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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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die menschliche Rasse.
    Sogar Bourdages war vor Entsetzen starr geworden. Er war weder Ideen noch Werten gegenüber empfindlich, aber handfeste und greifbare Realitäten beeindruckten ihn.
    »Da werden Sie wohl noch weitere Mittel brauchen …«
    Kiersten zog aus ihrer Unterlagenmappe eine Aufstellung heraus und verteilte Kopien davon.
    »Der Aktionsetat unserer Polizei reicht gerade aus, um die laufenden Routinemaßnahmen zu bestreiten. Wenn wir aber ernsthaft etwas gegen diesen Handel mit Snuffs unternehmen wollen, müssen wir eine Sondereinheit aufstellen und sie mit den erforderlichen Mitteln ausstatten.«
    »Na und?«, meinte Doug Murphy mit einem Achselzucken. »Da-für gibt es doch die Dringlichkeitskredite. Clarkson sollte sich nach all der Zeit doch damit auskennen. Um welche Größenordnung geht es denn?«
    23

    »Sechs Millionen, verteilt auf fünf Jahre … Aber da liegt nicht das Problem. Entscheidend ist vielmehr, dass ein Etat, der mit einem Dringlichkeitskredit finanziert werden soll, aufgrund einer präzisen Vorlage vom Finanzrat des Schatzamtes gebilligt werden muss. Eine solche Vorlage aber können wir nicht liefern – und wollen es auch nicht. Unsere Maßnahmen müssen geheim bleiben – und das beginnt schon bei deren Finanzierung.«
    »Ohne genaue Begründung? Da käme nur der Sonderfonds für außergewöhnliche Erfordernisse in Frage. Das ist nicht so einfach, wenn es um eine derartige Summe geht! Ganz abgesehen davon, dass die Zustimmung des Premierministers notwendig ist.«
    Murphy warf dabei einen fragenden Blick auf Bourdages.
    »Alex wird nicht sehr begeistert sein«, meinte dieser, »aber man wird ihn irgendwie überzeugen können. Was sind denn Ihre Grün-de für diese strenge Geheimhaltung? Ich kann mir zwar selbst welche vorstellen, aber ich würde das doch gerne von Ihnen hören.«
    »Die breite Öffentlichkeit weiß so gut wie nichts darüber, dass es solche Snuffs gibt«, erläuterte Kiersten. »Wir sind der Meinung, dass das besser auch so bleibt; eine so widerliche Wahrheit darf man ihr wohl verschweigen. Unsere Ansicht wird übrigens von Interpol und vom FBI geteilt.«
    Ada Nalukturuk meldete sich mit überraschend tiefer Stimme zu Wort: »Sie werden die Wahrheit nicht auf Dauer unterdrücken können!«
    »Das wohl nicht, aber doch lange genug, um uns Zeit für die erforderliche Organisation zu lassen, bevor dieser Handel einen Umfang angenommen hat, der sich nicht mehr kontrollieren lässt. Im Augenblick haben wir einen heimlichen, sehr speziellen Markt.
    Wenn über diese Dinge etwas an die Öffentlichkeit dringt, dann ist das eine Art von Werbung für diese neue Form der ›Unterhaltung‹.
    Es wird zu verstärkter Nachfrage kommen – und Steigerung der Nachfrage erzeugt Steigerung des Angebots …«
    24

    »Den Produzenten werden die Ideen nicht so schnell ausgehen«, knurrte Julien. »Und die Zahl möglicher Opfer ist grenzenlos …«
    Kiersten beugte sich zu den Stapeln von Videokassetten hinüber und schichtete ein paar davon um, bis sie die Kassette gefunden hatte, die sie suchte; sie trug einen roten Aufkleber mit einem gro-
    ßen ›C‹ darauf.
    »Es gibt noch einen anderen Grund, warum wir um eine geheime Bewilligung der Mittel bitten«, fuhr sie fort. »Ich habe hier ein Snuff, das einen Handelswert von zwanzigtausend Dollar besitzt.
    Das haben wir zwar nicht gekauft, aber wir mussten immerhin acht-tausend Dollar dafür aufwenden, dass uns ein Informant eine Kopie davon beschaffen konnte. Es war natürlich nicht ganz so einfach, diesen Betrag unter dem Posten ›audiovisuelle Ausstattung‹ unterzubringen, ganz zu schweigen von den Verrenkungen, die nötig waren, als die Rechnungsprüfungsstelle Erläuterungen verlangte…«
    »Zwanzigtausend Dollar?«, fragte Doug Murphy mit einem Unterton von Erleichterung. »Von einem Massenmarkt sind wir immerhin weit entfernt…«
    »Vor fünfzig Jahren konnten sich nur sehr reiche Leute harte Pornografie leisten, wie Sie sie heute in jedem Krämerladen an der Ecke kaufen können!«
    »Zwanzigtausend Dollar!«, wiederholte Murphy und spann offensichtlich seinen Gedanken weiter. »Wer gibt denn derart viel Geld für so etwas aus?«
    »Zum Beispiel fünfzehn- und sechzehnjährige Jungen aus den ersten Familien von Buenos Aires«, antwortete Kiersten und ließ zum ersten Mal Emotionen spüren. »Die schauen sich in der Clique solche Snuffs gemeinsam an – eine neue Form von Initiationsriten, ohne die Risiken …«
    Ada Nalukturuk
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