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Billionen Boy

Billionen Boy

Titel: Billionen Boy
Autoren: David Walliams
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»KLOROLLEN?«
    »Hast du Dein Sportzeug eigentlich absichtlich vergessen?«, wollte Joe wissen.
    Zu dem Zeitpunkt, als Joe und Bob ihren Geländelauf, oder vielmehr: Geländegang endlich beendet hatten, hatte Mr Bruise die Umkleideräume längst abgeschlossen und Joe und Bob hatten vor dem grauen Betonbau gestanden – Bob nur in Unterhose und zitternd. Sie waren schon beim Schulsekretariat gewesen, aber in der ganzen Schule war keine Menschenseele mehr. Abgesehen vom Hausmeister. Der aber offenbar kein Englisch verstand. Oder sonst eine Sprache – in dieser Angelegenheit jedenfalls nicht.
    »Nein«, antwortete Bob, ein wenig beleidigt über diese Unterstellung. »Ich bin zwar nicht der Schnellste, aber ich kneife nicht.«
    Sie stapften auf dem Schulgelände herum, Joe inTrikot und Sportshorts und Bob in Unterhemd und Unterhose. Sie sahen aus wie zwei Verlierer eines Boygroup-Wettbewerbs.
    »Und wer soll es weggenommen haben?«, forschte Joe weiter.
    »Keine Ahnung. Vielleicht die Grubbs. Die beiden Ekelpakete auf unserer Schule.«
    »Die Grubbs?«
    »Richtig. Es sind Zwillinge.«
    »Aha«, sagte Joe. »Die kenne ich noch nicht.«
    »Du wirst sie schon noch kennenlernen«, antwortete Bob trübsinnig. »Ehrlich gesagt – ich habe ein ziemlich schlechtes Gewissen, dass ich dir dein Geburtstagsgeld abgenommen habe …«
    »Das brauchst du nicht«, antwortete Joe. »Ist schon okay.«
    »Aber fünfzig Pfund sind eine Menge Geld«, wandte Bob ein.
    Für die Spuds waren fünfzig Pfund alles andere als viel Geld. Hier sind ein paar Beispiele dafür, was Joe und sein Vater mit Fünfzig-Pfund-Scheinen anstellten:
Den Grill damit anzünden, anstatt alte Zeitungen zu nehmen
Einen Stapel davon neben dem Telefon als Notizblock benutzen
Den Hamsterkäfig großzügig damit auslegen und sie nach einer Woche wegwerfen, wenn sie anfangen, nach Hamsterpipi zu stinken
Demselben Hamster nach dem Duschen einen Schein zum Abtrocknen überlassen
Kaffee hindurchfiltern
An Silvester Papierhüte daraus basteln
Sie zum Naseschnäuzen verwenden
Durchgekautes Kaugummi hineinwickeln, bevor man sie zerknüllt und einem Butler in die Hand drückt, der sie dann einem Diener in die Hand drückt und der sie wiederum in die Hand eines Dienstmädchens drückt, das dann alles in den Müll wirft
Papierflugzeuge daraus falten und sich gegenseitig damit bewerfen
Das Dienstbotenklo damit tapezieren »Ich hab dich noch gar nicht gefragt, was dein

    Vater eigentlich arbeitet«, sagte Bob jetzt.
    Einen Moment lang überfiel Joe Panik. »Äh … hm … er … er stellt Klorollen her«, antwortete er und log damit nur ein kleines bisschen.
    » Klorollen ?«, wiederholte Bob und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Jawohl«, wiederholte Joe tapfer. »Er stellt Klorollen her.«
    Bob grinste nicht mehr. »Klingt nicht so, als könnte man damit besonders viel Geld verdienen.«
    Joe verzog das Gesicht. »Äh … nein, nicht so sehr.«
    »Dann muss dein Vater aber wochenlang gespart haben, um dir fünfzig Pfund schenken zu können. Guck, hier!« Bob hielt Joe den mittlerweile recht verknitterten Fünfzig-Dollar-Schein mit ernster Miene hin.
    »Nein, behalt das Geld!«, protestierte Joe.
    Aber Bob drückte Joe den Schein schon in die Handfläche. »Es ist dein Geburtstagsgeschenk. Du musst es behalten!«

    Joe lächelte unsicher und schloss die Faust um den Schein. »Danke, Bob. Was arbeitet dein Vater denn?«
    »Mein Vater ist letztes Jahr gestorben.«
    Einen Augenblick lang liefen sie schweigend nebeneinander her. Sein Herzschlag war alles, was Joe hörte. Ihm fiel einfach nichts ein, was er hätte sagen können. Er wusste nur, dass er Mitleid mit seinem neuen Freund hatte. Dann erinnerte er sich, was die Leute sagten, wenn jemand gestorben war: Es tut mir leid.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Du kannst doch nichts dafür«, antwortete Bob. »Ich meine … äh … es tut mir leid, dass er nicht mehr lebt.«
    »Das tut mir auch leid.«
    »Woran ist er … du weißt schon …«
    »Krebs. Es war wirklich schrecklich. Er ist immer kränker geworden und eines Tages bin ich aus dem Unterricht gerufen worden und sollte ins Krankenhaus kommen. Wir haben eine Ewigkeit an seinem Bett gesessen und seinen Atem rasseln gehört. Und mit einem Mal, ganz plötzlich, atmete er einfach nicht mehr. Ich bin hinausgelaufen und habe die Schwester gerufen und sie kam ins Zimmerund hat gesagt, er sei tot. Und jetzt sind wir allein, Mum und ich.«
    »Und was macht deine
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