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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance
Autoren: Melvin Burgess
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sagte sie. Ich streckte ein Bein aus, um es ihr zu zeigen. »Na bitte. Siehste?«, sagte sie. Es stimmte, ihr Bein war viel gerader als meins. »Na ja, ich habe ja auch Schuhe an.«
    »Trotzdem, dein Bein zittert wie ein Blatt«, neckte sie mich. Ich schaute auf mein Bein. Es stimmte. Debbie streckte ihr Bein noch einmal aus, und wirklich, es war ruhiger als meins. Sehr viel ruhiger, obwohl es am großen Zeh ein wenig zitterte.
    »Okay, Mädchen. An die Stange. Danke, Mr Braithwaite.« Mrs Wilkinson ging an dem Klavierspieler vorbei, zog ihm eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie an, ohne einen Takt auszulassen. »Und eins und zwei und drei und vier.«
    Meine Nan meint immer, sie hätte Tänzerin von Beruf werden können. Sie hat erzählt, auch Mam hätte das Zeug dazu gehabt, aber tanzen war nicht ihr Ding. Nan hat sie zum Ballettunterricht gebracht, aber Mam ist nicht so drauf abgefahren wie Nan früher. Mam war Musikerin, hat Nan gesagt. Sie hat so gerne Klavier gespielt. Ich stellte mir vor, wie Nan all diese Bewegungen gemacht hat, mit dieser Armhaltung, und Mam auch. Na bitte. Also gibt es in unserer Familie auch noch was anderes außer Boxen.
    Die Mädchen waren alle am anderen Ende der Stange, sodass ich hinter der Miss ein bisschen mitmachte. Beugen und Strecken und Beine raus! Ich beugte mich und streckte mein Bein und schielte über meine Schulter nach hinten.
    Debbie hatte Recht. Es war nicht so leicht, wie es aussah. Ich versuchte, alles nachzumachen, was die anderen machten, und es war wirklich ziemlich schwierig. Die Sache war die, fand ich heraus, du musst dich der Musik überlassen. Das war zwar nicht gerade Marc Bolan oder Bowie, aber der Rhythmus war gut. Da musste man rein. Die Musik musste man fühlen, wie die Miss andauernd sagte. Und dann… auf und ab und eins und zwei und drei und vier und… »… Boxstiefel aus!«
    »Au!«
    Sie trat auf meinen Fuß. Zigarettenqualm zog an meinem Gesicht vorbei. Ich musste husten.
    »Was für eine Größe hast du? Zwei, drei, Stiefel aus! Vier, fünf. Und sechs und sieben.«
    »Miss, was ist mit den Schlüsseln?«
    »Und acht und neun und zehn.« Schon war sie wieder weg, bei den Mädchen.
    Ich wusste nicht, warum sie wollte, dass ich die Stiefel auszog, aber ich tat es. Vielleicht durfte man nicht mit Schuhen in die Nähe der Stange oder so. Als ich den zweiten Schnürsenkel aufband, ließ sie etwas vor mir fallen.
    Na Klasse. Ein Paar scheiß Ballettschuhe. »Trau dich«, sagte sie. »Zieh sie an. Mit den Stiefeln kriegst du keine gerade Linie hin.«
    Na gut. Außer den Mädchen war weiter keiner da, der mich hätte sehen könnten. Und außerdem, ich denke mal, die fanden das gut, dass ein Junge mitmachte. Ich denke mal, sie glaubten, ich wäre ein bisschen anders. Warum also nicht?
    Bloß um es ihnen zu zeigen.
    Sie war eine gute Lehrerin, Mrs Wilkinson. Ich hatte so gut wie keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, wie blöd ich aussehe. Schon hatte sie mich dabei. Auf und ab, auf und ab, eins und zwei und drei und vier und fünf. Und ich denke mal, sie fand mich ganz schön gut und so, denn als sie uns alle mit den Armen nach vorne und den Beinen nach hinten stehen ließ, kam sie zu mir und überprüfte meine Haltung.
    »Schönes gerades Bein«, sagte sie. Es ist wirklich einfacher, wenn man die richtigen Schuhe anhat. Mit den Stiefeln kriegt man keine gerade Linie hin. »Guter Bogen«, sagte sie, was immer das zu bedeuten hatte. Aber es war verdammt schwer.
    Versuch es mal – stell dich auf ein Bein, streck das andere nach hinten und die Arme nach vorne raus, und bleib einfach eine Minute lang stehen ohne zu wackeln. Du wirst sehen. Es ist schwer. Man muss verdammt stark sein. »Dreh das Bein nach außen. Runter mit der Hüfte.« Sie sagte nicht viel. Sie sagte eigentlich gar nichts.
    Ich hatte den Eindruck, sie dachte, ich mach das schon richtig, irgendwie.
     
     
    Später, als ich auf dem Weg nach Hause war, hielt Mrs Wilkinson mit ihrem Auto neben mir an. Das Fenster wurde runtergekurbelt. Auf der Rückbank saß Debbie. Ich hatte gar nicht mitgekriegt, dass das ihre Tochter war.
    Die Miss pustete eine Rauchwolke aus dem Fenster. »Du schuldest mir fünfzig Pence«, sagte sie. »Nein, tu ich nicht.«
    »Doch. Bring das Geld nächste Woche vorbei.«
    »Ich muss boxen, Miss.«
    »Aber du bist doch ein scheiß Boxer«, sagte Debbie. Offenbar hatte die kleine Kuh mich beobachtet. »Gar nicht wahr«, sagte ich. »Er hat mich bloß erwischt,
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