Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
Vom Netzwerk:
bei den Erwerbungen, da würde man sich ja die Vor-freude verderben …
    Sie warf ihre Sachen erst einmal in der Vorhalle hin und lief in den großen Wohnraum. Dabei nahm sie sich noch nicht einmal die Zeit, ihren Mantel abzulegen. Dort, wohin ihn am Morgen die Möbelpacker gestellt hatten, erwartete sie ein Pleyel-Stutzflügel. In Saint-Brieuc war er allmählich zu einem kaum noch bemerkten Anteil der gewohnten Einrichtung des Hauses geworden. Hier jedoch, in dem ansonsten noch leeren großen Raum, gewann er sofort wieder seine einstige eindrucksvolle Eigenständigkeit. Sie spürte es schon in den Fingern kribbeln: Wenn er erst einmal wieder gestimmt war…
    Sie machte einen kleinen Rundgang in ihrer neuen Wohnung.
    Vor den Fenstern genossen schon Sträuße und Blumenschalen die dürftigen Strahlen der Dezembersonne; man hatte sie verwöhnt.
    (Im schönsten Gesteck, mit Orchideen und weißen Rosen, steckte die Karte der Lagerstein!) Im Esszimmer stand als Provisorium ein Klapptisch mit vier einfachen Stühlen. Auf der Arbeitsplatte in der Küche eine schön verpackte Schachtel mit bunten Bändern darum: Die Glaskanne und die Gläser dann hatte sie selbst anfangs der Woche gekauft und um Verpackung als Geschenk gebeten, um sich selbst eine Überraschung zu bereiten. Heute Abend viel eicht?
    Im Schlafzimmer stand, am Vorabend geliefert, ein großes, luxuriö-
    ses Bett. Wie lange würde ihre Mutter wohl warten bei ihrem ersten Besuch hier, bis sie ihr diesbezüglich Fragen stellte? Auf dem Bo-535

    den waren neben geöffneten Koffern Kleidungsstücke und Ge-brauchsgegenstände ausgebreitet. Aber darüber brauchte man sich nicht aufzuregen: Zu gegebener Zeit würde nichts mehr herumlie-gen, und alles wäre ordentlich aufgeräumt.
    Palominès, der alte Antiquitätenhändler, hatte ihr gesagt, sie kenne sich offenbar gut aus. Sie hatte dazu nur gelächelt. Warum hätte sie ihm sagen sollen, dass sie die Stücke, die sie bei ihm suchte, nicht nach ihrem Handelswert auswählte? Es wäre wohl zu um-ständlich gewesen, ihm das auseinander zu setzen und ihm zu verdeutlichen, dass es ihr um mehr ging als einfach die Möblierung einer Wohnung …
    Sie kleidete sich rasch um und zog zu einem Baumwollpullover ein Paar zu weite Jenas an und zur Schonung des frisch versiegelten Parketts gestrickte Hüttenschuhe. Ihren anschließenden Paso doble unterbrach sie vor dem großen Spiegel, der über dem Kamin hing, und winkte sich darin einen schüchternen Gruß zu. Sie fühlte sich in guter Gesellschaft.
    Sie beglückwünschte sich zum Einbau der Doppelfenster und dieser Wärmeaustausch-Heizkörper, welche in der Werbung ange-priesen worden waren als der höchste derzeit denkbare Heimkom-fort. Sie dachte fröstelnd: »Ich möchte niemals wieder frieren müssen, niemals!«
    Dann setzte sie sich ins Esszimmer und zwinkerte mit den Augen, um sich die mögliche endgültige Einrichtung vorzustellen. Ja, das war's! Keine Frage mehr! Noch morgen würde sie zu dem guten Palominès gehen, mit ihm etwas feilschen und dann eine Anzahlung leisten. Aber sie würde darauf bestehen, dass die Lieferung unmittelbar nach der Rückkehr aus ihrem Urlaub erfolgen müsse.
    Ihr Blick verlor sich in der Ferne. Es konnte sichtlich kein Zweifel daran sein, dass sie einem Gedanken nachhing, der sie glücklich machte…
    536

    In dem Anwesen in Maisons-Laffitte wies alles darauf hin, dass es verlassen war: die geschlossenen Fensterläden, das sich auf dem Boden häufende herabgefallene Laub, das mit einer verrosteten Kette verschlossene Tor, die leeren Vogelnester in den Wipfeln der Bäume.
    Im Garten, in dem schon die Krokusse spitzten, hatte man eine Grube ausgehoben; Hacke und Schaufel lagen daneben. Den aus dem Kofferraum des Wagens geholten Jutesack hatte man bis hierher an den Rand des kleinen Erlenhains geschleift, und auf der Wiese waren noch die Spuren davon wie eine Fährte zu sehen. Auf dem Grund der Grube verschwand der Sack allmählich unter den darauf geworfenen Erdschollen, und Fjodor Gregorowitsch Syssojew unterbrach, nach Luft schnappend, seine Arbeit.
    Catherine schaute ihm dabei zu. Dieser verrückte Kerl hatte es doch wieder geschafft, sie weich zu kriegen – einmal mehr! Dabei war sie ja wirklich nicht von gestern, und durch ihre Arbeit beim Fernsehen hatte sie im Lauf der Jahre doch schon mehr als einen komischen Kauz kennen gelernt. Aber der hier war tatsächlich von ganz besonderem Schlag. Zunächst hatte sie sich ja einfach aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher