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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Autoren: Carsten Neßhöver
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Lange bevor man sich grundlegend über die anderen Aspekte der Vielfalt Gedanken machte, begann man, die Naturobjekte zu sortieren und zu klassifizieren. Mit der Entwicklung der heute noch gültigen Nomenklatur von Arten durch Carl von Linné im 18. Jahrhundert wurde bereits früh eine Schema hierfür geschaffen: Verschiedene Arten konnten übersichtlich klassifiziert und damit unterscheidbar gemacht werden. Äußerliche Merkmale wurden dafür genutzt, Bestimmungsschlüssel zu entwickeln. Die heute klassifizierten ca. 1,7 Millionen Arten basieren zum allergrößten Teil auf einer solchen Arbeitsweise, auch wenn seit einigen Jahren genetische Methoden zur Artunterscheidung genutzt werden können und dadurch die Anzahl der bekannten Arten in vielen Artengruppen stark angestiegen ist.
Die innere Vielfalt der Arten – der genetische Code und seine Flexibilität
    Mit der Genetik und den immer detaillierteren Erkenntnissen in der fortschreitenden Entschlüsselung der Gene sind wir auch schnell beim zweiten Faktor der Biodiversität – der genetischen Vielfalt. Ein Faktor, den laut Studie nur 37 Prozent der mit dem Begriff der Biologischen Vielfalt Vertrauten als einen Teil derselben ansehen.
    Carl von Linné hatte davon selbstverständlich noch keinerlei Kenntnis, und auch als Charles Darwin und Alfred Wallace im 19. Jahrhundert die Grundprinzipien der Evolution erkannten und niederschrieben, wussten sie noch nicht, dass Lebewesen durch ihren genetischen Code definiert werden. Durch einen Code, derin seinen beliebig komplizierten Kombinationen aus nur vier Elementen der DNA, den vier Aminosäuren Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin, aufgebaut ist. Und doch ist dieser Aspekt der Verschiedenheit in der Natur zentral – er bedingt die Verschiedenheit innerhalb der Arten, entscheidet darüber, wie die Population einer Art mit Krankheitserregern zurechtkommt oder sich auf veränderte Umweltbedingungen einstellen kann. Bei einer geringen genetischen Vielfalt innerhalb einer Population mag es etwa passieren, dass eine ganze Art durch einen einzigen Erreger ausgelöscht wird. So wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren die Reisernte in weiten Teilen Asiens durch einen Virus bedroht, der zu großflächigen Ernteausfällen führte. Die weit verbreiteste Reissorte war nicht resistent und wurde flächendeckend angebaut. Erst eine neue Züchtung unter Nutzung einer Wildreissorte, deren Gene eine Resistenz gegen den Virus entwickelt hatten, konnte die Verluste durch den Virus zurückdrängen.
    Auch für die Fortpflanzung einer Art kann eine geringe genetische Vielfalt zum Flaschenhals werden. So sind etwa Geparden mit einer sehr geringen genetischen Vielfalt ausgestattet, da die heute lebenden Tiere von einer äußerst kleinen Gruppe abstammen, die vor einigen tausend Jahren existierte. Die geringe Diversität hat sich mit der Zeit auf die Spermienqualität und die Überlebensrate der Jungtiere ausgewirkt, sodass heute – zusätzlich zur starken Konkurrenz durch andere Arten und die Bedrohung durch den Menschen – nur fünf Prozent der Jungtiere erwachsen werden. Für eine seltene Säugetierart mit wenigen Nachkommen ist das keine gute Quote.
    Die Arbeit an der Klassifizierung der Arten – und der Vielfalt innerhalb der Arten, ihrer genetischen Vielfalt – ist allein schon angesichts der Verschiedenheit, die auf der Erde existiert, eine gewaltige Aufgabe. Und ihre Komplexität wächst seit den Tagen von Carl von Linné stetig. Während Linné noch den Ansprucherhob, mit seinem kompletten Werk alle bekannten Pflanzen und Tiere der Erde zu erfassen – die zehnte Auflage seiner „Systema Naturae“ aus dem Jahr 1758 umfasst allerdings gerade einmal 4378 Tierarten, bei den Pflanzen kam er in seinen Hauptwerk „Species Plantarum“ von 1753 auf ca. 7300 Arten –, sind die Experten heute, die Taxonomen, hoch spezialisiert auf einzelne Teilartengruppen, die allein ein Vielfaches dieser Zahlen ausmachen können.
    Allein diese Fülle zwischen Arten und innerhalb von Arten fasziniert den Menschen bereits seit langer Zeit – sonst hätte er sie nicht klassifizieren und damit ordnen wollen, und er würde nicht, wie es ja bis heute der Fall ist, die verschiedenen Vögel beobachten oder Tauben, Hühner oder gar Hunde züchten und damit deren genetische Vielfalt noch weiter vermehren. In diesem Hang des Menschen, die Natur zu verstehen oder zu ordnen, äußert sich unsere enge Bindung zur Natur. Schon frühe Naturkundler waren von der Fülle
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