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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Autoren: Carsten Neßhöver
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des Verschiedenen in der Natur fasziniert, so etwa Alexander von Humboldt. In seinen „Ansichten der Natur“, 1849 in der dritten Auflage erschienen, verbindet er die naturwissenschaftlichen Beobachtungen aus seiner Amerikareise mit seinen philosophischen Ansichten zur Natur und möchte gerade damit „... dem Leser doch einen Teil des Genusses gewähren, welchen ein empfänglicher Sinn in der unmittelbaren Anschauung findet“.
Die Vielfalt im Großen – Lebensräume und Ökosysteme
    Mit den Berichten über seine Amerikareise von 1799 bis 1804, mit seinen Schilderungen des Orinoco und der Anden war Humboldt einer der Wegbereiter für ein neues Interesse an Naturwissenschaften in Deutschland. Die Gesellschaft begann, sich mit der naturwissenschaftlichen Wahrnehmung der Welt auseinanderzusetzen,damit, wie diese Welt geografisch erfasst und begriffen werden kann. Humboldt versuchte in seiner Arbeit auch, den Zusammenhang von Arten und ihren Lebensräumen zu verstehen, womit er die Vielfalt dieser Lebensräume ins Visier nahm und ein Bewusstsein schuf, das uns heute wie selbstverständlich erscheint – täglich können wir faszinierende Naturfilme aus allen Teilen der Erde im Fernsehen betrachten und bekommen damit das dritte wesentliche Element der biologischen Vielfalt auf der Wohnzimmercouch vorgeführt: die Vielfalt der Lebensräume. Die Landschaften, wie wir sie in den Filmen sehen können, sind bei uns schon lange nicht mehr vorhanden. Vor der Sesshaftwerdung des Menschen und der landwirtschaftlichen Nutzung seiner Umwelt war Mitteleuropa ein fast reines Waldland, dominiert von Buchenwäldern, so weit das Auge reichte. Das Eingreifen des Menschen erhöhte zunächst die Vielfalt an Lebensräumen und an Arten, die sich von kleineren Standorten aus verbreiten konnten oder mit dem Menschen in fremde Gebiete einwanderten. Eine Landschaft mit verschiedenartigen kleinteiligen Feldern, Wiesen und Weiden, Hecken und gewundenen kleinen Bächen und Flüssen war noch bis in die 1950er-Jahre Garant einer hohen Vielfalt. Erst in der Zeit danach wich sie zunehmend der intensiv und effizient genutzten und verplanten Landschaft, wie wir sie heute kennen und bei der die Naturnähe bis auf Ausnahmen in den Alpen, an der Nordsee und in den wenigen Nationalparks auf kleine versteckte Gebiete zurückgedrängt ist.
    Genauso wie unsere Urwälder, die Laub- und Mischwälder der gemäßigten Breiten, weltweit bis zum heutigen Tage um über 50 Prozent reduziert worden sind, erging es auch den mediterranen Wäldern, die um 70 Prozent wichen, oder den Steppengebieten, bei denen etwa zwei Drittel der ursprünglichen Fläche durch Umwandlung durch den Menschen verloren gingen. Bei tropischen und subtropischen Wäldern liegen die Quoten bei um die 50 Prozent, hier erwartet man aber in den nächsten Jahrzehntendie größten Verluste. Einzig die nördlichen Wälder der Taiga und die Tundren zum Nordpol hin sind noch größtenteils unverändert, wenn auch sicherlich nicht mehr unberührt. Und auch der Orinoco und die Anden, wie Humboldt sie erlebt hat, tragen heute an vielen Stellen ein anderes Gesicht.
Das Vielseitige – das Zusammenwirken von Genen, Arten und Ökosystemen
    Humboldt war einer der Ersten, der die Faszination, die von der Natur ausgeht, viel weiter fasste, anstatt sich mit der Anzahl verschiedener Arten oder anderer Naturelemente zu begnügen. Ihn interessierte nicht allein die Quantität, sondern auch die Qualität der Natur. Womit Fragen berührt sind wie: Warum funktioniert die Natur so, wie wir sie beobachten können? Warum hängen so viele Arten voreinander ab und halten so ihren Lebensraum zusammen?
    Damit sind Phänomene angesprochen, die viele von uns jeden Tag begeistern können. Wie schafft es ein Bär, nach mehreren Monaten Winterschlaf wieder zu erwachen? Und wie gelingt es einem Wiesenknopf-Ameisenbläuling, zu überleben? Hierzu eine kurze Antwort: Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling beginnt sein Schmetterlingsleben als Larve in einer speziellen Pflanzenart, dem großen Wiesenknopf, in den die Eier gelegt werden. Im Herbst lässt er sich auf den Boden fallen, um sich von Ameisen als potenzielle Beute ins Nest tragen zu lassen. Dort täuscht er aber bei einer ganz bestimmten Ameisenart mit chemischen Botenstoffen vor, eine Ameisenlarve zu sein, und lässt sich so den ganzen Winter über mästen, quasi ein Kuckucksfalter. Im Frühsommer, nach der Verpuppung und Metamorphose, schlüpft er als Falter und flieht
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