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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim
Autoren: Fischnapping
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zurückgekämmtem und gegeltem
Haar, schwarzes Leder, weiße Zähne, der Mund angewidert verzogen.
    Audrey gebot ihr mit einer Hand zu schweigen. »Wenn du
dringend Bares brauchst, könntest du deine Story an die Daily Mail verkaufen. Den Bungalow hab ich
noch, aber er ist vermietet.«
    »Welchen Bungalow? Du hast mir doch erzählt, du hättest
ihn abreißen lassen.«
    »Ich hab übertrieben. Im Eifer des Gefechts, Al. Ich hab
den zerstörten Teil wiederaufbauen lassen. Außerdem geht es dich gar nichts an,
was ich damit gemacht habe. Es ist schließlich mein Bungalow.«
    »Dein Bungalow! Meine Kindheit? Meine Mutter? Dein
Bungalow?«
    Audrey hielt ihre ringlose Hand hoch, zählte an den Fingern
ab. »Deine Kindheit, deine Mutter, mein Scheckbuch, mein Geld und meine
Unterschrift. Außerdem, bevor die ganze Sache passiert ist, hab ich nicht
gedacht, dass du so bald wieder rauskommen würdest, ich dachte ...«
    »Du würdest mich die nächsten hundert Jahre hier drin
schmoren lassen, ja, wir wissen, was du für ein Mensch bist, nicht wahr,
Michaela?«
    Mrs Rump zog eine verdutzte Augenbraue hoch.
    »Wir sollten uns zusammentun«, sagte ich zu ihr, »sobald
sie hinter Schloss und Riegel sitzt. Wir könnten Erfahrungen austauschen, wie
es ist, das Bett mit einer Mörderin zu teilen, all die wilden Säfte, die unter
der Daunendecke fließen. Was meinst du? Gehen wir zu mir oder zu ihr?«
    Audrey beugte sich vor und gab mir eine Ohrfeige. Ich sah
mich um. Bernie zuckte die Achseln. Tja, so ist die Ehe nun mal, die Kollision
von zwei Seelen und drei Körpern.
    »Vergiss den Bungalow«, blaffte sie. »Da sind dir die
Hände gebunden. Der Mietvertrag läuft über zwei Jahre, und die Leute sind erst
vor drei Monaten eingezogen. Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass du drin
wohnen willst, ohne deine Fische.«
    »Ich hab mich schon gefragt, wann wir auf das Thema
kommen.«
    »Ich mochte sie auch, Al. Ich hab sie für dich gekauft, erinnere
dich.«
    »Ja, und du hast sie auch für mich getötet. Meine Tochter
getötet, meine Fische getötet. Manchmal weiß ich nicht, was schlimmer war. Ich
meine, das mit Miranda ist einfach über dich gekommen, aber Torvill und Dean.
Das war kaltblütig.«
    »Das waren sie auch. Schaff dir neue an.«
    »Das wäre nicht dasselbe. Mit dem Teil meines Lebens ist
es aus und vorbei, genau wie mit ihnen.« Ich erzählte ihr nicht, dass ich
Torvill in meiner Zelle hatte, ausgestopft und auf einen Rosenholzsockel
montiert. Dean hatte ich auch mal gehabt, aber irgendwer hatte ihn sich für
einen Akt der Selbstbeglückung ausgeborgt. Danach war er für mich irgendwie
nicht mehr der Alte gewesen.
    »Na, kuck bloß nicht allzu fröhlich aus der Wäsche«, beschwerte
Audrey sich. »Man sollte doch meinen, ich tu dir einen Gefallen.«
    »Ach, einen Gefallen tust du mir? Mein Leben draußen wird
ja auch rundum prima, was?«
    Die Wahrheit war, dass ich mich daran gewöhnt hatte, im
Knast zu sitzen, schließlich war ich in dem festen Glauben gewesen, Michaela
Rump von der Klippe gestoßen zu haben. Okay, ich saß für das falsche Verbrechen
ein, aber ich hatte immerhin jemanden umgebracht. Ich war also kein
Unschuldslamm. Jetzt war das alles durcheinander, auf den Kopf gestellt,
Audrey tat etwas Anständiges, Michaela Rump war wieder quicklebendig. Demnächst
würde Torvill noch oben auf ihrem Sockel anfangen, mit den Lippen zu schmatzen,
und um ein Glas Wasser bitten. Ich musste hier raus.
    Bernie führte mich zurück in den Aufenthaltsraum.
    Randolph Scott saß wieder auf seinem Pferd, aber es
spielte irgendwie keine Rolle mehr. Im Knast passiert nicht viel. Ein Tag ist
mehr oder weniger wie der andere. Um dich bei Laune zu halten, lernst du
vielleicht irgendwas Nützliches, schwitzt ein paar sinnlose Stunden im
Fitnessraum, prügelst dich mit jemandem, der kleiner ist als du, doch im
Grunde bist du am Ende faul, faul und außer Form. Dein Hirn arbeitet nicht mehr
so flink, wie es könnte, und deshalb bist du nicht mehr so geistesgegenwärtig,
wie du mal warst. Du hast für nichts mehr richtig Schwung, richtig Pep. Das
Wiedersehen mit Audrey hatte mir förmlich den Stöpsel rausgezogen. Ich war
leergelaufen, es war nichts mehr übrig. Als ich wieder in meiner Zelle war,
hatte ich kaum noch die Kraft, das Zigarettenpapier aus der Packung zu ziehen.
    Seltsamerweise hatte nicht Audreys Geständnis mich so
fertiggemacht, sondern Michaela Rump, die von den Toten auferstanden war. Die
ganze Zeit im Knast war ich
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