Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance
Autoren: Melvin Burgess
Vom Netzwerk:
das ist was für Mädchen.«
    »Männer tanzen anders. Das ist wie Bodenturnen im Fernsehen. Die Männer turnen doch auch anders, oder? Anmutig, aber stark. Verstehst du, was ich meine?« So redet der manchmal, der Michael. Männlich! Aber ich wusste, was er meinte. Bodenturnen ist ein guter Vergleich. Beim Ballett ist das genauso. Ich könnte höher springen als die Mädchen. Wenn man die Muskeln in den Sprung einbringt, kann man verdammt abheben – wie ein Vogel.
    Schließlich habe ich doch einen zweiten Versuch gewagt. Einmal noch, habe ich gedacht. Aber als ich aus dem Haus ging, da hatte ich noch nicht die Absicht. Dad und Tony hatten ihren üblichen Streit und gingen dann auf Streikposten. Ich nahm meine fünfzig Pence vom Kühlschrank, hängte mir die Handschuhe um und ging los zum Training. Aber sobald ich in der Umkleide war und George hörte, bum bum bum… kriegte ich Schiss. Ich dachte, das ist nichts für mich, im Ring rumhüpfen und sich dann von irgend so einem scheiß Trottel platt machen lassen – nein danke. Michael hatte Recht, das ist zu blöde. Also versteckte ich mich in einer der Umkleidekabinen, wartete, bis alle weg waren, und schlich dann zum Ballettunterricht. Der fand diesmal im Erdgeschoss statt, sodass mich niemand sehen würde. Ich war bloß neugierig, mehr nicht. Ich wollte rauskriegen, wie gut ich war, echt.
    Außerdem gefiel mir, dass mir die Mädchen zuguckten. Und dass ich den Mädchen zugucken konnte, machte mir schon gar nichts aus!
    Zuerst war es langweilig und peinlich. Sie machten eine Bewegung nach der anderen, und ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes kam. Ich bewegte mich in die eine Richtung und sie in die andere. Woher sollte ich wissen, was zu tun war? Sie machten das schon ewig. Ich wette, ich hätte jede dieser Bewegungen besser als die Mädchen gekonnt, aber ich wusste nie, was als Nächstes drankam. Die Miss gab vor: »Eins zwei drei, eins zwei drei, eins zwei drei«, aber wie kann man im Takt bleiben, wenn man nicht weiß, was kommt? Ich hatte keinen Schimmer, was ich tun sollte. Ich blieb einfach stehen. »Was soll das?«, fragte sie. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Miss.«
    »Mach es wie die anderen. Tritt zurück, damit du zugucken kannst, eins zwei drei, eins zwei drei. Die Arme bitte, zwei drei, eins zwei drei.«
    Ich tat mein Bestes, aber irgendwie… Ich dachte, das reicht jetzt. Ich dachte, es macht vielleicht doch mehr Spaß, eins auf den Schädel zu kriegen, als hier den Volltrottel zu spielen. Aber dann zeigte sie uns, wie man sich drehte.
    Das hatte ich schon mal im Fernsehen gesehen. Also, wenn sich jemand irre schnell um sich selbst dreht und dann stehen bleibt – ganz plötzlich total still in genau derselben Position steht wie am Anfang. Das ist ziemlich spektakulär, echt. Wenn man das im Boxring täte, würde keiner mehr durchblicken. Man dreht sich irre schnell herum und am Ende schlägt man zu; Mann, der Gegner würde glatt durch die Luft fliegen! Jedenfalls ist das wie bei allen solchen Sachen, da ist ein Trick bei. Das hatte ich nicht gewusst. Man sucht sich einen Punkt an der Wand, fixiert den, hält die Arme in der richtigen Stellung – die Arme halten die Balance –, dann fängt man an zu drehen, aber richtig schnell – und dann bleibt man so stehen, dass man wieder genau den Punkt an der Wand anguckt. Es muss wirklich genau derselbe Punkt sein, es hat keinen Sinn, wenn man erst auf ein Bild an der Wand starrt und am Ende beim Lampenschirm landet. Wenn man es richtig macht, dreht man sich wie ein Kreisel. Wenn nicht, landet man auf dem Rücken. Jedenfalls war ich auch dabei beschissen. Sie zeigte es uns immer und immer wieder.
    Einige der Mädchen haben das ganz gut hingekriegt, echt. Ich wollte es machen wie sie, aber das ließ die Miss nicht durchgehen.
    »Na los, Billy, du bist doch kein Mädchen, oder? Leg mal ein bisschen Kraft rein! Dreh dich, dreh dich! Du bist ein Mann. Du musst abgehen wie eine Rakete!«
    Also machte ich das. Ich wirbelte so schnell herum, dass ich ausrutschte, hinknallte und wie ein Idiot auf dem Boden lag. Die Mädchen guckten zu mir runter. Aber keine hat gewagt zu lachen. Man muss sich schon drauf einlassen können, ein bisschen blöde auszusehen, wenn man anfängt, so was zu lernen, und gut werden will. Wie bei allem.
    »Übe zu Hause«, sagte sie. Und dann gingen wir an die Stange, was viel besser war, denn da ging alles sehr langsam und man konnte gut sehen, wie es ging, und das kriegte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher