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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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Nathalie …«
    »Aber nein, von Marie-Claire.«
    »Ich geb's auf. Wohin gehst du denn?«
    »Ins Wohnzimmer… das ist doch privat! Darf ich, Daddy?«
    Sie klimperte mit den Wimpern, drehte auf dem Absatz um und lief hinaus. Balzac folgte ihr nach einem fragenden Blick auf seinen 522

    Herrn. Er ging davon aus, sicher zu Recht, dass er als Zeuge beim Austausch von Vertraulichkeiten zugelassen sei.
    »Vorhin hat sie mich, als ich ankam, als Padrino begrüßt«, sagte Paddington. »Ich warne Sie: Die macht mich weich!«
    »Wir schreiben ihr da nichts vor«, versicherte Rose. »Ich bin für sie Mia Zia. Am Anfang hat es mir etwas ausgemacht, auf die Rolle einer guten Tante beschränkt zu werden. Aber nur bis zu dem Tag, an dem ich feststellte, dass sie mit dem Wort Mama nichts Liebe-volles verband …«
    Inspektor Boniface legte den Hörer auf und brummelte:
    »Unter einer Stunde wird das wieder nicht abgehen, jede Wette!
    Eines steht fest: Als Weihnachtsgeschenk bekommt sie einen eigenen Anschluss.«
    »Die beschert Ihnen einen ganz schönen Wirbel, mein armer Freund.«
    Julien stimmte mit einer halben Grimasse zu. Und dabei habe er sich seine fünfziger Jahre so geruhsam vorgestellt!
    In seinen Augen schimmerte eine Mischung aus Stolz und Glück.
    Lydia kam zu spät. Dennoch hatte Richter MacMillan seit Kierstens Ankunft im Universitätsclub – eine Viertelstunde vor der vereinbarten Zeit – nicht ein einziges Mal auf seine Uhr geschaut. Seltsam genug! Für dieses Abschiedsessen hatte er sich ein Séparée reservie-ren lassen, und der Zufall hatte es gewol t, dass es das Gleiche war, in dem sich der Senator Murdstone damals mit seinem Freund und Lieferanten Farik Kemal getroffen hatte.
    »Murdstone war hier? Das wusste ich nicht«, sagte der alte Richter. »Da kann ich ja nur hoffen, dass jetzt nicht wieder eine Wanze unter dem Tisch klebt… Übrigens bin ich zufällig vorgestern mit dem Senator zusammengetroffen – wir nahmen beide an einer Sitzung des Ehrenkomitees der Stiftung für die Kinderhilfe teil. Ich 523

    habe dein Einverständnis dafür vorausgesetzt, dass ich ihn bei der Gelegenheit wissen ließ, seine Mitgliedschaft in dieser kleinen ›Gesprächsrunde‹ sei mir durchaus bekannt.«
    »Prima! Und wie hat er reagiert?«
    »Er hat mir mitgeteilt, dass kürzlich in dieser Gruppe ein Platz frei geworden sei, und hat mir angeboten, diesen einzunehmen, wobei er bereit wäre, für mich zu bürgen …«
    »Das kann nicht dein Ernst sein, oder?«
    »Aber ja doch! Und als ich ihm empfohlen habe, seinen Sitz im Senat niederzulegen, hat er über diesen Rat nur amüsiert gelächelt…«
    »Was wirst du unternehmen?«
    »Was ihn betrifft? Gar nichts! Die Abnehmer dieser Snuffs anzu-greifen, ist von vornherein aussichtslos. Erforderlich ist es meiner Meinung nach, die für eine kriminelle Handlung Verantwortlichen daran zu hindern, einen wirtschaftlichen Nutzen aus ihrer Tat zu ziehen. Und genau in dieser Richtung habe ich in Bezug auf ge-setzliche Maßnahmen einige Worte ins Ohr des Premierministers träufeln lassen … Solche Maßnahmen würden es dann zum Beispiel der Justiz ermöglichen, Murdstone wegen illegaler Handlungen bei der Beschaffung eines Snuffs zu verfolgen und nicht etwas deshalb, weil er sich eines innerhalb seiner eigenen vier Wände angeschaut hat…«
    »Und der Premierminister hat dir tatsächlich sein Ohr geliehen?«
    »Ja, durchaus! Und er hat mir sogar eine sehr vernünftige Antwort gegeben. Du solltest nicht vergessen, dass er ein erstklassig ausgebildeter Jurist ist, aber natürlich auch Politiker: Es ist ihm selbstverständlich klar, dass die Medien sofort Front machen würden gegen alles, was sie als Einschränkung der Meinungsfreiheit an-prangern könnten. Und die Serienmörder, die ihre Memoiren zu Geld machen, sind ja schließlich nicht die Einzigen, denen es auf Profit ankommt, nicht wahr? Vielleicht reden wir ein andermal noch mal darüber, einverstanden?«
    524

    Lydia trat mit einem Arm voller schön verpackter Päckchen in das Séparée. Eines davon legte sie vor den Richter hin, zwei andere vor Kiersten: das kleinere sei für sie, das größere für Sandrine. Drei weitere legte sie auf der Anrichte ab, die seien für ihren Besuch bei den Boniface bestimmt: »Auf der Fahrt zum Flughafen werde ich einen kleinen Umweg machen, um mich von ihnen zu verabschieden.«
    Sie setzte sich und erfand rasch eine Entschuldigung für ihre Verspätung. Ihr sichtlich hastig aufgetragenes Make-up
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