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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Autoren: Carsten Neßhöver
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der Leistungen solcher Ökosysteme denkt, etwa von Auen, die Hochwasser regulieren, oder von Wäldern, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre verarbeiten und speichern. Um dieses Weniger geht es in Kapitel drei.
    Teile der Natur fördert der Mensch, ob nun beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Diese Teile der Natur werden mehr. Man denke nur an Agrarflächen, an unsere Nutztiere wie Rinder und Hühner oder auch an Arten, die zunehmen, weil ihre natürlichen Feinde durch den Menschen dezimiert oder sie an einen anderen Ort gebracht wurden, wo sie sich ausgesprochen wohl fühlen. Mit solchen Aspekten beschäftigt sich Kapitel vier – mit dem Mehr-Werden.
    All diese Entwicklungen hängen von unseren persönlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen ab, davon, welcher Teil der Natur für uns wertvoll und wichtig ist und aus welchen Gründen. Diese Entscheidungen sind von vielfältiger Art und oft ebenso faszinierend wie die Natur selbst; man muss sie verstehen, wenn man den Umgang des Menschen mit der Natur betrachtet und kritisiert.
    Die Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen in einem Ökosystem wie dem Wattenmeer oder das Wanderverhalten eines Aals oder Lachses scheinen komplex und verblüffend, haben sich aber über Hunderttausende von Jahren hinweg entwickelt. Sie verfügen über eine Geschichte, die in unserer modernen Welt wenig passend erscheint. Aber auch die heutigen Subventionen für Landwirtschaft und Fischerei inklusive ihrer Umweltschäden sind komplex und verblüffend und erscheinen nicht immer logisch. Auch sie haben eine Geschichte, die man berücksichtigen muss, wenn man die Situation verbessern möchte – auch wenn sie vielleicht erst zweihundert Jahre und damit deutlich jünger sind als das Ökosystem Wattenmeer oder die Verhaltensweisen von Aal und Lachs.
    Mit diesem Neben- und Ineinander von Natur und Mensch umzugehen stellt uns seit Beginn unserer Entwicklung vor Herausforderungen, allein schon in der alltäglichen Sicherstellung unseres Wohlergehens, unserer Ernährung, Gesundheit und Sicherheit. Herausforderungen, die heute größer sind denn je, befasst man sich etwa mit den Szenarien um den Verlust an Arten und Ökosystemen, mit dem Verlust an Ackerböden und sauberen Gewässern und dem Klimawandel, ohne dabei die Herausforderungen des Bevölkerungswachstums und des Ressourcenverbrauchs aus dem Blick zu verlieren. Aber während man zu Zeiten der ersten Diskussion um die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums, ausgelöst in meinem Geburtsjahr 1972 durch das gleichnamige Buch von Dennis Meadows, noch relativ wenige Antworten darauf wusste, wie umzugehen sei mit dieser Verwobenheit der menschlichen Entwicklung mit den natürlichen Lebensgrundlagen, bietet uns unser gesteigertes Verständnis des komplexen Geflechts zwischen Mensch und Natur doch viele Ansätze, uns mit diesem Mehr und Weniger auseinanderzusetzen. Dass dies komplex ist, liegt auf der Hand, aber die Ansätze, dies zu verstehen, liegen vor. Dazu mehr in Kapitel fünf des Buches.
    Um all diese Komplexitäten ein wenig zu verstehen, lohnt es sich, auf Reisen zu gehen. Ins Wattenmeer, das ich seit meiner Kindheit besuche, in den Nordatlantik zu Kabeljau und Aal, hinüber nach Florida in die Everglades-Sümpfe und zu deren Einwanderern und in die Waldgebiete der Erde. Dies alles sind Reisen zum nullten Sektor unseres Wirtschaftens und zum Verständnis dessen, wie wir mit ihm umgehen. Und obwohl er nicht mehr da ist, wird uns auch der Dodo auf der Reise hin und wieder begegnen.

„Die seltsame Welt, die wir bewohnen,
ist wundervoller, als sie angenehm ist; schöner,
als sie nützlich ist; sie ist mehr dazu da,
bewundert und genossen, denn als genutzt
zu werden.“
    HENRY DAVID THOREAU,
US-AMERIKANISCHER SCHRIFTSTELLER
    1. Biodiversität oder: Wie man Komplexität in ein Wort steckt
Was man unter Biodiversität alles verstehen kann, warum wir uns damit so schwertun und warum sie uns doch fasziniert und als Ressource unersetzlich ist
    Biodiversität ist kein besonders handlicher Begriff. Es handelt sich um die deutsche Version von „biodiversity“ oder „biological diversity“, also Biologische Vielfalt, die Vielfalt alles Lebenden. Zahlreiche Umfragen in Deutschland und Europa haben gezeigt, dass nur wenigen die Biodiversität ein Begriff ist, und noch weniger ist bekannt, was im wissenschaftlichen Sinne korrekt darunter zu verstehen ist. Manch einer vermutet vielleicht eher ein Ökowaschmittel dahinter als die Vielfalt der Natur um
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