Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Autoren: Carsten Neßhöver
Vom Netzwerk:
immer wieder zu großem Streit führen, verwundert es kaum, dass die Mitgliedsstaaten des Übereinkommens bis zum Jahr 2010 brauchten, um sich auf ein verbindliches Rahmenprotokoll zur Umsetzung dieses Ziels zu einigen. Natur ist eben nicht nur schön und der Dienstleister für viele Grundbedürfnisse, sondern auch ein Wirtschaftsgut mit enormem Potenzial.
Biodiversität als eierlegende Wollmilchsau des Umweltschutzes
    Mit all diesen Aspekten – den naturwissenschaftlichen wie den politischen, kulturellen und ökonomischen Dimensionen der Vielfalt – ist die Biodiversität eine Art eierlegende Wollmilchsauder Umweltschutzdiskussion geworden. Ein Begriff, der wahrscheinlich nirgendwo besser passt als hier, denn ein „Tier“, das viele Bedürfnisse des Menschen befriedigt, ist die Biodiversität mit Sicherheit. Sie schafft es, das Spannungsverhältnis zwischen Naturschutz und Naturnutzung zunächst einmal aufzulösen, beide auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und damit eine Grundlage für eine gemeinsame Diskussion dieser Interessen zu schaffen. Und Biodiversität ist zugleich eine naturwissenschaftlich beschreibbare Tatsache wie auch ein Wert für den Menschen, wie Uta Eser, Umweltethikerin aus Nürtingen, schreibt. Die Konfliktlinien ergeben sich in den Details, bei den Wertvorstellungen dazu, welcher Aspekt der Natur am wichtigsten und erhaltungswürdigsten ist, und bei der Spannung, die sich aus der Frage nach Erhaltung oder Nutzung jeder einzelnen Pflanzen- oder Tierart und jedes Ökosystems ergibt, weswegen manche von ihnen weniger und manche mehr werden.
    Neben der Politik haben sich auch die Wissenschaften an der Definition der Biodiversität versucht. Wobei manche Wissenschaftler offen gestehen, dass es keine zufriedenstellende Definition gibt, die alle Aspekte der Vielfalt adäquat abbildet und idealerweise in einer durch die Wissenschaft messbaren Weise zusammenfasst. Der US-amerikanische Ökologe Michael Soulé versucht daher eine eher intuitive Erklärung: Man steht an einer vertrauten Stelle in der Natur, dann geht man hinüber zum nahe gelegenen Canyon oder Wald, hinüber zur nächsten Wiese oder zum nächsten Acker. Man hört die Geräusche, die einen umgeben, und sieht die Organismen um einen herum. Das ist Biodiversität. Und dann geht man auf einen anderen Kontinent. Dort wird es ganz anders sein, aber man würde es immer noch als Leben erkennen.
    Für mich lässt sich dies in drei Worten zusammenfassen: Biodiversität ist der Facettenreichtum der Natur .
    Egal, aus welcher Richtung, aus welchem Blickwinkel jeder von uns die Natur oder ihre Elemente betrachtet, wird man unterschiedliche Dinge sehen und unterschiedliche Dinge wertschätzen. Man wird das Zusammenspiel von Facetten unterschiedlich wahrnehmen. So wird ein Physiker einen großen Schwarm Vögel vielleicht aufgrund der Organisationsfähigkeit des Schwarms fasziniert betrachten. Ein Landwirt mag besorgt sein, dass dieser Schwarm seine frischen Weizenkeimlinge auffrisst. Der Vogelkundler mag denken, dass solche Schwärme früher viel größer waren. Und der Tourist, der für diesen Augenblick womöglich einen weiten Weg gereist ist, wird sich einfach nur am Anblick erfreuen.
    Womit wir auch wieder beim Menschen angekommen sind. Es muss jemanden geben, der die Vielfalt, die Facetten der Natur wahrnimmt und ihr einen guten oder schlechten Wert beimisst, damit sie eine Bedeutung bekommt und man sich mit ihr auseinandersetzen kann. Auch bei anderen Elementen der Vielfalt ist es nicht anders – würden wir Formen unserer kulturellen Vielfalt, ausgedrückt im Essen, in Sprachen, in der Architektur und in den Kulturen allgemein, nicht wertschätzen und sie mit der Identifikation auch einer lokalen oder regionalen Natur nicht verbinden, wäre unser Leben sehr viel ärmer. Und das Wort Facettenreichtum gäbe es vielleicht gar nicht, um die Natur zu beschreiben.

„Biodiversität ist unsere wertvollste,
aber am wenigsten gewertschätzte Ressource.“
    EDWARD O. WILSON,
US-AMERIKANISCHER BIOLOGE
    2. Warum Biodiversität uns etwas wert ist – von Grundbedürfnissen, Bienen, anderen Dienstleistern und vielen schwer fassbaren Facetten
    Für jeden von uns besitzt die Natur eine andere Bedeutung, was zunächst davon abhängt, in welcher Zeit, in welchem Land und in welchem Umfeld wir aufgewachsen sind – ob im Frankenwald oder in Köln, in Afrika oder in Australien. Viele Menschen werden auch gar nicht genau sagen können, warum sie einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher