wir immer auf der rechten Spur fuhren. So sahen wir wenigstens noch was von der Landschaft. Gerson fand es auch okay. Er hatte im Auto immer ein wenig Angst, vor allem auf der Autobahn, wo ihm von den vorbeiflitzenden Autos schwindlig wurde.
    Als Gerard ein paarmal auf der linken Fahrbahn fuhr, weil es nicht anders ging, verursachten die Autos, die in rasendem Tempo auf ihn zufuhren, Gerson Schweißausbrüche.
    »Wohin fahren all die Leute bloß?«, fragte er niemand Bestimmten, jedes Mal wenn wir eine weite Reise machten. »Können die nicht ganz normal zu Hause bleiben?«
    Der Einzige, den es eher störte, dass wir nicht schneller fahren konnten, war Gerard. Je länger wir unterwegs waren, desto tiefer beugte er sich übers Steuer. Ohne dass er selbst es merkte, schaukelte er manchmal sogar hin und her, als wenn er das Auto mit seinem Körpergewicht vorantreiben wollte.
    »Gerard«, sagte Gerson dann.
    »Was?«
    »Du schaukelst hin und her.«
    »Ja, ja, ich bin ein wenig steif geworden vom langen Sitzen.«
    »Ja, ja.«
    Danach ging es wieder eine Weile gut.

    Man sollte meinen, dass wir jeden Sommer Urlaub in Italien machten. Man weiß schließlich nie, wen man dort trifft. Aber nein, es war und blieb Frankreich. Im einen Jahr zum Atlantik, im nächsten quer durch die Pyrenäen. Vor zwei Sommern waren wir in der Provence, in Südfrankreich. Wir und Gerson hatten im Schwimmbad von Avignon geschwommen und saßen mit roten Chloraugen am Campingtisch. Gerard breitete die Karte aus, wir planten die Route für den nächsten Tag.
    »Was
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