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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance
Autoren: Melvin Burgess
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kostengünstig, also verpisst euch. Das ist die Thatcher. Wo andere Leute ein Herz haben, sitzt bei der eine Faust. Unsere ganze Gemeinde wird über den Jordan gehen. Das ist der Thatcher egal. Wir sind ihr egal – das braucht gar nicht gesagt zu werden –, aber ihr ist auch alles andere egal, solange sie auf ihre Art regieren kann, auch wenn im ganzen Land alles dichtgemacht wird. Die Hälfte hat sie schon dichtgemacht. Die Spinnereien sind alle weg, die Hälfte unserer Industrie ist weg oder ans Ausland verkauft. Jetzt sind wir dran. Anfangs habe ich gedacht, wir können’s packen. Ich habe gedacht, wir könnten ihr eine Lektion erteilen, was die anderen Arbeiter nicht geschafft haben. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, Tja. Vielleicht hat Tony Recht. Vielleicht lasse ich wirklich langsam nach. Ich habe es selber gesehen – alte Kerle wie ich, die viel zu viel zu verlieren haben, die schon zu viel verloren haben. Und ich, ich habe schon fast alles verloren. Meine geliebte Sarah ist gegangen, für immer von mir gegangen. Jeden Tag wache ich auf und denke, kann sie wirklich tot sein? Wie konnte das geschehen? Ich kann es einfach nicht glauben. Und trotzdem, obwohl ich nicht arbeite und jede Menge Zeit habe, ergibt sich einfach keine Gelegenheit, um über sie nachzudenken. Da sind die Jungs, die ich ganz alleine großziehen muss. Da ist der Streik. Du verstehst schon. Es ist schwer, sehr, sehr schwer. Ich mach wegen Tony weiter, weil… was bleibt für Tony, wenn wir verlieren? Denn wenn die Welt morgen stehen bleibt – ich habe gelebt und ich habe gearbeitet und geliebt und meine Kinder gehabt. Aber Tony? Was bleibt ihm? Er wurde großgezogen, um Bergmann zu werden, und was ist ein Bergmann ohne Bergwerk? Also, so ist das. Ich kämpfe für Tony, obwohl ich nicht weiß, ob wir gewinnen können. Ich kämpfe für Billy, obwohl ich ihm nichts bieten kann, selbst wenn wir gewinnen.
    Mehr habe ich nicht für die beiden. Keine Arbeit. Keine Mutter. Keine Zukunft. Nur mich, hier und jetzt. Mehr ist mir nicht geblieben.
    Wenn ich sonnabends kann, gehe ich Billy beim Boxen zusehen. Den Anfang verpasse ich, weil ich auf Streikposten bin, aber da komm ich jedenfalls schon mal in die richtige Stimmung fürs Boxen. Draußen an der Streikfront geht’s ganz schön rau zu. Dass der Polizei das nicht befohlen wird, kann mir keiner erzählen. Die brauchen uns ja nicht mit Samthandschuhen anzufassen, aber so grob müssten sie auch nicht sein. Klar, das will ich dir sagen, wenn wir die Männer, die in den Bussen durch unsere Streikpostenkette brechen, jemals in die Finger kriegen, reißen wir die scheiß Kerle in Stücke. Einige von den jungen Burschen, solche wie Tony, die wollen Blut sehen. Manchmal brüllen sie das sogar: »BLUT, BLUT, BLUT!« Stell dir vor, du sitzt in dem Bus und hörst das. Und du weißt, dass du uns am nächsten Tag im Laden oder auf der Straße oder sonst wo begegnen wirst… Ich bin nicht für Gewalt. Das führt zu nichts, Streikbrecher wird’s immer geben – aber verstehen kann ich’s schon. Da stehen unsere Männer, Reihe für Reihe, mit leeren Händen, haben für die Gemeinde und für die Zukunft ihre eigenen Familien zurückgestellt – und im Schutz der Polizei kommen diese scheiß Kerle, um uns fertig zu machen. Streikbrecher. Da siehst du Männer, neben denen du gearbeitet hast, Männer, die du für Freunde gehalten hast, Männer, mit denen du zur Schule gegangen bist, Leute, denen du vertraut hast – und die fahren im Schutz eines fünf Mann dicken Polizeikordons in den Stollen ein! Tja. Da hat man schon Lust, denen die Schädel einzuschlagen. Als wenn es nicht schon reichen würde, gegen die Bosse zu kämpfen. Und dann noch gegen die eigenen Leute!
    Also – am Sonnabend bin ich hin, um zu sehen, wie mein Junge ein paar Dinger austeilt. Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, wenn die Hand richtig im Handschuh sitzt – klack! – das geht den ganzen Arm rauf bis in die Schulter. Das ist was, was ich getan habe, was mein Dad getan hat und Tony auch. Jetzt ist Billy dran. Ich sage ihm immer: »Du musst kämpfen können, Junge. Wenn du nicht kämpfen kannst, dann kannst du dich nicht wehren, und wenn du dich nicht wehren kannst… tja, dann kannst du’s gleich vergessen.« Das untere Stockwerk vom Bergarbeiter-Klub wurde als Suppenküche für die Streikenden benutzt, deshalb fand auch der Ballettunterricht seit Wochen oben im Turnsaal statt. Lauter kleine Mädchen in Rosa, die
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