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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Autoren: Carsten Neßhöver
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Biologieunterricht, wieder andere, mich eingeschlossen, das Spielen im Freien und das Erleben von Natur in der Kindheit. Für mich war der Feriensommer auf der Insel Juist im ostfriesischen Wattenmeer entscheidend, den ich jährlich mit Dünenerkundung, dem Fangen von Tieren im Priel und anderen Strandabenteuern verbrachte. Ein Kollege meinte, für ihn habe es wohl mit Supermanzu tun gehabt – wie der Eis und Feuer beherrschte, das habe ihn immer fasziniert (vom Fliegen-Können ganz zu schweigen). Doch bei all ihrer Vielfalt liefen alle Aussagen zuletzt auf drei typische Bilder hinaus: Entweder gab es ein Vorbild in der direkten Umgebung, wie Eltern oder Biologielehrer; oder es kamen Heroen des Fernsehens ins Spiel – neben Jacques Cousteau sicherlich David Attenborough oder in Deutschland Heinz Sielmann oder Bernhard Grzimek; und außerdem spielte das frühe Naturerleben als Kind eine Rolle. Auch wenn wir uns nicht alle beruflich mit Natur beschäftigen, kennt doch fast jeder von uns irgendeine solche bewusste oder unbewusste Grundbeziehung zur Natur. Wie sich das im Kleinen, wie im Großen auf unseren Umgang mit der Natur bis heute und auch in der Zukunft auswirken kann, soll dieses Buch in fünf Kapiteln erkunden.
    Jeder Forschende ist von den Fragen und der Faszination getrieben, die von seinem Forschungsobjekt ausgehen. Die Biodiversität bietet dafür einen besonderen Nährboden – im wahrsten Sinne des Wortes. So wie Charles Darwin neben vielen anderen Studienobjekten auch die Rolle des Regenwurms im Boden untersuchte, so liefert uns unsere Faszination für die Natur neue Einsichten für einen besseren und vielleicht auch entspannteren Umgang mit ihr. In seinem letzten Buch „Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer“, veröffentlicht 1881, berichtete Darwin von verschiedenen Experimenten, die er mit Regenwürmern vorgenommen hatte. Eine seiner Schlussfolgerungen lautete, dass die oberen zehn Zentimeter eines Bodens bis zu zwanzigmal im Jahr durch den Magen der Regenwürmer wandern. Dabei handelte es sich um eines der ersten ökologischen Experimente, das zeigt, wie sehr einzelne Arten die Entwicklung von Ökosystemen beeinflussen und damit auch deren Nutzung durch den Menschen sicherstellen; denn ohne den Wurm wäre der Boden als Ackerboden sehr viel ärmer und weniger produktiv. Bei näherer Betrachtung sind solche Beziehungen meist kompliziertund nicht einfach zu verstehen – in einem Ökosystem ebenso wie in seiner Nutzung durch den Menschen. Mit dem Begriff Biodiversität hat man versucht, dieser Komplexität einen Rahmen zu geben – wissenschaftlich, aber auch politisch. Kapitel eins dieses Buches fasst diesen Rahmen als wichtigen Ausgangspunkt bei einer Reise durch diese Komplexität zusammen.
    Der Mensch schätzt die Vielfalt der Natur in mannigfacher Weise, was das Verständnis seines Umgangs mit ihr ebenso erschwert wie das der Biodiversität. Einerseits beuten wir Natur rücksichtslos aus, andererseits betreiben wir manchmal einen immensen Aufwand für die Erhaltung einzelner Arten. Diese Wertschätzung ist die Gegenseite der Ausbeutung, und wir müssen beide Seiten der Medaille betrachten, um zu verstehen, warum wir mit der Natur so umgehen, wie wir es eben tun. Kapitel zwei nähert sich diesen Facetten.
    Als eine Konsequenz seiner vielfältigen Wertschätzung, aber auch der verwirrenden Vielfalt in der Natur hat der Mensch im wahrsten Sinne des Wortes viel Energie investiert, die Komplexität bei der Nutzung der Natur zu vereinfachen und zu managen – in der Landwirtschaft ebenso wie beim Aufstauen und Begradigen von Flüssen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Diese Vereinfachung produziert zwar an vielen Stellen ein Mehr – z. B. an Lebensmitteln, Bauholz oder Mobiltelefonen –, hat aber an anderen Stellen ein Weniger zur Folge – ob an Dodos, Ackerboden oder intakten Gewässern.
    Sich einen Überblick über das ganze Bild unserer so doppelgesichtigen Beziehung zur Biodiversität zu verschaffen – als eigensinniger Nutzer und weitsichtiger Schützer – erscheint einerseits als schwierig. Andererseits erscheint es aber auch als relativ einfach: Teile der Natur zerstört der Mensch oder wandelt sie um, sie werden weniger. Wir sehen das beim Verlust von Populationen, beim Aussterben ganzer Arten wie dem Dodo, dem Riesenalk oder der Wandertaube oder auch beim Verlust von Ökosystemendurch Umwandlung und Verschmutzung. Aber es geht noch weiter, wenn man an den Verlust
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