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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance
Autoren: Melvin Burgess
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runter, wie Löwen, die sich sammeln. Oder wie Geier. Ein Wagen fuhr an uns vorbei. Ich konnte die Gesichter der Polizisten sehen, die von innen rausstarrten.
    »Der ist fit wie ein Sportler.«
    »Was?«
    »Wayne Sleep. Der ist fit wie ein Sportler.«
    »Aber Daley Thompson könnte der nicht schlagen, jede Wette.«
    »Vielleicht nicht beim Rennen, aber was Ausdauer betrifft schon. Komm doch das nächste Mal! Du kannst ja einfach zugucken.«
    »Ich muss doch boxen, oder?«
    »Wie du willst,«
    Sie wandte sich zum Gehen. Sie wohnte auf der anderen Seite der Stadt. Große Häuser, Gärten. Mittelschichts-Elli. »Bis dann!«
    »Ah ja. Bis dann. Tschü-hüss.«
    Debbie lief weiter den Hügel hinauf. Ich schaute zur Zeche zurück. Die Streikposten johlten zu den Polizisten hinüber, die auf ihre Schilde trommelten, als wären sie Affen. Ein irres Getöse! Das war ein richtiger Krieg, keine Frage, aber weißt du was? Das sah verdammt aus wie eine Revue in einem Fred-Astaire-Film. Jede Wette, ich wäre ein guter Filmregisseur, wenn man mich lassen würde. Jede Wette, außer mir würde niemand auf die Idee kommen, Polizisten als Revuetänzer einzusetzen. Ich klopfte mit dem Fuß auf den Boden und sang:
     
    High hat,
    You gotta feed ‘em high hat.
    Don’t let them know that you care,
    But act like a frigidaire,
    You’ll win like that …
     
    Ich war so mit der Szene da unten beschäftigt, dass ich das Bullenauto hinter mir erst hörte, als es einen leisen Pups von sich gab. Ich bin fast aus der Haut gefahren. Der Bulle hinter dem Steuer lächelte mir zu und zwinkerte. Ich ging von der Straße und blickte ihnen nach. Die Bullen winkten mir zum Abschied aus dem Rückfenster. Ich reagierte nicht.
    Debbie, die macht mir echt zu schaffen. Sie ist ein komisches, kleines, vertrocknet aussehendes Ding. Mittelschicht. Dass die es drauf anlegt, mich scharf auf Ballett zu machen, war zu erwarten, aber sie war nicht die Einzige. Auch Michael fand Ballett in Ordnung. Na ja, Michael ist eben… egal, Michael ist Michael, oder? Er ist jedenfalls ein guter Freund, er sagt einem nie, was man tun soll. Ich habe ihm im Tunnel von Gat’s Cope ein paar Schritte gezeigt, eins, zwei, eins, zwei, während der Schulzeit, als wir Geländelauf machen sollten. Michael und ich mögen Geländelauf nicht. Michael hasst eigentlich alle Sportarten. Mir gefallen manche. Früher habe ich Ewigkeiten damit zugebracht, Fußballtricks zu lernen. So Sachen wie den Ball zwischen die Knöchel klemmen und ihn dann von hinten über den Kopf schleudern. Dann – wenn du schnell bist – kannst du dich umdrehen und den Ball volle Kanne ins Netz knallen. Ich hab ewig gebraucht, bis ich das gekonnt habe. Bloß auf dem Platz, da klappt das nie. Oder den Ball auf dem Fuß tanzen lassen, ihn in der Luft halten, und ihn dann dem Gegner durch die Beine spielen und hinterherlaufen. In einem richtigen Spiel habe ich das aber nur ein paarmal geschafft. Beim Ballett ist es genauso, auf eine Art. Man braucht ewig, um die Bewegungen richtig zu lernen. Bloß, dass kein Ball dabei ist.
    Jedenfalls lassen Michael und ich uns immer zurückfallen beim Geländelauf und verkriechen uns im alten Tunnel unter den Gleisen, während die anderen die große Runde drehen, sich vom Schulhof bis um Gat’s Wood herum und wieder zurück durch den Dreck wühlen. Zehn Minuten lang können wir uns ausruhen und quatschen, bis die anderen über die Brücke kommen. Sobald sie um die Ecke gebogen sind, steigen wir wieder hoch und laufen hinterher. Dadurch sind wir jedes Mal Letzte, aber was soll’s.
    Im Tunnel habe ich Michael ein paar von den Bewegungen gezeigt.
    »Streck mal dein Bein aus«, sagte ich. Ich musste es ihm gerade machen. »Arm raus, eins, zwei!« Er blickte über die Schulter und grinste mich an.
    »Blick nach vorn«, sagte ich. Ich habe ihm alle Bewegungen gezeigt, und soll ich dir mal was sagen? Er war nicht mal annähernd so gut wie ich. Ich musste ihm zeigen, wie’s richtig geht.
    »Du hast Stunden gehabt«, beschwerte er sich. »Stunde. Nur eine«, erklärte ich ihm. »Machst du weiter?«
    »Nee. Wozu?«
    »Du bist doch gut, oder?«
    »Ich denk schon.«
    »Na, dann.«
    »Ich komm mir vor wie ein Idiot.«
    »Du bist ein Idiot. Na und.« Er hielt inne und schaute mich an. »Ich finde, du siehst gut aus, echt. Ich finde, du solltest es machen. Bei dir sieht das sehr…«
    »Was?«
    »Na ja, nicht hart, sondern… männlich aus.«
    »Männlich? Was soll denn das heißen? Außerdem,
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